Marash & Dave: Für uns waren es sehr intensive Musikjahre.
Die Frühlingssonne scheint als wir Marash & Dave mitten in Zürich treffen, aber sie ist noch nicht warm genug, um das Gespräch ins Freie zu verlegen. Also sprechen wir bei hausgemachtem Eistee und mit Dach über dem Kopf über das kommende Album «Gold» und die Single-Trilogie, die geplant ist. Die beiden sind sehr offen und charmant und erzählen aus dem Nähkästchen der Video-Produktion von «Madam» und wieso diese in Spanien nicht möglich war. Ausserdem verraten sie, auf was sie sich nach der Veröffentlichung der neuen CD am meisten freuen.
Ihr habt vor zwei Jahren das Gratis-Album «Disneyland» veröffentlicht und jetzt kommt mit «Gold» das nächste Album. Was ist in den zwei Jahren bei euch passiert?
Marash: Musikalisch konnten wir uns sicher um ein Level steigern. Wir sind ausgereifter, haben sehr viel dazugelernt und durften mega viele Erfahrungen machen. Wir haben uns in der Zeit mehr gefunden. (Schaut Dave an) Würdest du noch etwas ergänzen?
Dave: Für uns waren es sehr intensive Musikjahre, wir haben viel gearbeitet, Songs geschrieben, sie wieder verworfen. In der zweiten Hälfte von 2016 haben wir die Songs, die wir als die besten erachtet haben, ausproduziert. Das sind die Songs, die man jetzt auf dem Album hören kann.
Wie schreibt ihr Songs?
Dave: Meistens ist es so, dass einer von uns zuhause anfängt, Beats anhört und seine Ideen aufschreibt. Danach schickt er die Ideen als Sprachnachricht oder Video via der Whatsapp-Gruppe, die wir für diesen Zweck haben, und wenn der andere auch Potential in der Skizze sieht, arbeitet er daran weiter. Irgendwann trifft man sich dann im Studio oder die Idee verläuft sich doch noch im Sand.
Marash: In letzter Zeit haben wir aber auch angefangen uns direkt zu treffen, um gemeinsam an den gesammelten Ideen und Strukturen oder Songs herumstudieren. Das ist aber relativ neu, dass wir wirklich bewusst zusammensitzen und nicht mehr nur Ideen hin- und herschicken.
Das neue Album erscheint bei Sony. Wie sehr hatte die Zusammenarbeit mit Sony einen Einfluss auf die Arbeit am Album?
Marash: Wir waren noch einmal ein Stück freier und hatten die Chance, jeden Song so lange auszuarbeiten, bis er für uns perfekt war. Diese Möglichkeit hatten wir vorher in diesem Ausmass nicht, da wir durch die Zusammenarbeit die Mittel und auch die richtigen Leute hatten. Sie haben uns dabei unterstützt, den ganzen Tag lang einen Song, der eigentlich fertig war, so lange zu überarbeiten, bis er perfekt sitzt. Auch hier konnten wir nochmals ein Level dazu gewinnen, dank dieser Unterstützung.
Marash: Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern rückwärts. «Madame« ist quasi das Ende, der Mittelteil ist «Alli Uhre» und der Anfang der Geschichte kommt erst noch.
Bei den Recherchen entsteht der Eindruck, dass ihr ein wenig eine «Social-Media»-Band seid. Kennengelernt habt ihr euch bei Myspace im Netz, bei Youtube brecht ihr aktuell Rekorde und eben habt ihr erwähnt, dass Whatsapp bei der Arbeit eine Rolle spielt. Wie wichtig ist für euch das Internet?
Dave: Ich glaube, es ist sehr wichtig, weil ein grosser Teil des Supports, den wir von unserer Community bekommen, über Social Media passiert. Wenn wir einen neuen Song herausgeben, gibt es viele Menschen, die Supporter, die ihn dann teilen. Wir nennen uns «041-Gang». Sie alle helfen uns, die Musik auf diese Weise noch bekannter zu machen. Ich denke, Kanäle wie Facebook, Instagram oder Snapchat helfen natürlich, weil es sehr viel einfacher ist, die Musik zu den Leuten zu bringen und auch zu Menschen, die uns vielleicht sonst nicht so auf dem Radar hätten.
Macht ihr die Betreuung der einzelnen Kanäle alle selbst?
Dave: Ja, das machen wir alles selbst.
Marash & Dave sitzen regelmässig zusammen und arbeiten an Songs. (© Janosch Abel)
Wer ist genau die «041-Gang», die du erwähnt hast?
Dave: 041 ist eigentlich ja die Vorwahl von Luzern, aber wir assoziieren es vor allem mit unserem musikalischen Umfeld. Das sind wir, das ist Mimiks, LCone oder Ali …
Marash: Das hat irgendwann angefangen und ist schnell zu einer Art Movement geworden, dass auch die Community, die Dave erwähnt hat, sich damit identifizieren konnte. Wir assoziieren das «041» in erster Linie mit unserer Rap-Gruppe und den Freunden um uns herum. Es ist dann schon etwas über die Vorwahl von Luzern hinausgewachsen und hat nicht mehr in erster Linie mit dem Kanton oder der Stadt zu tun.
Ihr habt ja auf dem neuen Album ein paar der erwähnten Freunde zu Gast. Was ihr aber auch macht, sind Vlogs im Internet. Am Beispiel des Videos zu «Madame» haben sich mir zwei Fragen gestellt. 1. Wieso habt ihr Frankreich als Location für die Dreharbeiten gewählt?
Marash: Wir haben lange überlegt, ob wir in Südspanien drehen sollen. Aber das stellte sich als etwas unrealistisch heraus, weil wir doch einiges an Equipment brauchten. Das Video ist sehr aufwändig und es wurde sehr viel Material benötigt, das transportiert werden musste. Also hat die Produktions-Crew von «Get Some Popcorn» gesagt, dass es nicht so einfach sei und sie nicht so gerne mit dem Flugzeug verschicken würden, weil die Geräte doch heikel sind und sie nicht kaputt oder verloren gehen sollten. Es wäre mega kompliziert geworden und so haben wir uns für eine Lage entschieden, die mit dem Auto erreichbar ist, aber trotzdem einen internationalen, südlichen und warmen Touch hat. Da war Südfrankreich der logische Schluss.
Seid ihr mit einem fertigen Drehbuch nach Frankreich gefahren oder war Spielraum für Improvisationen?
Dave: Grundsätzlich haben wir recht früh im Schaffensprozess schon festgelegt, mit wem wir die Videos und generell das Visuelle machen möchten. Das war eben «Get Some Popcorn», ein Filmteam aus Zürich. Wir haben ihnen freie Hand gelassen, weil wir uns darauf verlassen haben, dass es gut kommt, wenn wir die Musik machen und ihnen das Visuelle überlassen. Sie hatten sehr klare Vorstellungen und uns wurde dann gesagt, was wir machen müssen, damit es funktioniert.
Marash: Wir haben uns vorher schon getroffen und darüber geredet, was wir uns vom Look und von der Atmosphäre her grob vorstellen können. Das haben sie aufgenommen und daraus die diversen Ideen entwickelt. Schon sehr früh war die Idee da, dass wir eine Trilogie aus drei Songs machen möchten, die eine zusammenhängende Geschichte erzählen sollen. Aber mehr wussten wir nicht. Das Script und die vollständige Idee hat dann das Produktionsteam ausgearbeitet.
Aus welchen drei Songs besteht die Trilogie?
Marash: «Madame» ist der Anfang. (zögert kurz) Ich glaube, man kann das schon sagen?
Dave: Ja, klar.
Marash: Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern rückwärts. «Madame» ist quasi das Ende, der Mittelteil ist «Alli Uhre» und der Anfang der Geschichte kommt erst noch.
Ein wenig wie im Film «Memento».Marash: (lacht) Ja, ich kenne den Film. Genau, so ähnlich. Die Geschichte wird einfach rückwärts erzählt.
Und dann stellt sich zum Vlog die zweite Frage: wie schmeckt so ein «Schisteil»? (Im Blog isst die Crew in einem Restaurant, Marash sieht auf der Karte den Begriff «Schisteil» und amüsiert sich darüber, dieses gleich zu bestellen. Das sieht man als Zuschauer aber nicht mehr.)
(Beide lachen) Marash: Ich weiss es gar nicht.
In dem Fall habt ihr den Weisswein dann doch nicht bestellt?
Marash: Nein, am Ende doch nicht.
Dave: Ach, das war ein Weisswein?
Marash: (lacht) Ich fand das so lustig, als wir das gelesen haben und es zeigt auch, dass wir beim Dreh einige lustige Momente hatten.
Dave: Für uns ist der Schaffensprozess bereits länger abgeschlossen und so richtig los geht es erst, wenn man die Musik auf die Leute loslässt.
Wir hatten vorher das Thema Social Media im positiven Sinn. Erlebt ihr auch die negativen Seiten oder sogar beleidigende Reaktionen?
Dave: Wie meinst du das genau?
Im Internet gibt es auch frustrierte Leute, Haters eben. Ihr greift das im Song «Gang» kurz auf.
Dave: Genau, in «Gang» ist das ein Thema. Aber klar, das erlebt man immer, wenn man sich exponiert. Mal mehr, mal weniger. Das erleben wir auch, aber damit muss man umgehen können. Klar ist es nicht schön und jeder Mensch nervt sich, glaube ich, über solchen Dingen, aber man muss es halt auch in Relation bringen können.
Marash: Es darf keine Macht gewinnen und je länger, je mehr gelingt es uns, Reaktionen in dieser Art gezielt zu ignorieren. Aber es gehört halt dazu, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Ich möchte aber schon noch sagen, dass es sich sehr in Grenzen hält. Es sind bei uns nur einzelne Stimmen und da kann man drüber hinwegsehen.
Am 7. April kommt das Album, die Plattentaufe ist am 21. April. Freut ihr euch? Ist für euch eine Art Kapitel fertig, wenn die Platte erscheint?
Dave: Ein Kapitel fertig würde ich nicht sagen, denn irgendwie beginnt es auch erst. Für uns ist der Schaffensprozess bereits länger abgeschlossen und so richtig los geht es erst, wenn man die Musik auf die Leute loslässt. Ich freue mich sehr, vor allem auch auf die Konzerte, denn dafür machen wir Musik.
Marash: Ich freue mich darauf, viele neue Songs live bringen zu können. Das wird sicher spannend.
Habt ihr für die Plattentaufe etwas Spezielles geplant?
Marash: Ich glaube, es ist auch kein Geheimnis, dass man unser Rap-Umfeld, unserere Freunde, auf der Bühne erwarten kann. Ich weiss gar nicht, ob wir jetzt allzu viel verraten sollen?
Dave: Wir haben auch noch nicht alles durchgeplant.
Marash: Genau, so richtig ins Detail überlegt haben wir noch nicht alles. Aber klar ist für uns beide, dass es eine Show sein muss, wie es sie von uns bisher noch nie gegeben hat. Wir sind extrem motiviert. Aber es wird viele Überraschungen geben, neue Songs, «Klassiker», Gastauftritte und sonstige Specials. Es wird ein gelungener Abend.
Das ist doch ein schönes Schlusswort. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt.
Marash & Dave - «Madame»
* Die CD «Gold» erscheint am 7. April.
* Getauft wird «Gold» am 21. April in der Schüür, Luzern. Tickets gibt es über Starticket
* Mehr Informationen zu Marash & Dave gibt es auf ihrer Website