Eros Ramazzotti stolz und fit im Hallenstadion

Konzertkritik: Eros Ramazzotti in Zürich
Bildquelle: 
Bäckstage / ©Sandra Rohrer

Wenn Eros Ramazzotti im Hallenstadion spielt, weht ein feiner, aber positiv nostalgischer Wind durch das Stadion. Schliesslich hat der italienische Star Generation mit Balladen durch die Pubertät gebracht. Ihn aber darauf zu reduzieren, wäre natürlich unfair, Ramazzotti hat deutlich mehr auf dem Kasten, kann durchaus politisch und humorvoll sein, das hat sein Konzert gezeigt.

 

Die Bühne war riesig und bot viel Platz zum Bewegen, diverse Teleprompter zogen sich als Sicherheitsnetz um die Bühne. Plötzlich erlosch das Licht und «Quanto Amore Sei» erklang, während der würdevoll ergraute Eros, der kürzlich Opa wurde, ein erstes Mal auf Tuchfühlung mit dem Publikum ging. Teilweise badete er förmlich in den Leuten. Beim vierten Song brachen kurz alle Dämme und mehrfach Frauen rannten in die erste Reihe, als ob ihr Leben davon abhängen würde. Dafür wurden sie von Eros mit Autogrammen belohnt. In den ersten paar Reihen war die Stimmung am Kochen, jedenfalls zu Beginn des Gigs.

 

In Gedanken bei den Menschen in Italien

 

Schon früh im Set flimmerten Bilder der aktuellen Überschwemmungen in Italien über die Bildschirme und Eros betont, wie sehr die Gedanken bei den Menschen seien. Die Herzen flogen ihm zu. Eros zeigte sich nahbar, läuft bei «Più che puoi», das er mit Monica Hill sang, durch das Publikum und alberte während Hill sang herum, legte die Haare einer Frau über seinen kahlgeschorenen Kopf und hatte sichtlich Spass.

 

Fotos: Bäckstage / ©Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Bei «Se bastasse una canzone» flammte das Hallenlicht auf und die Menschen im Saal standen und schunkelten. Hier war er, dieser charmante Hauch von Nostalgie. Vielleicht lag es daran, dass die Stimmung zwar gut, aber eher genüsslich ruhig war. Man hört Eros inzwischen lieber entspannt zu als ihn euphorisch zu feiern. Selbst als Eros den Text auf dem Teleprompter filmte, damit die Leute besser mitsingen können, blieb die Resonanz gemächlich.

 

Später schob Eros ein ruhiges Zwischenset ein und spielte mit der Band The Boscariols. Dafür sitzen alle in der Mitte der Bühne, nahe zusammen, fast wie an einem Lagerfeuer. Kurz zuvor setzte «I Belong To You» einen Höhepunkt, wenn auch Anastacia, die den Song ursprünglich mit Eros gesungen hatte, fehlt. Dafür tanzte Eros mit einem kleinen Backgroundchor. «Adesso Tu» wurde etwas gekürzt, dafür mit einem Wasserfall auf den Screens wunderschön inszeniert.

 

Crew zum Abschied auf der Bühne

 

Ramazzotti liess aber auch seine Band im Scheinwerferlicht stehen und die zelebrierte Saxofon-Soli und stimmliche Fertigkeiten, wenn es nötig war und stärkte sonst ihrem Anführer den Rücken. Und so verliessen Eros und seine Band nach rund 1.45 Std. die Bühne. Rasch war wieder Leben auf der Bühne und Eros filmte mit seinem Handy die Stimmung in der Halle. Bei der ersten Zugabe stellte er seine eindrückliche Band vor und nach ziemlich genau zwei Stunden bat er die Crew zum Abschied auf die Bühne. Zusammen mit etwas 30 Leuten bedankte er sich beim Zürcher Publikum und verabschiedete sich endgültig.

 

Eros zeigte sich fit auf der Bühne, auch wenn das Hallenstadion (aufgrund des Alters?) gestuhlt und die Stimmung teils eher mässig war. Eros reihte Hit an Hit und er zeigt sein können. Der italienische Abend war auf jeden Fall ein Genuss.

 

Infos zum Konzert

 

  • Künstler: Eros Ramazzotti
  • Genre: Pop, Rock, Italienischer Pop
  • Datum: 17. Mai 2023
  • Location: Hallenstadion, Zürich
  • Konzertdauer: ca. 2 Stunden

 

Sandra Rohrer / Fr, 19. Mai 2023