Archive im Sound-Wunderland

CD-Kritik: Archive -With Us Until You're Dead
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Archive eröffnen ein von Leuten wie Pink Floyd und Massive Attack beeinflusstes Wunderland, bevölkert von 12 Songgeschöpfen wie man sie von Archive gewohnt ist. Schon der Opener «Wiped Out» ist so ein verstörend schönes Juwel, das direkt aus der «Piper At The Gates Of Dawn»-Phase von Pink Floyd entsprungen sein könnte. Erst ganz sanft und wabbernd, bäumt sich das gut sechs Minuten lange Ungetüm zum Monster voller Ecken und Kanten auf, das doch geschliffen daher kommt. Kein Schreien ist Zufall, kein Akkord willkürlich, kein Drumbeat ziellos. Archive starten ihre neue Platte «With Us Until You’re Dead» gleich mit einem Feuerwerk und legen die Latte sehr hoch.  

 

«Stick Me In My Heart» könnte als Ballade durchaus von Martin Gore gesungen sein. «Conflict» ist dominiert von treibenden Schlagzeugsalven. Und «Rise», der knapp dreiminütige Abschluss der Platte, ist ein veritabler Popsong, der das verstörend-faszinierende und durchaus eklektische Wunderland beziehungsweise dessen Tore versöhnlich schliesst. Song der Platte ist aber «Violently». Mit etwas pompösen, an Queen oder die neueren Muse erinnernden (nennen wir es mal) Fanfarenstössen geht der Song los, wandelt sich dann aber in ein wunderbar brodelndes Stück Trip Hop, das je länger, je dichter wird und mit dem Schlachtruf «Who The Fuck» an Klassiker der Band wie «Fuck U» erinnert.

 

Archive gelingt ein Kunststück. Machen wir den Vergleich zum Stabhochsprung. Archive legen mit dem Opener die Latte weit über 7 Meter (Weltrekord bei 6,14 Metern) und überspringen diese Höhe mit dem Stab, den ihr Album bildet, über die 12 Songs gesehen, mühelos. Ein in sich stimmiges Album zu erschaffen ist nicht leicht, Archive haben es meisterlich hinbekommen. Bei der Vorstellung, die Engländer würden es schaffen, diese Hochform auch auf die Konzerte zu übertragen, darf man sich bereits grosse Vorfreude machen.

 

  • Archive
  • With Us Until You’re Dead
  • : Ab sofort im Handel erhältlich
  • Archive live am 19. Oktober im Komplex!
Patrick Holenstein / Di, 02. Okt 2012