Olli T: «Ich habe die Gitarre gefunden und das war Lava für mich»
Ollie T (Olli Tukiainen) ist ein finnischer Gitarrist, der vor allem durch seine Arbeit mit den Bands Poets of the Fall und Old Gods of Asgard bekannt ist. Er entdeckte seine Leidenschaft für das Gitarrenspiel im Alter von 12 Jahren. Im Laufe der Jahre verfeinerte er sein Handwerk durch ein Musikstudium am Helsinki Pop & Jazz Conservatory, wo er seine Fähigkeiten ausbaute und verschiedene Musikstile erkundete. Im Jahr 2005 veröffentlichte Poets of the Fall ihr Debütalbum, das für die Band den Beginn einer erfolgreichen Reise bedeutete. Dieser Erfolg führte dazu, dass Ollie mit Poets of the Fall international auf Tournee ging und seine bemerkenswerten Fähigkeiten in verschiedenen Projekten unter Beweis stellte, darunter das preisgekrönte Videospiel «Alan Wake 2».
Nachdem er jahrelang an Songs und Solomaterial gearbeitet hatte, veröffentlichte Ollie T 2017 seinen ersten Solotrack «Firefly». Dies markierte den Beginn seiner Entwicklung als Solokünstler, die in seinem ersten vollständigen Soloalbum «Lost Within the Fire» gipfelte, das am 13. Dezember 2024 erscheinen wird. Dieses fesselnde Album bietet eine große Bandbreite an Stimmungen, die von sanften Balladen und weichen Melodien bis hin zu dem extravaganten, brodelnden Gitarren-Chaos reichen, das erstmals in «Firefly» zu hören war. Das Album zeigt auch die Talente aller Mitglieder von Poets of the Fall, einschließlich der Gesangseinlagen ihres Sängers Marko Saaresto.
Wir konnten kurz vor dem Release mit Olli über das Solo-Album und Einflüsse auf seine Musik sprechen. Weiter gibt er Einblicke in die Arbeit am Album bzw. künstlerische Entscheidungen im Laufe der Produktion und er spricht über Gitarristen, die ihn geprägt haben.
Ich hoffe, du hattest bisher einen guten Morgen?
Ja, es ist heute ein spannender Tag. Gestern Abend war ich noch damit beschäftigt, alles für den Release und den Presales Start vorzubereiten und zu kontrollieren, dass die neue Webseite funktioniert. Vor einer Stunde ist alles Online gegangen.
Oh das ist grossartig, da kommt viel Arbeit zusammen für so einen Release.
Absolut!
Das ist dein erstes Solo-Album, wie kam es dazu, dass es fast nur instrumental ist?
Ich habe in der Vergangenheit alle möglichen Sachen mit Vocals gemacht und denke, wir haben eine breite Auswahl an Musikstilen. Gerade mit dem Projekt «Old Gods of Asgard» hatte ich viele Möglichkeiten etwas auszuprobieren. Ich denke, das Einzige, was noch fehlte, war rein Musik, also nur instrumental. Es fühlt sich anders an als ein Vocal-Album umzusetzen, aber die Jungs haben mich in allem unterstützt.
Aber natürlich hatte ich am Ende den Entscheid zu fällen, ob ich das so möchte, schlussendlich ist es mein Album.
Die anderen Bandmitglieder unterstützen dich stark in diesem Projekt. War das von Anfang an klar oder bestand die Möglichkeit, dass du mit anderen Musikern zusammenarbeitest?
Ich habe die Jungs gefragt, ob sie mitmachen möchten und alle sagten sofort zu. Ich wollte das auf jeden Fall umsetzen und hätte andere Musiker involviert, wenn es nötig gewesen wäre, aber ich bin glücklich, dass ich das nicht machen musste. Das grösste war, dass Marko und Captain am Album mitarbeiteten, weil ich deren Hilfe wirklich benötigte, immerhin hat Captain das gesamte Album gemischt und produziert. Und Marco schrieb die Lyrics für ein paar der Songs, machte das Konzept und war auf seine Weise ein grosser Teil des Prozesses. So war der Support für mich sehr wichtig. Natürlich war dann auch die Frage an unseren Bassplayer Jani, an unseren Schlagzeuger Jari und an unseren Gitarristen Jaska, das Projekt mit umzusetzen und ich bin sehr glücklich und dankbar für Ihre Hilfe.
War die Zusammenarbeit einfacher, weil ihr euch schon so gut kennt, oder hat es das Projekt eher schwerer gemacht.
Es ist wie Ying und Yang, du kriegst was, aber du verlierst auch etwas. Ich war sehr glücklich, mit den Jungs zu arbeiten, weil ich weiss, wie sie arbeiten und sie wissen, was sie tun. Ich habe ihnen gesagt: «Macht, was ihr fühlt, was gut ist und was sich natürlich für euch anfühlt.» Daher waren gewisse Dinge für mich auch anders als ich es erwartet hatte. Aber natürlich hatte ich am Ende den Entscheid zu fällen, ob ich das so möchte, schlussendlich ist es mein Album. Aber ich denke das Resultat ist besser, wenn man die Jungs ihr Ding machen lässt. Da waren eine Menge Situationen, wo ich dachte: «Aha, sie sehen die Dinge etwas anders als ich.» Ich habe versucht, da so flexibel wie möglich zu sein.
Ich arbeite zurzeit noch an einem anderen Projekt, meiner Jazz-Band mit anderen Jungs, und da ist es sehr anders, als wenn man schon während Jahren zusammenarbeitet. Ich kenne die Jungs zwar auch schon etwas länger, aber manchmal ist es immer noch schwierig. Somit denke ich, ist es wirklich sehr gut, dass ich den Support und Hilfe meiner Jungs hatte.
Hast du einen Lieblingssong auf deinem Album?
Ich weiss nicht, ob ich jetzt gerade schon einen Favoriten habe. Ich bin noch so im ganzen Prozess drin, alles fertig zu machen und zu schauen, dass alles funktioniert. Ich hatte noch gar nicht die Zeit, rauszufinden, was das speziellste für mich ist. Aber das ist wirklich eine gute Frage. Ich bin nicht sicher, aber ich bin glücklich, dass wir einen wirklich alten Song von meiner zweiten Band, so in eine Form gebracht haben, dass er auf dem Album funktioniert. Es ist definitiv der älteste Song und er hatte über die Jahre manche Wandlung gemacht, aber ich bin glücklich, dass er es auf das Album geschafft hat. Es ist vielleicht nicht der beste Song, aber es ist wichtig, dass er dabei ist.
Olli T feat. Poets of the Fall - Livin‘ the Dream»
Hat die Anordnung der Songs einen Hintergrund?
Es ist gemischt, es ist keine Timeline. Gewisse Songs sind bewusst hintereinander, weil zum Beispiel die Energie gut zusammenpasst, aber sie müssen nicht in dieser Reihenfolge abgespielt werden. Heutzutage, wo die Leute viel auf den Streamingplattformen Musik hören, ist es schwierig mit dem Roten Faden durch ein Album. Es werden meist einzelne Songs gehört und dann wieder zu anderen Künstlern gewechselt. Der erste Titel auf dem Album, «Let the night begin», war von Anfang an als Opener geplant. Der Originalname war «Intro» und der Song danach, «Firefly», war erst nicht so geplant, aber beide Songs sind im selben Flow, die anderen sind entweder etwas langsamer oder dann schneller. Für mich war das ein guter Start ins Album. «Firefly» hatten wir schon vor fünf Jahren released. Die Leute vom Label fanden zwar, dass die aktuelle Single, «livin`the dream», an den Anfang des Albums müsste. Ich fand das unpassend und schliesslich ist es mein Album. (lacht)
Mein erster Gedanke, als ich das Album gehört habe, war «Oh, das ist richtig 80iger Vibe». Gibt es etwas aus den 80iger Jahren, an das du dich erinnerst oder was war der Ausschlag für den 80iger Stil.
Ich denke, in dem Moment, in dem wir gerade Leben, ist es sicher, ein Album mit 80iger Sound zu machen. Es fühlte sich komfortabel an. Ich bin nicht sicher, ob es vor zehn Jahren das Richtige gewesen wäre. Es fühlte sich gut an, also machten wir es auf diese Weise. Das hatte viel mit dem Produktions-Prozess zu tun. Captain hatte dabei eine grosse Rolle und ich denke, er hat genau das gehört, was du erkannt hast. Diesen 80iger Vibe. Klar, ich habe 1989 angefangen mit Gitarre spielen und kann nicht sagen, dass ich die Gitarre wegen den ganzen Gitarren-Heros in dieser Zeit gewählt habe. Aber selbstverständlich waren die damals sehr präsent. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der alle in der Schule Gitarre spielten und alle waren so gut darin. Ich habe so schöne Erinnerungen an diese Zeit, mit der tollen Musik und vielen Talenten. Aber für stand die Musik im Vordergrund, nicht die Musiker selbst, aber natürlich kannst du die Einflüsse bei mir hören.
Wenn wir gerade bei Gitarrenspieler der 80iger sind. Hast du einen Hero aus der Zeit?
Ja klar, ich denke es hat alles angefangen mit Eddie van Halen. Ich habe einen etwas älteren Cousin, der mir «Halen live» von 1986 vorgespielt hat, glaube ich zumindest, und ich war sehr überrascht. Ich hatte mit klassischem Gitarrenspiel angefangen, aber in der Zeit war Jazz bereits sehr wichtig für mich. Ich hatte damals nur Unterricht bei einem klassischen Gitarrenlehrer, aber das war der Startpunkt zu einer grossen Veränderung in meinem Leben, weil mir klar wurde, dass ich mich nur noch aufs Gitarrenspielen fokussieren will. Ich war begeistert von der Kraft des Gitarrenspiels und auch heute noch haben wir dieselben grossartigen Gitarrenspieler und einige neue. Also die direkte Antwort auf die Frage ist Eddie van Halen, Steve Vai und Joe Satriani. In der Zeit gab es so grossartige Gitarristen
Ich erinnere mich, dass ich mit neun Jahren zu meinen Eltern sagte, dass ich gerne Jazz-Gitarre lernen möchte.
War das nie die Entscheidung zwischen verschiedenen Instrumenten? War das von Anfang an die Gitarre?
Das ist ein guter Punkt, ich war fünf Jahre alt, als ich mit Violine begonnen hab. Ich komme aus einer musikalischen Familie und musste ein Instrument wählen. Danach kamen Piano und Cello dazu. Nach drei Jahren Cello, da war ich 12 Jahre alt, realisierte ich, dass dieses Klassik-Ding nicht meins ist. Ich wollte Stamminstrumente spielen, mit denen man natürlicher viele verschiedene Richtungen spielen konnte. Ich erinnere mich, dass ich mit neun Jahren zu meinen Eltern sagte, dass ich gerne Jazz-Gitarre lernen möchte. Aber meine Eltern sagten, ich müsste mit Klassischer Musik starten, weil das die Basis für alles ist, und danach könne ich wechseln. Anfangs wollte ich das nicht, später habe ich aber realisiert, dass es sinnvoll ist und habe es auf diese Weise gemacht. Die Gitarre ist aber das ideale Instrument für alle Stilrichtungen. Ich habe aber diverse Instrumente gelernt und hatte viele Möglichkeiten in meinem Leben, habe schlussendlich aber die Gitarre gefunden und das war Lava für mich. Ich habe nicht nur mit einem Lehrer gelernt, ich wollte immer mehr, also macht ich «Learning by doing», wenn ich am Spielen war.
Ich gebe auch Unterricht und ich merke, ob die Schüler nur ihre Hausaufgaben erledigen. Aber ich sehe auch, wenn sie zuhause von sich aus weitermachen.
Wenn es nicht müssen ist, sondern wollen?
Genau.
Gibt es Pläne für Live-Konzerte oder bleibt es bei einem Album Projekt?
Ich denke, ich bin jetzt auch so weit, es live zu performen, aber es ist natürlich alles eine Frage der Zeit. Wir arbeiten bereits an einem neuen Album und sind engagiert mit unseren ganzen Projekten, es erwartet uns viel Arbeit mit natürlich tollen Sachen, aber ich muss schauen, dass ich für alles Zeit habe. Aber definitiv gibt es Pläne, um das Album live umzusetzen und auf Tour zu gehen. Gerade deswegen bin ich superglücklich, meine Jungs auf der Platte dabei zu haben und hoffe sie sind alle auf Tour dabei. Wir arbeiten daran und ich hoffe wir können es umsetzen. Wir haben noch ein ganzes Leben vor uns und Zeit. (lacht) Ein Album ist ein guter Start, verschiedene Dinge zu tun, egal ob Solo-Gigs oder anderes. Es wäre eine Schande, diese Songs nicht live zu bringen.
- Artist: Olli T
- Aktuelles Album: Lost Within the Fire
- Genre: Rock
- Websie von Olli T