London Style
London Grammar, drei englische Musiker um die Sängerin Hannah Reid. Grosse Erwartungen. Sogar der englische Premier David Cameron findet diese Band total cool.
Zur Freude der Anwesenden werden alle Hits gespielt: «Hey Now», «Wasting My Young Years», «Strong», «Nightcall». Über Musikstile lässt sich ja bekanntlich streiten, doch unabhängig davon, ob man dieses Genre nun einer «Mischung aus Ambient, ätherisch-himmlischen und klassischen Komponenten mit melancholischer Gitarre, starker Stimme und besinnlichen Lyrics» zuordnen mag, wie es Wikipedia tut, oder nicht, die Stimme von Hannah Reid ist einmalig und unverwechselbar. Sie ist mal stark und mal weich, mal laut und mal leise, aber immer messerscharf auf dem Punkt. Diese Stimme ist die primäre, tragende und leitende Komponente dieser Musik und dieser Band, und sie macht die Musik so unverwechselbar, wie die Stimme von Annie Lennox damals Eurythmics definierte.
Die drei Musiker werden auf der Bühne ab dem zweiten Stück von fünf Streichern unterstützt. Sieht gut aus und füllt die Bühne, musikalisch ergibt sich dadurch aber kaum ein Zugewinn an Volumen oder Melodiösität. Die Band liefert eine einwandfrei professionelle Show ab, die Musiker verstehen ihr Handwerk. Doch aus meiner erhöhten Position erkenne ich auf den Gesichtern der Zuhörer, dass trotz der stolzen Eintrittspreise von Fr. 60 wenige Emotionen freigesetzt werden. Liegt es an der Band oder eher am Publikum, das den Eindruck macht, als sei es zur Konsumation eines gut gestylten Entrées in den Freitagabend gekommen, der Hauptgang, das Dessert und der Höhepunkt folgen dann aber erst viel später?
Bilder: Bäckstage.ch / © Stephane Kaeser