Vorzeige-Schweden zeigen Vorzeigeshow

Konzertkritik: Royale Republic im Komplex 475
Bildquelle: 
© Handy-Aufnahme Tanja Lipak

Das Zürcher Komplex 475 war letzten Samstag pumpenvoll. Die Schwedische Band Royal Republic machte auf ihrer «LoveCop»-Tour ihren ersten Halt in der Schweiz, bevor sie im Februar 2025 zurückkehren und in Bern spielen werden. Und die Berner sollte man nun besser vorwarnen. Den die Stimmung, die die 4-köpfige Band um Sänger Adam Grahn generiert, ist beeindruckend. 

 

Die Konzerthalle war bereits während der Vorband - Cari Cari aus Wien - gut mit heiteren Menschen gefüllt. Und nach 3-4 Songs klärte Frontman Alexander Köck auf, was seine Band antreibe: man wolle mal in einem Tarantino-Film gefeatured werden. Hohe Ziele sind das, besonders in Anbetracht dessen, dass Quentin nur noch einen Film drehen möchte. Wünschen tut man es der äusserst sympathischen Band allemal. Ihre Aufgabe - das Aufwärmen des Publikums - meisterten sie bravourös.

 

Als pünktlich wie eine Schweizer Uhr, um Viertel nach 9 Uhr Abends, Royal Republic die Bühne betraten, war die Ekstase hoch. Mitgesungen wurde ab dem ersten Lied «My House», gefolgt von «LoveCop». Beides Titel ihres neusten Albums «LoveCop». Und die Ästhetik des Albumscovers prägte auch diejenige der Show: Grelle Neonfarben, wie frisch aus den 80er Jahren, und eine Band in leicht cringer Lederkluft (mit Perlenschmuck an der Schulterpartie). Man könnte Royale Republic auch als Chippendales des Hard Rocks bezeichnen. Und dies sicherlich nicht despektierlich. Nur bleiben hier die Kleider garantiert an. Zwar sind die Hosen schon gar eine Nummer zu klein, aber da passiert mit Gewissheit nichts, denn Royal Republic sind brav. Fast schon zu brav, um wirklich als Rocker durchzugehen. Als sie mitten in ihrer Show die akustischen Versionen von «Wow Wow Wow» und «Boomerang» spielten, erinnerten sie leicht an eine A cappella-Band aus den 50ern. Und sie wissen, wie aufgesetzt ihr «Fuck» wirkt. Ganz voller Selbstironie meine dann auch Frontman Adam, dass sie im Lied «Freakshow» (ebenfalls vom neuen Album), trotz massenweisem Gebrauch von Motherfucker, das verruchte Label «Parental Advisory - Explicit Content» nicht erhielten. Ein Skandal! Das Publikum ist sich - den getragenen Band-Shirts nach zu urteilen -  definitiv auch Härteres gewohnt. Aber Royal Republic sind sympathisch und spielen gut, sehr gut, sind definitiv Werbeträger der Music Academy in Malmö, wo sie alle studierten und die Band gründeten. 

 

Ein weiterer Faktor, der ebenfalls ein wenig gegen das Rockstar-Image spricht, ist der Hang zur Sicherheit. Als Adam nach dem A cappella-Einsatz in die Zuschauermitte vordrängte, um von dort aus zu singen, standen doch tatsächlich vier Leibwächter um ihm herum. Better Safe than Sorry ist sicherlich nicht falsch, aber ein wenig mehr Mut, etwas «mehr dräck», wie Chris von Rohr so schön sagte, würde der Band auch gut tun. Aber dies ist ein sehr subjektiver Gedanke, den die lauthals mitsingenden und mittanzenden Fans zeigen sich mehr als zufrieden. Und diese Energie schwankte definitiv zurück auf die Bühne und so beendeten Royal Republic ihre Show später als ursprünglich geplant. Als sich Adam mit den Worten verabschiedete, dass sie sehr dankbar sind, diesen Beruf auszuüben und vor einem Publikum aufzutreten, war dies keine Floskel, sondern volle Authentizität. Dafür mag man sie noch mehr.

 

Der Schweiss floss auf der Bühne, wie auch im Publikum. Royal Republic lieferten eine saubere, perfekt inszenierte Show. Hard Rock aber ohne Dräck, dafür mit ganz viel Passion.

 

Tanja Lipak / Mo, 02. Dez 2024