Bloody Beetroots: Es ist immer die Musik, die ruft.
Als wir die Zusage für ein Interview mit The Bloody Beetroots bekommen haben, waren wir zum einen überrascht, dass das Interview um Mitternacht stattfinden sollte, aber auch gespannt, ob Sir Bob Cornelius Rifo auch für das Interview maskiert sein würde – schliesslich treten sie live immer maskiert auf und auch eine ausführliche Suche nach Fotos, die die Band ohne Maske zeigen, blieb erfolglos. Vom Tourmanager wurden wir zum Backstage-Container gebracht, in dem The Bloody Beetroots untergebracht waren und sich für ihren Auftritt vorbereiten konnten. Im Raum befanden sich drei Herren, die gemütlich miteinander quatschten – keiner von ihnen war dabei maskiert. Eric, der Tourmanager stellte uns anschliessend den Jungs vor und dabei stellte sich auch heraus, wer Sir Bob Cornelius Rifo ist, der Kopf von The Bloody Beetroots. Wer eines der Projekte schon live gesehen hat, weiss, dass sie eine extrem wilde und energiegeladene Show abziehen. Rund 45 Minuten vor ihrem Auftritt wirkten sie jedoch extrem entspannt, ruhig und überaus freundlich. Die Whiskyflasche, die auf dem Tisch stand, war unberührt, stattdessen trank Bob einen Kaffee, um für die Show fit zu sein. Von «Chaos & Confusion», wie die aktuelle Tour des Live Projekts heisst, also keine Spur.
Bob, du bist hier beim Interview ohne die typische Bloody Beetroots Venom Maske. Wirst du eigentlich oft erkannt, wenn du so herumläufst?
Es kommt drauf an – wenn ich mein Tattoo zeige, dann ja (Anm. d. Red.: Er hat unterhalb des Halses «1977» tätowiert). Wenn ich es aber verstecke, so bin ich sicher und werde nicht erkannt.
Am Anfang hast du als Bob Rifo Rock Songs gespielt. Wann hast du angefangen, die Songs mit Elektro zu mischen?
Ich habe mit der Bob Rifo Gang, einer Punk-Rock-Garage Band gespielt. Zu dieser Zeit hatte ich aber auch ein Nebenprojekt, das The Bloody Beetroots hiess. The Bloody Beetroots war eigentlich ein DJ-Set für eine Party, diese Party hiess «Party for morons». Und dort waren Bob Rifos Gang und «The Bloody Beetroots»-DJ-Set zusammen. Ich habe dann begonnen neue Songs zu produzieren für das «The Bloody Beetroots»-DJ-Set und diese Songs wurden grösser, als ich gedacht hätte. Deshalb habe ich entschieden, den Schalter auf Bloody Beetroots zu stellen. Jetzt haben wir The Bloody Beetroots Live, The Bloody Beetroots DJ-Set und noch mehr. Es sind etwa vier Projekte auf einmal, die nun da sind.
Du hattest auch das Hardcore Projekt Rifoki mit Steve Aoki. Planst du hier wieder was zu machen?
Ja genau, dieses Projekt hatte ich auch noch mit Steve. Wieso nicht – man weiss nie, was in der Zukunft passiert. Ich werde Steve am 24. September in Ibiza treffen. Da werde ich ihn fragen, ob er dabei wäre, wieder Hardcoreaufnahmen zu machen. Ich weiss nicht, ob er dabei ist, denn es ist vielleicht komisch, nach fünf Jahren wieder so etwas zu machen.
Auf dem Album «Hide» hast du Musiker aus verschiedenen Generationen zusammengebracht, wie Paul McCartney und Tommy Lee. Wie ist es zu diesen Zusammenarbeiten gekommen?
Das ist es halt, was ich so mache, ich bringe Leute zusammen. Wenn man seine Musik liebt und dies leidenschaftlich macht, so ist alles möglich. Ich bin da ein gutes Beispiel dafür, dass alles möglich ist. Ich habe Paul und Tommy kennengelernt und sie sind beide gute Freunde von mir. Sie wollten mit mir zusammen Musik machen und ich auch mit ihnen, deshalb ist das passiert.
Kannst du uns etwas erzählen, wie bei dir der Entstehungsprozess für die Songs abläuft?
Ich bin zwar kein Geschichtenerzähler, aber wenn man eine gute Geschichte hat, so ist dies ein sehr guter Startpunkt. Wenn man all die Bloody Beetroots Sachen anschaut, so sieht man, dass jeder Song einen bestimmten Titel hat, denn ich starte jeweils mit dem Titel.
Im Moment höre ich sehr oft das neue Prince Album, das am 30. September rauskommen wird. Aber auch Aphex Twin, die ich sehr cool finde. Zudem auch Porter Robinson, was zwar EDM ist, jedoch anders, als das EDM, was man sonst so zu hören bekommt.
Du bist Italiener, aber das Albumcover und die Musikvideos sind sehr amerikanisch geprägt…
…das ist, weil ich in Los Angeles wohne.
Ach so, hast du Italien somit verlassen?
Ich lebe auch in Italien, in Turin, genauer gesagt. Ich habe zwei Häuser. Für mich ist es jedoch ungewohnt, zu sagen, dass ich dort und dort wohne. Seit 2006 bin ich immer wieder auf Tour und habe somit eigentlich keinen festen Wohnsitz. Aber ich habe ein paar Häuser um die Welt, aber das ist es auch. Ich weiss selbst nicht genau, wo ich wohne oder wo ich mich momentan zu Hause fühlen sollte.
Vorhin stand Robyn mit Röyksopp auf der Bühne. 2009 hast du einen Remix von ihrem Song «Cobrastyle» gemacht. War sie nie eine Option für ein Featuring?
Wieso nicht? Ich mag Robyn. Ich habe sie nie gefragt, aber ich werde sie nachher gleich fragen gehen (lacht).
Wie wählst du eigentlich diese Zusammenarbeiten aus?
Die Musik ruft die Featurings. Es ist immer die Musik, die nach allem ruft. Ich stelle mir jeweils eine Stimme über dem Song vor, die passen würde. Danach rufe ich Leute wie Paul McCartney, Peter Frampton oder Sam Sparro an. Aber eigentlich ist es die Musik, die nach diesen Featurings verlangt.
Du arbeitest mit fast allen Musikstilen. Hast du eine persönliche Grenze?
Bossa Nova. Aber das ist vielleicht auch was, was ich mir für die Zukunft aufspare (lacht). Wenn ich älter bin, dann werde ich vielleicht Bossa Nova und Latin Jazz spielen.
Welche Musik hörst du eigentlich momentan oft?
Im Moment höre ich sehr oft das neue Prince Album, das am 30. September rauskommen wird. Aber auch Aphex Twin, die ich sehr cool finde. Zudem auch Porter Robinson, was zwar EDM ist, jedoch anders, als das EDM, was man sonst so zu hören bekommt. Hmm, was habe ich sonst noch so auf meinem iPod? Allen Stone zum Beispiel – Soul und RnB, den ich cool finde. Im Moment höre ich aber keinen Punk. Ich habe momentan sehr viele Musik in meinem Kopf.
Vor zwei Jahren hast du hier am Zurich Openair ein DJ Set gegeben und jetzt stehst du mit der Live Band auf der Bühne. Hast du Präferenzen für eines deiner Projekte?
Alle Projekte sind verschieden. Beim DJ-Set spiele ich halt einfach Platten ab und nicht unbedingt meine eigenen Sachen. Bei Bloody Beetroots Live geht es dann nur um die Bloody Beetroots Musik. Sie ist das einzig Wahre und auch dasjenige, was ich am liebsten mache. Jedoch möchte ich damit nicht sagen, dass ich es nicht mag, als DJ aufzutreten. Ich liebe das DJ-ing auch, jedoch ist es halt einfach anders. Selbst für das Publikum ist es nicht dasselbe. Ich möchte das Bloody-Beetroots-Projekt menschlicher werden lassen und Bloody Beetroots Live repräsentiert das.
Instagram und Twitter mache ich selbst. Facebook bloss ab und zu mal, da ich sowieso das Gefühl habe, dass Facebook langsam verschwindet und die neueren Sachen wie Instagram und Twitter mehr aufkommen.
Wie schwierig ist es eigentlich, die Studio-Songs für die Bühne zu adaptieren?
Schlussendlich ist es nur eine Rolle des Sound Designs. Wenn man an den Punkt kommt und ein gutes Sound Design für das Live Set hat, ist alles da.
Arbeitest du bereits an einem neuen Album?
Ja, ich arbeite an einem neuen Album. Ich weiss zwar noch nicht genau, in welche Richtung ich damit gehen werde, aber ich habe schon viele neue Sachen dafür komponiert. Es ist sehr verschieden und geht auch in eine andere Richtung als «Hide». Von den Genres her ist es sehr breit, jedoch glaube ich sowieso überhaupt nicht an Sachen, wie musikalische Genres. Bei den Features steht aber noch ein grosses Fragezeichen.
Auch an einem Buch arbeitest du angeblich momentan, wenn man sich deinen Instagram-Account anschaut?
Es wird sich dabei um ein Fotobuch handeln. Ich habe das nicht spezifiziert, als ich es gepostet habe, aber es wird ein Fotobuch sein.
Wenn wir schon von Social Media sprechen: Du bist sehr aktiv auf den verschiedenen Kanälen und hast mit The Church of Noise eine eigene Social Media Plattform. Machst du da eigentlich alles selbst?
Instagram und Twitter mache ich selbst. Facebook bloss ab und zu mal, da ich sowieso das Gefühl habe, dass Facebook langsam verschwindet und die neueren Sachen wie Instagram und Twitter mehr aufkommen. Ich kümmere mich also schon meist selbst um die Sachen. Es ist gut, wenn man keine Roboter hat, die das machen. So sollte es auch sein.
The Bloody Beetroots feat. Tommy Lee - «RAW»