Interview: Thomas Hügli

Ein sonniger und warmer Nachmittag, irgendwann Mitte Oktober. Kinder und ihre Eltern sind im Zoo Zürich unterwegs. Luc Jacquet setzt sich auf einen Stein neben einen Kaiserpinguin aus Keramik, zwischen den Füssen hat der Pinguin sein junges Küken. «Diese Figuren sind überdimensioniert, in Wirklichkeit sind sie bestimmt ein Drittel Kleiner», bemerkt Luc Jacquet. «In der Natur werden Kaiserpinguine maximal einen Meter gross und können bis zu 50 Jahre alt werden», fügt er hinzu. Beim Interviewtermin mit dem Dokumentarfilmer zu «Reise der Pinguine 2» bleiben die Kaiserpinguine aber lieber drinnen. Bei über 10 Grad Aussentemperatur ist es ihnen zu warm. 

Ist es wahr, daas im letzten Jahr viele Pinguinkolonien totale Brutausfälle hatten, weil sich die Begebenheiten durch einen Gletscherabbruch und die damit verlängerten Wege vom Brutplatz bis zum offenen Meer extrem verlängerten und so fast alle Küken erfroren und verhungert sind?

Ja, es stimmt tatsächlich. Es gibt im Moment beträchtliche Veränderungen, die im Eis vor sich gehen. Die Arten Kaiser- und Adeliepinguine haben eine sehr fragile Ökologie. Die haben nicht zusätzliche Energiereserven. Der Eiszyklus und das Klima der Antarktis verändern sich. Besonders für die Pinguine waren die letzten Jahre katastrophal. Bis zu 95% der Brut ist verendet.

Sind die Tage der Pinguine gezählt?

Die Wissenschaftler machen sich grosse Sorgen, da in den nächsten 50 Jahren grosse Veränderungen stattfinden werden und die Arten sich nicht schnell genug daran anpassen können. Deshalb sind sie in grosser Gefahr.

Fühlen Sie einen Schmerz für diese Situation? Sie waren dort und haben mit den Pinguinen gelebt?

Es ist nicht nur das es mir weh tut, ich kann es einfach nicht zulassen. Wir müssen alle Arten erhalten, diese und alle anderen Arten der Welt, die in Gefahr sind und in Gefahr kommen werden. Diese Tiere sind Symbole des Lebens und sie stellen die Natur dar, wie sie funktioniert, wenn sie richtig funktioniert und wenn sie verschwinden, heisst das, dass die Natur nicht mehr harmoniert.

Was können wir machen? Jetzt?

Der Energiewandel muss kommen, möglichst schnell. Die vereinbarten Ziele des Klimagipfels einhalten und wenn möglich noch besser. Wir müssen die Mentalitäten in den Köpfen ändern. Wir dürfen uns nicht wie Koloniale Herren aufführen, sondern wir sollten eigentlich mehr wie Manager versuchen, eine nachhaltige Welt zu schaffen.

Was machen die Pinguine in all der Zeit ,wenn sie im Meer sind? Zweidrittel ihres Lebens verbringen sie dort?

Es ist sehr schwer mitzuverfolgen, was sie machen, da die Geräte z.B. GPS nicht solange senden können, wenn sie damit ausgerüstet werden. Die Kaiserpinguine sind eigentlich Wassertiere. Die Tiere kommen nur auf das Land, um sich zu reproduzieren. Nahrung finden sie nur im Wasser. Wasser ist ihr Element. 3000-5000 Kilometer legen sie auf ihren Reisen zurück, bis vor die Küste Australiens oder in den indischen Ozean. Sie sind ans kalte Wasser gewöhnt, weil es die nahrungsreichsten Gewässer sind.

Was denken sie über Zoos?

Ich bin für den Zoo. Es ist gut für die Kinder, die zum ersten Mal Kontakt haben mit den der Natur. Es ist eine komplizierte Frage, weil auch die Ethik mit reinspielt. Aber wenn man keine Empathie spürt für die Tiere und die Natur und damit keine Emotionen damit verbinden, kann wird man sie auch nicht schützen.

Haben sie bei ihren Aufenthalten etwas Philosophisches verspürt? Würden Sie zurück gehen in die Antarktis?

Als ich das erste Mal dort war, war ich drei Monate dort und es tritt ein Overview ein und die ganze Empathie für diesen Ort. Und dann ist die ganze Schönheit der Welt dort, die einem ins Gesicht springt und dann merkt man auch, dass man eigentlich gar nicht gemacht ist für diese Welt, um mit diesen extremen Konditionen zu leben.

Was machen sie, wenn sie nicht gerade ein Film drehen?

Ich suche Geld, um die nächsten Projekte zu finanzieren. Das Geld kommt von den Produzenten, von Mäzenen und Ausstellungen, jedes kleine Ding ist willkommen.

- «Die Reise der Pinguine 2» läuft ab dem 2. November 2017 im Kino. Unsere Kritik.