Nigerianisch-britischer Soul im Kaufleuten – Jacob Banks auf Yonder Tour
Laut Ticketcorner beginnt das Konzert um 19:30 Uhr. Der Festsaal des Kaufleuten ist zu diesem Zeitpunkt noch halb leer, als Amie Blu als Support Act den Abend mit R&B und Soulklängen eröffnet.
Leider ist ihre Stimme zunächst kaum zu hören – der Backing Track übertönt sie deutlich. Die junge Britin wirkt anfangs etwas scheu und zurückhaltend, während sich der Festsaal langsam füllt.
Dann der Kontrast: Jacob Banks betritt zusammen mit seinem Gitarristen und Drummer die Bühne. Gross, mit einer Sonnenbrille im Gesicht und mit einer Stimme, die sofort den ganzen Raum einnimmt. Auch er wirkt zu Beginn zurückhaltend. Mit den Worten: «Please look after each other and be safe» beginnt er mit dem Song «Mercy» – und zieht damit alle in seinen Bann.
Energiegeladen und gleichzeitig introvertiert verzaubert Jacob Banks seine Fans im Festsaal. Seine Stimme ist tief, warm, kräftig und erinnert an eindringlichen Gospelgesang. Als «By Design» erklingt, gerät das Publikum – überwiegend Frauen – in Ekstase, viele schliessen die Augen. Die Zuhörer:innen lassen sich vollkommen auf die soulige Stimme ein, schwingen sanft im Takt der Musik mit.
Die Stimmung bleibt romantisch, gefühlvoll, fast spirituell – mit «Slow Up», einem Song über menschliche Verbundenheit, trifft der britische Sänger sein Publikum mitten ins Herz. An seiner Mimik erkennt man, wie viel ihm dieser Song bedeutet. Auch das Publikum lässt los, gibt sich völlig der Musik hin. Nach dem Song: Stille. Dunkelheit. Jacob dreht sich vom Publikum ab. Dann geht es weiter – die Spannung bleibt hoch. Mit seinen bekanntesten Songs «Monster» und «Chainsmoking» bringt er das Kaufleuten endgültig zum Beben.
Etwas mehr Live-Instrumente wären wünschenswert gewesen, dafür weniger elektronicshe Tracks. Jacob war zwar mit Drummer und Gitarrist da, was schön war, aber auf die Backing Tracks hätte man verzichten oder alternativ einen Pianisten dazunehmen können.
Zum Abschluss kündigt der ausgebildete Bauingenieur seinen letzten Song an:
«It’s really the last song, I’m not just telling you and then suddenly come back. Please stay safe, get home safe and take care of each other.» Mit den letzten Klängen von «Chainsmoking» verlässt der 33-jährige Nigerianer die Bühne und bedankt sich mit einer stillen Geste beim Publikum.
Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben eine so kraftvolle und zugleich intime Stimme gehört wie die von Jacob Banks. Besonders beeindruckt hat mich seine Gestik und Mimik – er hat die Songs nicht nur gesungen, er hat sie gelebt. Die langsamen, gefühlvollen Stücke haben mich direkt ins Herz getroffen. Für alle, die Soul und Blues lieben – absolut empfehlenswert!
* Titelbild: Mit freundlicher Genehmigung von Shirley von www.loadsofmusic.com. Herzlichen Dank.