The Legend lives on

Konzertkritik: Ziggy Marley @ Komplex
Bildquelle: 
Bäckstage.ch / @ Stéphane Kaeser

Der Reggae-Künstler Ziggy Marley, ältester Sohn der Reggae-Legende Bob Marley, spielte am letzten Freitag im total gefüllten Komplex 457, Vorband war der Schweizer Cookie The Herbalist. Das Publikum hatte eine sehr breite Altersdurchmischung von ca. 16 – 60 Jahren mit einem Altersdurchschnitt von vielleicht 25.  

 

Der 5-fache Grammy-Gewinner, Sänger, Songwriter und Produzent Ziggy Marley war bereits als Kind mit seinem Vater Bob Marley bei dessen Aufnahme-Sessions mit im Studio. 1985 startete er seine eigene Karriere als Leader von Ziggy Marley & The Melody Makers und veröffentlichte mit den Melody Makers bis ins Jahre 2000 gut ein Dutzend Alben mit Chart-Hits wie «Look Who’s Dancing», «Tomorrow People» oder «Tumbling Down». Seit 2003 ist Ziggy Marley unter eigenem Namen unterwegs und präsentiert auf der aktuellen Tournee sein sechstes Album «Fly Rasta», gespielt wurden aber auch Songs aus früheren Alben (siehe Set-List am Ende des Textes). 

 

 

Optisch liefert Ziggy Marley mit seinen hüftlangen Rastas einiges, doch aus Sicht eines Nicht-Reggae-Fanatikers muss leider festgestellt werden, dass dieses Konzert auf der musikalischen wie auch menschlichen Ebene wenig bot und diesem Konzertabend eindeutig die Höhepunkte fehlten. Der Musiker und seine Band versuchten nicht, die nach ein paar Songs aufkommenden Monotonie durch charmant-witzige oder auf irgendwelche Art dialogische Kommunikation mit dem Publikum zu neutralisieren. Auch fehlten Soli oder toll korrespondierende Interaktionen zwischen den Musikern, Improvisationen, Showeinlagen oder jedwelche Elemente, die die Band etwas interessanter, freundlicher und erinnerungswürdiger hätte erscheinen lassen können. Ziggy Marley klingt mit geschlossenen Augen wirklich wie sein berühmter Vater Bob Marley und hatte durchwegs ein breites jamaikanisches Smile aufgesetzt, doch mangelte es ihm und seiner Band eindeutig an Charisma und dem Konzert fehlte es an Eigenständigkeit und Persönlichkeit. Die Band war unauffällig, im Vorder- und Hintergrund, mit einem stets satt füllenden Groove und harmonischen Backup-Vocals. 

 

Nach den 18 Songs, welche auf der Set List aufgeführt waren, war Ende der Vorstellung – und das Publikum forderte auch keine Zugabe. Es sah so aus, als wäre ein Grossteil des Publikums wohl nur an diesen Ort gepilgert, um den Sohn des legendären Bob Marley zu sehen und sich damit ihre eigene Weltanschauung bestätigen zu können, ganz im Sinne von «The Legend lives on». Ich gebe zu, dass auch mich die Ausstrahlung seines Vaters zu diesem Anlass hingezogen hat. Doch im Vergleich z.B. zu Dave Stewart (Ex-Eurythmics), der nicht nur vom Erbe seiner weltbekannten Vergangenheit mit Annie Lennox lebt, sondern sich neu erfindet, eine tolle Show hinlegt und junge Musiker ins Scheinwerferlicht rückt (siehe: Artikel zu Dave Stewart), empfand ich die Show von Ziggy Marley etwas gar selbstgefällig. 

 

 

Set List von Ziggy Marley am 18. April

 

1. Love is my Religion

2. Wild and Free

3. I don’t wanna live on Mars

4. Conscious Party

5. Brothers and Sisters

6. Revolution

7. So much Trouble

8. I get up

9. Rainbow in the Sky

10. Moving forward

11. Forward to Love

12. Sunshine

13. True to myself

14. Tomorrow People

15. Give it away

16. Is this Love

17. Look who’s dancing

18. Fly Rasta

Keine Zugaben

 

Bilder von Stéphane Kaeser

markusfreiwillis / Di, 22. Apr 2014