Katie Melua etwas kurz am Blue Balls
Es kommt sehr selten vor, dass ein Act gleich an zwei Abenden beim Blue Balls Festival auftritt. Dazu gehört ein zugkräftiger Name, den hat Katie Melua zweifellos. Zudem müssen die Termine in den Tourplan passen, was offenbar ebenfalls der Fall war, darum durfte die Georgierin gleich zweimal im Konzertsaal spielen. Seit den beiden Konzerten von Fink und James Morrison bei der Ausgabe 2010 ist das nicht mehr zustande gekommen.
Wir war am zweiten Abend dabei. Ein Tag, an dem man dankbar für die Kühle im Saal und die bequemen Stühle war. Jeder Schritt vor dem KKL zeigte sich schweisstreibend, so war jede Abkühlung sehr willkommen. Dazu wurde einem angenehm warm um’s Herz bei der tiefen, weichen Stimme von Katie Melua. Der Saal war ziemlich gut besetzt, nur ganz wenige Stühle waren leer geblieben. Vielleicht haben sich einige spontan entschieden in See zu springen, anstatt einem Konzert beizuwohnen.
Kurz nach 20 Uhr betrat die vierköpfige Band von Katie Melua die Bühne. Mit dabei, ihr Bruder Zurab Melua. Gestartet wurde der Abend mit «Belfast (Penguins and Cats)». Der sehr persönliche Song erzählt von Katies Kindheit und bezieht den Nordirlandkonflikt mit ein, so stehen die «Cats» für die Katholiken und die «Penguins» für die Protestanten im blutigen Konflikt. Katie startete klug mit dem Song vom Debüt «Call Off The Search». Der Sound war im Konzertsaal so gekonnt abgemischt, dass man keine Ohrstöpsel brauchte, weil die Lautstärke so angenehm war. Die Instrumente klangen sehr gut eingestimmt und die Technik tauchte die Band stilvoll ins richtige Licht.
Katie erzählte während des Konzerts wenig, aber doch immer wieder von sich. Etwa davon, als sie 21 Jahre alt war - «many, many, many years ago». Danals habe «Nine Milion Bicycles» ihr Leben verändert, die ganze Welt habe sie entdecken dürfen, wegen dieses Songs. Als sie ihn spielte, flackerten viele Handys im Publikum, um diesen Moment als Erinnerung zu konservieren. Zwar war dieser Song war bei uns nur auf Platz 43 in den Charts, aber er wird heute noch gerne im Radio gespielt.
«Maybe I Dreamt It» heisst ein neuer Song, der laut Katie hoffentlich auf das neue Album kommt, welches nächstes Jahr erscheinen soll. Es war nach «In Winter», ihrem letzten Album, das schon vier Jahre alt ist, doch schön, wieder neues Material zu hören. Aber Katie kann sich ohne Sorge auf ihr bisheriges Werk verlassen. Bekannte Songs hat sie genug. Tatsächlich ist Katie an diesem Abend ziemlich ruhig und fokussierte auf die Musik. Wenig Worte füllten den Saal. Einige Besucher mochten dies, anderen war dieses Konzert zu unpersönlich, wie in Gesprächen nach dem Konzert deutlich wurde.
Die 34-jährige Sängerin zeigte eine Bandbreite aus ihren neuen und natürlich den berühmtesten Songs. Ihre weiche Stimme hüllte die Zuschauer in eine Traumwelt, der man kaum entfliehen konnte. Die Zuschauer holte Katie doch noch vom Hocker und zwar ganz zum Schluss. Nach einer Stunde spielte sie den Song «Call Off The Search», der auch in der Schweiz sehr beliebt ist, allerdings nie in den Charts war.
Bereits um 21.15 Uhr, nach rund einer Stunde, sagte Katie: «Danke, dass ihr so nett seid, heute Abend an diesem schönen Ort. Und ich hoffe wir sehen uns beim nächsten Mal». Dann verliessen alle die Bühne. Begleitet von Standing Ovation und wildem Klatschen, welches sich in rhythmisches Klatschen änderte, trat Katie Melua nach vorne. Ganz alleine, nur mit einer Gitarre sich selbst begleitend, sang sie «I Cried For You». Gefühlvoll und schön.
Danach stiess die Band nochmals zu Katie und gemeinsam spielten sie Louis Armstrongs Version von «What A Wonderful World». Diesen Song hat Katie gemeinsam mit Eva Cassidy im Duett gesungen und er ist auf Katies «Ultimate Collection»-Album zu finden. Eine schöne Würdigung für die 1996 verstorbene Eva Cassidy. Danach stellte Katie Melua ihre ganze Band vor und verliess die Bühne.
Da das Publikum aber nicht genug hatte, kehrte Katie nochmal zurück und meinte: «Meine Gitarre war noch nicht eingepackt. Leider habe ich gar keinen Song mehr, darum spiele ich für euch einfach was Kurzes.» Sie spielte zwei Minuten und dann endete das Konzert endgültig. Nach 80 Minuten war das etwas unpersönliche Konzert von Katie Melua zu Ende. Gerade bei den doch stattlichen Ticketpreisen war das Konzert etwas gar kurz. Es war eine unspektakuläre, durchgeplante Show ohne Platz für spontane Aktionen. Vielleicht lag dies auch daran, dass es ein Sitzkonzert war.
Von früheren Konzerten ist bekannt, dass Katie live auch anders kann, darum war dieses Konzert kein Highlight.