Der psychedelische Himmel von Tame Impala
So muss es sich angefühlt haben, wenn man in der musikhistorisch psychedelischen Phase, tief in den Sechziger- und Siebzigerjahren, in einem x-beliebigen Club Kopf voran in den Pool aus Lichtern und Gitarren gesprungen ist, sich genüsslich im angenehm blubbernden Meer aus Musik und Gesang treiben liess und für einige Stunden den Kopf abschalten konnte. So ähnlich wie bei Tame Impala am Mittwoch im Komplex, so muss sich das angefühlt haben.
Bild 1: Mal mit bunter Leuchtspirale im Hintergund und mal (Bild 2) mit blau-grünen Visuals unterstrichen Tame Impala die psychedelischen Wurzeln ihrer Songs. (Mit Maus über Bild fahren)
Nostalgisch gestimmt, von den federleichten und doch wuchtigen Epen durchflutet und von der Band schwer beeindruckt, tritt man in die angenehme Nacht. Dieses lässig herumlungernde «Why Won’t They Talk To Me?» will nicht aus dem Gehörgang verschwinden, die einen umwehende und doch nie anbiedernde Hymne «Feels Like We Only Go Backwards» wird noch lange im Gedächtnis bleiben und «Elephant», die Single, die zielgenau in die Fussstapfen von T-Rex tritt, sie alle machen das Konzert von Tame Impala zu einem Erlebnis. Aber warum das so gut funktioniert, ist gar nicht leicht zu eruieren.
Keine Huldigung, sondern geschickt auf den Punkt gebrachte Songs.
Wichtig im Gesamtprodukt ist sicher, dass Tame Impala, die von Kritiker-Lob überhäufte Band aus Australien, nicht einfach eine Handvoll Jungs sind, die ihren Idolen huldigen, sondern Musiker, die sehr genau auf den Punkt bringen, was sie aus den Einflüssen extrahieren. Musikalisch sind das vor allem die markanten, federleichten und gewollt ziellosen Instrumentalpassagen. Die Band traut sich, dem Publikum lange und hypnotische Jam-Sessions vorzusetzen. Dafür bleibt Sänger Kevin Parker mit Ansprachen eher zurückhaltend. Eine kurze Begrüssung und wenige Worte genügen. Hier soll ganz klar die Musik für sich sprechen. Und das tut sie. Das Publikum goutiert dies mit Applausstürmen. Einmal quer durch Rockgeschichte gejagt, landet man schliesslich im psychedelischen Himmel. Jedenfalls ist das der Eindruck, wenn man sich zurücklehnt und Tame Impala entspannt zuhört.
Bild 1: Sänger Kevin Parker geht völlig im psychedelischen Lichtermeer unter. / Bild 2: Aber Spass scheint er am Konzert durchaus zu haben. (Mit Maus über Bild fahren)
Ein weiterer Teil im Puzzle der geistigen Söhne von Pink Floyd sind die verwischten, mal leuchtend bunten und mal in mystischem Blau fluoreszierenden Visuals. Sie unterstützen die gefühlvollen Gitarrenwände und gekonnten Bassläufe, die wabernden Keyboardsounds und die treibenden Schlagzeugsalven zusätzlich. Ja, man hört die Helden, alle sind sie da, Led Zeppelin, T-Rex, The Who, sogar gewisse Phasen der Beatles sind präsent und Pink Floyd drängen sich förmlich auf. Trotzdem funktioniert die Band im Komplex als Combo mit eigener Identität sehr gut. Wenn eine Band die Musikgeschichte als Haupteinfluss nennen darf, geradezu muss, dann Tame Impala mit ihren eklektischen und berauschenden Hymnen.