Likelikelike!

CD-Kritik: Sophie Hunger -The Danger Of Light
Bildquelle: 
twogentlemen.net

Sophie Hunger ist zurück. Und wie! Auf ihrem neuen Album «The Danger of Light» wirkt die Bernerin selbstbewusster und stärker, jedoch ohne ihre hunger’sche Tiefgründigkeit und Fragilität zu verlieren.

 

Für die Aufnahmen zu ihrem vierten Album reiste Hunger von Frankreich nach Amerika, in die Schweiz und zuletzt noch nach Montréal. In Amerika hat sie mit namhaften Musikern wie dem « Red Hot Chilli Peppers»- Gitarrist Josh Klingghofer oder dem Pianisten Nathaniel Walcott (Bright Eyes) zusammengearbeitet. Verantwortlich für die Reisen und Kooperationen ist der Produzent Adam Samuels. Er war es auch, der die Sängerin überzeugt hat live aufzunehmen. Zum Glück, denn Hunger selbst sagt: «Jedes Mal, wenn ich mit Aufnahmen beginne, überlege ich mir, wie ich die Energie der Konzerte ins Studio übertragen kann.» Wer sie einmal live gesehen hat, weiss, dass ihr das auf den bisherigen Alben nur mässig gelungen ist, was die Alben aber durchaus nicht schlechter macht. Ihre unglaubliche Bühnenpräsenz und Ausstrahlung war bisher nur schwer einzufangen, doch auf der neuen CD ist dies definitiv gelungen. 

 

 

So wirken die Lieder komplexer und es braucht einen Moment, bis man sich in ihnen zurechtfindet. Mit jedem Hören wird deutlicher wie viel Arbeit in der Produktion steckt. Neben der Stammband aus Michael Flury (Posaune, Glockenspiel, Gesang), Alberto Malo (Schlagzeug, Perkussion), Simon Gerber (Bass) und Alexis Anérilles (Keys, Bass, Flügelhorn, Gesang) stand Hunger mit zahlreichen weiteren Musikern im Studio.

Wer jetzt denkt, das sei alles zu viel, der irrt: So gibt es auch in etlichen Liedern Passagen, die ausschliesslich von Hungers Stimme getragen werden. Es ist die feine Balance zwischen mächtigen Instrumentalparts und fast schon A-cappella-mässigen Klängen, die das Album abwechslungsreich und interessant machen.

 

Die Welt ändert sich ständig und wir uns mit ihr.

 

Doch wovon die Platte wirklich lebt, ist Sophie Hunger und ihre Gedanken. «Ich nehme, was mir im Kopf herumschwirrt, oft ist es nur ein Bild oder ein Wort, das ich wachsen lasse wie einen Pilz.» Es scheint, als schwirren viele verschiedene Gedanken in Hungers Kopf: die Freiheit, die Veränderung, der Wandel, Soldaten, Geheimnisse. Vor allem Wandel und Veränderung sind stark präsent. Im Auftaktstück Rererevolution, das fulminant startet und eine überraschende Wendung nimmt, indem es plötzlich ganz ruhig wird,  beschreibt sie einen Menschen, der sich so sehr eine Revolution wünscht, dass er sie sich einbildet. Auch in Das Neue steht Wandel im Zentrum: Die Welt ändert sich ständig und wir uns mit ihr. Es sind auch viele Fragen, die Hunger an sich selbst und an ihre Hörer stellt. «How much do I really care?» fragt sie in Can you see me? oder «Where’s my revolution?» in Rererevolution. Mit viel Gefühl erzählt die Sängerin mal aus der Sicht eines Amokläufers («I’m not a stranger» in Perpetrator) oder der Freiheitsstatue («Mir isch schwindlig, aber schwindlig bini nid» in «Z’Lied vor Freiheitsstatue»).

 

 

Es sind solche Gedanken, untermalt mit einer vielfältigen Klangkulisse, die Hungers neues Album spannend und nicht auf Anhieb fassbar machen. 

Und so beschwingt das Album beginnt, so sachte endet es. Mit Mundharmonika und Gitarre verabschiedet sie sich und gibt uns den Ratschlag Take a Turn mit auf den Weg.

Sophie Hunger ist sich trotz internationalem Erfolg selbst treu geblieben. Zum Glück, denn wer sonst würde uns so herausfordern mit seiner Musik und eigenwilligen Art?! Oder um es in Hungers Worten zu sagen: Likelikelike!

 

  • Sophie Hunger
  • Album: The Danger of Light
  • Release-Datum: 28.9.2012
  • Plattenfirma: Two Gentlemen
  • www.sophiehunger.com

 

Live in der Schweiz:

27.11.2012 Bierhübeli, Bern (bereits ausverkauft!)

29.11.2012 Bierhübeli, Bern

30.11.2012 KK, Thun

8.12.2012 Les Docks, Lausanne (bereits ausverkauft!)

11.12.2012 Kaufleuten, Zürich

14.12.2012 Kaufleuten, Zürich (bereits ausverkauft!)

15.12.2012 Kaufleuten, Zürich (bereits ausverkauft!)

16.12.2012 Kaufleuten, Zürich (bereits ausverkauft!)

17.12.2012 Kaserne, Basel

18.12.2012 Kaserne, Basel

20.12.2012 Palace, St. Gallen

21.12.2012 Palace, St. Gallen

22.3.2013 Beausobre, Morges

 

Bilder im Text: © Augustin Rebetez

 

Annik Hosmann / Sa, 13. Okt 2012