Samu Haber kennen viele als Frontmann der finnischen Band Sunrise Avenue. Bevor ihn die Tour zum ersten englischsprachigen Solo-Album, «Me Free My Way», nach Zürich führt, konnten wir mit ihm über die Tour und das Gefühl, wieder auf der Bühne zu stehen, das Album, Freizeit auf Tour und seine Verbindung zum EHC Biel sprechen.

Wie läuft die Tour zum Album bisher?

Es läuft fantastisch. Die Shows sind überall ausverkauft, es ist verrückt. Sogar das Wetter hier in Leipzig ist wunderbar. Nur im Backstagebereich ist es etwas kühl, weil die Türen den ganzen Tag geöffnet sind. Darum war ich etwas krank, aber das bessert sich langsam. Nach einjähriger Pause erneut auf Tour zu sein, macht richtig viel Spass. Wieder auf der Bühne zu stehen ist schön und die Leute sind grossartig.

Was machst du auf Tour, wenn du eine kurze Auszeit brauchst?

Normalerweise treibe ich viel Sport, wenn ich gesund bin. Ist noch ein Konzert geplant, gehe ich es ruhiger an. Sehr cool ist aber immer, in die jeweilige Stadt zu gehen. Manchmal treffe ich Freunde, so wie gestern in Berlin, oder auch in Zürich nächste Woche werde ich Freunde sehen. Ich denke darüber nach, im Zürichsee zu schwimmen, weil das Wasser jetzt für finnische Menschen sehr warm ist. (lacht) Letztlich ist es aber oft Warten auf den Abend, den Soundcheck durchführen und so vergeht die Zeit meist recht schnell.

Wo sind die Unterschiede zwischen einer Tour mit Sunrise Avenue und der Solotour?

Sunrise Avenue haben normalerweise in Stadien und Arenas gespielt und ich nun in kleinen Clubs. (lacht) Aber es ist gar nicht so unterschiedlich. Ich habe die gleichen Gitarren und trage dieselben Jeans wie bei Sunrise Avenue. Natürlich sind die Songs neu und es entstehen immer wieder neue Momente. Aber touren ist touren, jeden Abend mit den Menschen zusammen sein und gemeinsam feiern.

Hast du nicht mehr Arbeit als Solokünstler?

Nicht wirklich, weil ich stets Songs geschrieben und die Promoarbeit gemacht habe, also Interviews und solche Sachen. Ich stand immer auf der Bühne und habe gesungen, selbst «The Voice of Germany» habe ich früher schon gemacht. Ich habe die gleichen Dinge getan, die ich jetzt auch tue.

Als der erste Song und später das Album veröffentlicht wurden, habe ich aber drei Nächte oder so nicht geschlafen. Ich war so nervös.

Wann wusstest du, dass ein Solo-Album entstehen wird und wie gross war der Druck?

Es war irgendwann im letzten Sommer. Ich hatte neue Songs, stellte sie Universal vor und fragte nach ihrer Meinung zu einem Soloalbum. Sie fanden das gut, also habe ich daran gearbeitet und gemerkt, dass ich das Material richtig gern mochte. Als der erste Song und später das Album veröffentlicht wurden, habe ich aber drei Nächte oder so nicht geschlafen. (lacht) Ich war so nervös. Aber es ist schön, manchmal nervös und aufgeregt zu sein, jedenfalls ist es besser als gelangweilt zu sein. Wenn du ein bisschen «Scheisse in die Hose hast», kann das eine gute Sache sein.

In welchem Zeitraum sind die Songs entstanden? Sind es neue Songs oder hast du auch alte Ideen neu bearbeitet?

Die meisten sind neu. Es sind zwei oder drei Songs dabei, an denen ich schon vor vier oder fünf Jahren als Ideen für ein Sunrise Avenue-Album gearbeitet hatte. Alle anderen sind für das Album entstanden.

«You Destroy My Life» ist traurig, aber doch hoffnungsvoll. Basiert der Song auf einer bestimmen Geschichte und was bedeutet er dir?

Tatsächlich ja. Das ist einer der älteren Songs. Wenn ich mich nicht irre, stammt er von 2018. Ich habe den Song zum Weltfrauentag für eine ganz spezielle Frau geschrieben. Damals war ich im Studio in Berlin und konnte ihr darum keine Rosen bringen. Also habe ich mit meinem Freund Nicolas diesen Song geschrieben und ihn ihr mit Glückwünschen zum Frauentag geschickt.

Samu Haber - «What Do I»

«Easy Answers» hebt sich rhythmisch ab, zielt aber auch textlich auf den Zeitgeist, immer sofort einfache Antworten zu fordern. Was kannst du zum Song erzählen?

Ganz ehrlich, eigentlich habe ich den Song über Donald Trump geschrieben. Ich bin über die ganze verrückte Politik, die aktuell auf der Welt stattfindet, gar nicht glücklich. Es scheint, dass wir Menschen manchmal ein wenig doof sind, weil wir einen Guru oder einen Leader wollen, der einfache Antworten verspricht, wie: «Wir bauen eine Mauer und alle Probleme sind gelöst.» Auch in Europa und in Finnland haben wir solche Personen. Manche Aussagen von Politikern und Leadern sind eigentlich ziemlich böse, aber sie verkaufen sie als einfache Lösungen, viele Leute glauben daran und sagen sich: «Wenn wir das so machen, wird alles gut». Aber so funktioniert das Leben nicht, Politik erst recht nicht. Aber ich will den Namen jenes Präsidentschaftskandidaten nicht zu oft nennen, weil er sowieso schon viel zu viel Aufmerksamkeit bekommt. Ich glaube durchaus, dass jeder Mensch gute Seiten hat und niemand durch und durch böse ist, aber er hat mich zum Song inspiriert.

Das erste Solo-Album war in Finnisch. Jetzt hast du zu Englisch gewechselt. Wie kam diese Entscheidung?

Es war nicht wirklich eine Entscheidung, es ist einfach so passiert. Wenn alles gut läuft, veröffentliche ich im nächsten Jahr mehr finnische Songs, aber auch neue Sachen in Englisch. Ich schreibe Songs in Englisch, seit ich 15 Jahre als bin und ich werde das mein Leben lang tun. Die finnischen Songs sind mehr ein Nebenprojekt für mich. Aber ich liebe es und bin sehr glücklich, dass ich das Feuer in meinem Herzen wieder habe, um Songs zu schreiben.

Wir haben vier Frage aus unserer Community. Community-Frage 1 nimmt das Thema nochmals auf: Du spielst auf der Tour keine finnischen Songs. Gibt es dafür einen Grund?

Ich will es nicht, weil es sich merkwürdig anfühlt. Mal schauen, wie es in Helsinki ist, wenn wir dort spielen. Vielleicht denke ich dort darüber nach. Wir haben durchaus darüber gesprochen, Songs von Sunrise Avenue oder finnische Lieder zu spielen, aber es fühlt sich im Moment nicht richtig an, auch wenn es im Grunde meine Songs sind. Es ist aber eine richtig gute Show und ich mag es sehr, die Konzerte mit den Jungs und dem ganzen Team zu spielen und sie mit den Menschen zu geniessen. Ich glaube, es ist nicht notwendig, die finnischen Songs zu spielen.

Community-Frage 2: Hast du ein Lieblingswort in Schweizerdeutsch.

Das ist echt schwer. Ich freue mich sehr auf das Konzert im Volkhaus nächste Woche und auch darauf, durch die Stadt zu laufen. «Grüezi» zu sagen, ist immer schön. Vielleicht ist «Grüezi» das coolste Wort in Schweizerdeutsch. Ich habe einen sehr guten Freund in Zürich, der mich immer wieder solche Sachen lehrt, aber ich vergesse alles wieder.  Ist Bierhübeli ein Wort in Schweizerdeutsch?

Das Bierhübeli ist eine Event-Location in Bern.

Bierhübeli ist vielleicht mein liebstes Wort.

Ich habe über zehn Jahre Eishockey gespielt und bin der grösste, wirklich der verrückteste Fan des Helsinki IFK. Ich schreie wie wild und kenne einige der Spieler, weil es Freunde aus Helsinki sind.

Community-Frage 3: Wann sieht man dich mal wieder an einem Spiel des EHC Biel?

(lacht) Ich denke tatsächlich darüber nach, weil wir nach Zürich eine grössere Tourpause haben. Möglich, dass ich hingehe, um meine finnischen Freunde zu sehen. Es war so cool, als wir vor zwei Jahren ein Play-Off-Spiel schauten. Meine Helsinki-Freunde spielen dort und sie haben Tore geschossen. Ich liebe Schweizer Eishockey, es ist richtig, richtig cool. Wenn ich gesund bin und vielleicht eine Woche in der Schweiz bleibe, könnte ich ein Spiel schauen gehen.

Was bedeutet Eishockey allgemein für dich?

Ich habe über zehn Jahre gespielt und bin der grösste, wirklich der verrückteste Fan des Helsinki IFK. Ich schreie wie wild und kenne einige der Spieler, weil es Freunde aus Helsinki sind. Wenn sie verlieren, schicke ich ihnen Anweisungen, wie sie besser spiele können, weil ich das Spiel ein kleines bisschen besser verstehe als der Coach und alle anderen. (lacht)

Und zum Schluss noch Community-Frage 4: Erste Festivals sind für 2025 bestätigt. Wirst du im kommenden Jahr auch in der Schweiz spielen?

Absolut. Ich denke, sie warten bis die deutschen Termine bereit sind, um gemeinsam zu kommunizieren. Aber ich weiss schon, dass ich im nächsten Jahr in der Schweiz spielen werde, und ich freue mich wirklich, wirklich schon jetzt darauf, weil das Land so wunderschön ist. Ich bin zu 100 Prozent im nächsten Sommer in der Schweiz.

• Künstler: Samu Haber
• Genre: Rock, Pop, 
• Aktuelles Album: «Me Free My Way»
• Mehr Infos auf der Website von Samu Haber

* Samu Haber spielt am 22. Oktober 2024 im Volkshaus Zürich. Beim Ticketcorner gibt es noch wenige Tickets.