Hungriger Koch

Moviekritik: Chef
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Paterson Entertainment

Jon Favreau’s Werke kennt jeder und trotzdem ist das Allround-Talent den meisten nicht bekannt. Der Amerikaner spielt häufig Nebenrollen («Seinfeld», «Friends«), ist aber auch als Regisseur («Elf», «Iron Man« 1 & 2) und Produzent («The Avengers» 1 + 2) sehr erfolgreich. Nach einigen Jahren stetiger Blockbusterwerkerei entschied sich Favreau wieder mal selbst Hand anzulegen. Als Drehbuchautor, Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller. Wer dermassen in ein Filmprojekt involviert ist, sollte ein Thema auswählen, das er bestens kennt. Bei Favreau war es das liebe Essen. So spielt er in seinem neusten Film «Chef» einen schöpferisch erschöpften Gourmetkoch, der nach Höherem strebt und dann doch ganz unten weitermachen muss.

 

 

Carl Casper (Jon Favreau) ist ganz nervös, als angekündigt wird, dass der wichtigste Restaurantkritiker der Stadt seine Kochkünste bewerten wird. Voller Tatendrang kreiert er die köstlichsten Speisen, muss aber später einsehen, dass Restaurantbesitzer Riva (Dustin Hoffmann, «Die Reifeprüfung») lieber auf das altbewährte Menu setzt. Es kommt wie es kommen muss, dem Kritiker schmeckt’s nicht und Carl findet sich in der Mid-Life Krise wieder. Denn auch sein Privatleben ist ein wenig versalzen. Zwar führt er eine freundschaftliche Beziehung zu Exfrau Inez (Sofia Vergara, «Modern Family»), doch mit Sohnemann Percy (Emjay Anthony) fehlt es an gemeinsamer Zeit. Am Tiefpunkt angekommen, krempelt Carl sein Leben kurzerhand um und entdeck wieder die köstlichen Aromen des Lebens.

 

 

«Chef» ist ein Feel-Good-Movie der alten Schule. Mit schönen Bildern, interessanten Nebendarstellern (John Leguizamo, Robert Downey Jr., Scarlett Johansson) und einem sympathischen Titelhelden. Favreau erzählt von den Höhen und Tiefen eines Mannes mittleren Alters, der vergass, was wirklich zählt. Der Film richtet sich demnach massgeblich an beruflich erfolgreiche Menschen mit Kindern, die vergessen haben, einfach mal loszulassen. Loszulassen von der Meinung irgendwelcher Kritiker, die sie meist gar nicht kennen und auch loszulassen vom Gedanken, stets die Kontrolle besitzen zu müssen. Denn die Welt ändert sich im Minutentakt. Dieser Aspekt wird sehr amüsant mit Carls ersten Schritten auf Twitter dargestellt. Während Percy allerlei Funktionen von sozialen Netzwerke, insbesondere Marketingaktivitäten, fehlerfrei anwendet, muss Carl feststellen, hier bereits völlig vom Wissen seines Sohnes abhängig zu sein. Eine Situation, die dem einen oder anderen bekannt sein dürfte. Trotz dieser lustigen Momente, schafft es «Chef» nicht, den gleichen Schwung mitzubringen, wie etwa Favreaus Weihnachtsklassiker «Elf» oder die «Iron Man»-Filme. Die Geschwindigkeit ist bei «Chef» wesentlich langsamer.

 

Jon Favreau’s gemütlicher Familienfilm macht Hunger und ermutigt uns einfach mal gelassener zu werden.

 

  • Chef (2015)
  • Regie & Drehbhuch: Jon Favreau
  • Besetzung: John Favreau, Sofia Vergara, John Leguizamo, Scarlett Johansson, Robert Downey Jr.
  • Dauer: 114 Minuten
  • Ab 14. Mai im Kino

 

Tanja Lipak / Do, 14. Mai 2015