Wie eine reine Seele zur Wunderlampe findet ...

DVD-Kritik: Aladdin
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© Disney Films

Für den 31. abendfüllenden Trickfilm aus dem Hause Disney liessen sich die Macher vom Orient beeinflussen und wurden bei «Aladdin und die Wunderlampe», einem Märchen aus 1001 Nacht, fündig. Zur Erinnerung: Scheherazade erzählt in «1001 Nacht» einem mörderischen Wesir, der von seiner Frau betrogen wurde und sich aus Rache jede Nacht eine Jungfrau holt, um sie am nächsten Morgen umzubringen, spannende Geschichten, unterbricht aber jeweils an den interessantesten Stellen, damit der Wesir weiterhören will und das Morden ein Ende findet. Eine dieser Geschichten ist jene des Diebs Aladdin. Und Disney erzählt natürlich ohne Cliffhanger.

 

Aladdin und sein frecher Affe Abu sind Lebenskünstler. Sie stehlen auf dem Markt des Königreichs Agrabah, was sie zum Leben brauchen und sind ständig auf der Flucht vor den Schergen Jafars, des Grosswesirs des Sultans. Aladdin und sein treuer Gefährte haben ihr Herz aber auf dem rechten Fleck. Jafar findet unterdessen in der Wüste eine Höhle, in der eine Wunderlampe versteckt sein soll und wittert seine Chance, unbegrenzte Macht zu bekommen. Das Problem ist aber, dass nur eine reine Seele die Höhle betreten kann. Währenddessen schleicht sich Jasmine, die gelangweilte Tochter des Sultans, aus dem Palast. Ihr Vater will sie, wie es das Gesetz fordert, verheiraten. Auf dem Streifzug durch die Stadt trifft Jasmine auf Aladdin. Jedoch wird Aladdin, als er Jasmine durch die Stadt führt, verhaftet. Jafar erkennt sofort die reine Seele von Aladdin und wirft ihn in den Kerker. Dort gibt sich Jafar als alter Gefangener aus und überredet Aladdin, ihm die Wunderlampe zu bringen. In der Höhle angekommen, befreit Aladdin durch einen Zufall den leicht verrückten und Tendenzen von Hypernervosität aufweisenden Lampengeist Dschinni. Aladdin steckt jedoch in der Höhle fest und kann ausserdem Jasmine nicht vergessen. Der übermütige Dschinni und ein fliegender Teppich helfen ihm und Abu aus der Misere. Aber das Quartett hat die Rechnung ohne den machthungrigen Jafar gemacht. 

 

Ein Dschinni, der sich in Popkultur bestens auskennt

 

«Aladdin» lebt von Slapstick-Elementen und vor allem von den Kapriolen des Dschinni. Selbst wenn der blaue Wirbelwind zwischenzeitlich etwas nervt, so ist er doch für den Humor des Films zuständig. Robin Williams spricht den Lampengeist (im englischen Original) und offenbar hat er das mit so viel Leidenschaft getan, dass am Ende 16 Stunden Improvisationsmaterial aufgezeichnet waren. Nur schon die unzähligen Parodien von Dschinni beziehungsweise das Erkennen derer ist ein riesiger Spass, denn der Film steckt voller popkultureller Anspielungen von «Taxi Driver» bis zu früheren Disneyfiguren oder Paul Simon. Womit das Stichwort Musik gefallen wäre. «Aladdin» wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet. Einen für den «Besten Soundtrack» und einen für den «Besten Original Song“, nämlich die wunderbare Ballade «A Whole New World». Eigentlich wurden für den Film noch acht weitere Songs geschrieben, aber nachdem der damalige Chef von Disney, Jeffrey Katzenberg, mit der Rohfassung des Films sehr unzufrieden war, wurde «Aladdin» überarbeitet und diese Songs fielen weg. Ein Detail am Rande ist, dass Patrick Stewart, der wegen Terminproblemen bei «Raumschiff Enterprise - das nächste Jahrhundert» die Stimme von Jafar nicht sprechen konnte, sagt, dass er dies am meisten bereue. 

 

Stilistisch ist «Aladdin» sehr interessant. Zum einen war das reale Vorbild für die Figur von Aladdin der damals noch blutjunge Tom Cruise, andererseits wurde nach «Die Schöne und das Biest» zum zweiten Mal eine spezielle Technik verwendet, die die Figuren besser mit den Hintergründen verschmelzen lässt. Wie visuell beeindruckend die Technik funktioniert, wird vor allem im halsbrecherischen Flug auf dem fliegenden Teppich durch die Wunderhöhle deutlich. Aber auch bei der Symbolik der Farben haben sich die Macher etwas überlegt. So steht blau für gut. Sowohl Jasmine als auch Dschinni tragen blaue Kleidung. Um das noch zu verdeutlichen: die Höhle, in der die Wunderlampe liegt, ist in Blau gehalten, während der Diamant, den Abu stehlen will, rot ist. Denn Rot steht im Film für das Böse. So ist Jafar in Rot und Schwarz gekleidet. Neutral ist gelb, also die Wüste. Das Farbdesign ist ausserdem von persischen Miniaturen und viktorianischen Gemälden des Mittleren Ostens geprägt. 

 

Erstmals erscheint «Aladdin» auf Blu-Ray und das temporeiche und witzige Abenteuer brilliert als hochauflösender Film noch mehr. Der Witz, die liebevollen Zeichnungen, die detailreichen Hintergründe und die Interpretation der Jahrhunderte alten Geschichte mögen zeitlos sein, mit den strahlenden Farben der aktuellen Technik bringen sie gleich noch einmal etwas mehr Spass. 

 

  • Aladdin (USA 1992)
  • Regie: Ron Clements, John Musker
  • Laufzeit: 91 Minuten
  • Blur-Ray-Verkaufsstart: 21. März

 

Patrick Holenstein / Mi, 27. Mär 2013