Lenny Kravitz - Virtuoser Routinier im Hallenstadion

Konzert-Kritik: Lenny Kravitz in Zürich
Bildquelle: 
Bäckstage / © Sandra Rohrer

Text von Thomas Hügli

 

Trotz schönem Wetter und perfekten Bedingungen für ein Public-Viewing am WM-Spiel Schweiz-Costa Rica, ist das Hallenstadion gut besetzt. Auf den Stehplätzen vor der Bühne drängen sich die Leute dicht aneinander und auf den Rängen sind keine Lücken auszumachen. Die Logen sind rappelvoll und trotz allem lichten sich nach hinten die Sitzreihen und offenbaren das bei weitem nicht ausverkaufte Konzert. Der Altersdurchschnitt an diesem Abend entspricht wohl der fast 30-Jährigen Karriere des weltberühmten Ausnahmemusikers Kravitz, der vielen Stars mit seinen Kompositionen zum Durchbruch verhalf.

 

Wie ein Phönix aus der Asche und wie der König des Hallenstadions präsentiert sich Lenny Kravitz gleich zu Beginn seiner Show auf einem Thron zwischen zwei imposanten Hörnern, die das Bühnenbild prägen und in geheimnisvollen, meist violetten Lichtern, eingehüllt sind. Der mittlerweile 54-Jährige ist fit wie eh und je, seine Afrohaare strotzen auf seinem Haupt wie eine Krone. Sein edler Poncho, der den durchtrainierten Rücken im Netzmuster freigibt, passt perfekt in seine Performance und lässt ihm Flügel wachsen, wenn er abwechselnd seine Arme hebt. Die ganze Band erinnert an ein Ensemble aus den 70er-Jahren, mit Schlaghosen, zerfetzen Jeanshemden und exztentrischen Kleidern.

 

Auf seiner «Raise Vibration Tour 2018» macht Lenny grosse Promo für den Albumrelease im August. Nach «American Women», einem The Guess Who-Cover und dem Klassiker «Get up Stand up» von Bob Marley & The Wailers, spielt die Band den neuen Song «It’s Enough» und lässt hier einen Lenny Kravitz hören, wie wir ihn kennen. Rhythmische und tanzbare Musik mit der unverkennbaren Stimme und genialen Gitarrensolos. Lenny beherrscht viele Musikstile und lässt kaum ein Genre aus. Unverkennbar ist Rock sein Markenzeichen aber Soul, Funk, Hard Rock, Reggae und Rockballaden bis zu Country, beherrscht er ebenso so virtuos wie seine Gitarre.

 

Fotos: © Sandra Rohrer / sandrarohrerphrotography.com

 

Lenny lässt keine Gelegenheit aus, um mit seinem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen und klettert auf jeder Seite der Bühne hoch, bis er die ausgestreckten Arme die nach ihm Greifen erwischen kann. Er lobt das Publikum und reckt immer wieder beide Arme in die Höhe, um sich feiern zu lassen. Immer wieder schafft es die Band mit Jammen die einzelnen Stücke zu überbrücken, um dann wieder fulminant einen Hit anzuspielen.

 

Die Bandmitglieder sind die tragenden Säule. Was der Drummer auf seinem Podest hinter all seinen Pauken darbietet, ist wohl so etwas wie das Heavyweight der Drummer, die Königsklasse schlechthin. Die zierliche einzigartige Bassistin in ihrem grossen Umhang, liefert den Stoff auf dem die Musik von Lenny getragen wird und der Gitarrist ist nach Lennys Aussagen «sein Maestro» und in seiner Haarpracht steht er Lenny in Nichts nach.

 

Fast 2,5 Stunden später wippt das ganze Hallenstadion zum Encore im Rhythmus von «Let Love Rule» und Lenny schafft es erneut mit seinen lebensbejahenden Botschaften die Herzen der Menschen zu erreichen und sei es auch nur durch seine betörende Rockmusik. «Are You Gonna Go My Way» und noch einmal sind praktisch alle am Springen und werden aus den Sitzen gerissen.  

 

Eine Show die an Musikalität alle Erwartungen übertrifft und Massstäbe setzt. Eine Bühnenset, dass die Künstler in den Vordergrund stellt und Lenny Kravitz, der mit seiner Performance den Fans nichts schuldig bleibt.

 

Bäckstage Redaktion / Sa, 30. Jun 2018