Jack White streut breit
Liegt es einfach an der unverkennbaren und dunkel kratzenden Stimme von Jack White, die automatisch mit den White Stripes assoziiert wird? Oder wieso taucht beim Hören der neuen Songs hin und wieder die Stammband von Jack White in den Gedanken auf? Nach Platten mit The Raconteurs und The Dead Weather bringt Jack White mit «Blunderbuss» nun eine Soloplatte auf den Markt. Dabei stellt er sich und seine Stimme direkt ins Scheinwerferlicht.
Und das ist gut! Denn Jack Whites Stimme ist das Herz dieser Platte. Quasi die Munition, welche die «Blunderbuss» lädt. Der Name der CD bezieht sich nämlich auf eine historische Schrotflinte, deren Munition breit streut. Breit und vielseitig gestreut ist auch die stilistische Mischung, die Jack White auf der Scheibe kreiert. Die mal fein instrumentalisierten und mal roh und rockig komponierten Songs bilden das Gerüst, welches Whites Stimme trägt.
Jack White lässt sich nicht verbiegen und erst recht nimmt er nur jene Stücke auf eine Platte, die er für würdig hält. Etwa das titelgebende «Blunderbuss», mit einer herrlichen Steel-Guitar, oder «Sixteen Saltines», das ein schneidendes Gitarrenriff und ein treibendes Schlagzeug vereint, wie man es zu den besten Zeiten der White Stripes so geliebt hat. Überhaupt spiegeln die Songs – so hat man den Eindruck - den musikalischen Kosmos von Whites Karriere. Von der Reminiszenz an seine Leidenschaft, den frühen Rock `n` Roll, mit «I’m Shakin`» über «Freedom At 21», wo unverkennbar der schnörkellose Sound der White Stripes zelebriert wird, bis hin zur schwebenden und von einer Steel Guitar getragenen Ballade «On And On And On», in der klar zum Ausdruck kommt, dass in Whites Brust ein Herz für amerikanische Traditionen wie Folk und Country schlägt.
Aber White wäre nicht White, wenn er nicht gelegentlich kleine, aber feine Brüche einflechten würde. Etwas im Text von «Love Interruption», wenn er von in Türen eingeklemmten Fingern spricht und dies in direkten Zusammenhang mit Liebe stellt. Jack White bleibt sich auf «Blunderbuss» treu, auch wenn die Platte eher ein Sammelsurium aus Liedern ist und stilistisch keine Linie hat, so sind doch alle Songs unverkennbar aus der Schmiede von Jack White. Kurz gesagt: Wo Jack White draufsteht, ist auch Qualität à la Jack White drin.
- Jack White
- «Blunderbuss»
- Label: XL Recordings
- VÖ: 20. April 2012
- Infos: Webseite von Jack White