We are Iron Man

Movie-Kritik: Avengers: Endgame
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Noch selten hat mich die Besprechung eines Filmes vor so grosse Herausforderungen gestellt wie «Avengers: Endgame». Es ist beinahe unmöglich, näher auf dieses Endzeit-Spektakel einzugehen, ohne die Handlung vorwegzunehmen. Daher wollen wir uns zunächst anschauen, wie es zu diesem beispiellosen Klassiker kommen konnte. 2008 veröffentlichte Marvel Studios – ohne hochtrabende Erwartungen – «Iron Man». Die Geschichte des narzisstischen Lebemanns Tony Stark, der mit seiner flugfähigen Kampfrüstung quasi den Weltfrieden privatisierte. Es folgten das erste Abenteuer vom rechtschaffenen Supersoldaten Steve Rogers und dem herrlich eingebildeten Donnergott Thor, nur um 2012 im ersten Superhelden-Ensemble «Avengers: Assemble» zu gipfeln. Schon damals war klar, dass dieses ungleiche Team in nicht allzu ferner Zukunft auf den wahnsinnigen Endgegner Thanos treffen würde. 

 

Während sieben weiteren Jahren kamen Helden wie Ant-Man, Spider-Man, Doctor Strange, Black Panther, die Wächter der Galaxie und Captain Marvel hinzu. Dabei drehten sich die Geschehnisse oftmals um die sechs Infinity Steine. Kosmische Juwelen, die Elemente wie Zeit, Raum, Kraft, Seele, Verstand und Realität kontrollierten. Thanos gierte nach diesen Artefakten, um mit ihnen die Hälfte aller vernunftbegabten Lebewesen auszulöschen – getrieben von der zweifelhaften Absicht, das Universum vor der Überbevölkerung zu bewahren. Dies gelang ihm schliesslich im Endgame-Vorgänger «Avengers: Infinity War», der allen nahegelegt wird, die noch keine Ausgabe des MCU, dem Marvel Cinematic Universe, gesehen haben. 

 

Das Ende einer beispiellosen Reise

 

Denn Endgame referenziert bereits in den ersten zehn Minuten entscheidende Geschehnisse vom Infinity War-Schlusskampf. Danach sehen sich unsere Helden mit der schier unüberwindbaren Aufgabe konfrontiert, ein Monstrum zu besiegen, dem sie bereits einmal sträflich unterlagen. Ihre mächtigsten Verbündeten sind die Russo-Brüder. Mit «Captain America: The Winter Soldier», «Captain America: Civil War» und «Avengers: Infinity War» haben Joe und Anthony längst unter Beweis gestellt, wie gut sie eine Vielzahl an Superhelden in einen einzigen Film packen können, ohne dass einzelne Charaktere zu kurz kommen. Beispielsweise reüssierten sie dabei, mir die Hauptfigur des verunglückten «Captain Marvel»-Films schmackhaft zu machen. 

 

Und so gelingt es den Brüdern, elf Jahre und zweiundzwanzig Filme in einer ungelogen einzigartigen Endschlacht zum verdienten Abschluss zu bringen. Noch in zwanzig, dreissig Jahren werden wir auf diesen Film zurückschauen. Auf ein liebevoll inszeniertes Finale, das sich mit unzähligen Anspielungen vor jenen Fans verneigte, die diesen Event überhaupt erst möglich gemacht hatten. Ich verliess das Kino mit Gefühlen der Freude, der Trauer und der Anerkennung. Nicht wenige Szenen brachten mich regelrecht zum Schluchzen – und dies berichte ich mit Stolz und aufrichtiger Dankbarkeit. Denn ich wäre tief enttäuscht gewesen, hätte mich Endgame nicht zu Tränen gerührt. Dieser Film ist der Abschluss einer Reise, die es so in der Kinogeschichte noch nicht gegeben hat - und die es, nach dem Weggang der Russos, wohl nie mehr geben wird. Alle Ahnungslosen werden jetzt auf den Zug aufspringen. Oder es für den Rest ihres Lebens bereuen.  

 

Als glühender Verfechter von «Terminator 2» und «Serenity» (2005) werte ich «Avengers: Endgame» als unabdingbaren Meilenstein des SciFi-Kinos. Neulingen sei vorab der Besuch von «Avengers: Infinity War» empfohlen. Mindestens.

 

  • «Avengers: Endgame» (USA 2019) 
  • Regie: Anthony und Joe Russo
  • Darsteller: Robert Downey Jr., Chris Evans, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Brie Larson uva.
  • Laufzeit: 181 Minuten
  • Kinostart: 24. April 2019 

 

 

Mike Mateescu / So, 28. Apr 2019