Partymacher mit Herzschmerz

Konzertkritik: Friska Viljor im Bierhübeli
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Bäckstage / © Tanja Lipak

Wer an Friska Viljor denkt, denkt an lebensfrohe und lustige Schweden. Als die Band um Daniel Johansson und Joakim Sveningsson vor rund zehn Jahren anfing energischen Indie-Rock zu spielen, waren sie gerngesehene Gäste im Berner ISC Club, wie beispielsweise am 175-Jahre-Jubiläum der Universität Bern. Nach 2 Jahren Pause, in denen Sveningsson die Trennung von seiner Lebensgefährtin verkraftete und in neuen Songs verarbeitete, melden sich die Nordeuropäer zurück. Diesmal im deutlich grösseren Berner Bierhübeli, welches zwar nicht ausverkauft, aber sehr gut besucht war. Insbesondere der übergrosse Anteil an eingefleischten Friska-Fans, die jede Zeile mitsangen und -tanzten, sorgte für überschwängliche Stimmung im Berner Traditionslokal.

 

Den Beginn machte die ebenfalls schwedische Band «Side Effects», welche durch ihren Retro-Rock-Look & Feel gut zu Friska Viljor passt. Das Publikum wirklich in Feierabendstimmung zu versetzen, mochte aber anschliessend erst der Hauptact. Die Playlist war sehr gut abgewogen zwischen neuen Songs ihres jüngsten Albums «Broken», sowie allseits geliebten Evergreens wie «Gold», «On My Sofa» oder «Arpeggio». Ebenfalls grandios ausbalanciert war der Auftritt der Bandgründer zwischen den Songs. Sveningssons zeigte sich ausnehmend verletzlich, wenn er über seine Trennung und die daraus entstandene neue Familiensituation sprach. Wie er etwa versucht, seine Kinder partout wach zu behalten, wenn sie bei ihm sind, damit er so viel wie möglich von ihnen hat, wirkt zugleich liebevoll und hilflos. Schön war ebenfalls sein Input, dass er sich nicht für‘s neue Album und die doch etwas melancholisch klingenden Songs entschuldigen möchte. Es sei eine harte und traurige Zeit gewesen und wer von ihnen immer nur lustige Partymusik erwarten würde, der verstehe das Leben und seine Auf und Abs nicht.

 

Trotz dieser ernsteren Momente dürfte der gestrige Abend allen Besuchern als vollkommen perfekter Friska Viljor-Auftritt in Erinnerung bleiben. Es gab zwei Zugaben, zuletzt verabschiedeten sich die Schweden mir ihrem Klassiker «Shotgun Sister». Gefallen hat es deutlich, jenen auf wie denen vor der Bühne. Kein Wunder wurde am Merch-Stand danach gelacht, geplaudert, gefötelet und angestossen. 

 

Das Leben muss gefeiert werden und wer eignet sich dafür besser als Friska Viljor? Jedenfalls, wenn es nach dem gelungenen Gig im Bierhübeli geht. 

 

Tanja Lipak / Do, 24. Jan 2019