Eine Show für die ganze Familie

Konzertkritik: Justin Bieber in Bern
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Usgang.ch / © Til Jentzsch

Am 9.März hat Justin Bieber seine dritte Welttournee, die «Purpose World Tour», begonnen. Ganze sechs Monate tourt Justin bereits durch die Welt. In knapp 1.5 Stunden performte der Kanadier im Stade de Suisse über 19 Songs und verzauberte mit seiner Show nicht nur die Beliebers und ihre Begleiter, sondern auch die Fussballfans. 

 

Pünktlich um 20.30 Uhr beginnt die Show. Gekreische, Gebrülle und Pfiffe, wie man sie an einem Teenie-Konzert erwartet. Die ersten Sekunden von «Mark my words» werden von diesen Geräuschen übertönt. Nicht nur die Fans übertönen den Song, sondern auch der zu laute Bass.

 

Für die Kinder ist die Welt in Ordnung

 

Beim zweiten Song, «Where are you know» übernehmen die Fans den Gesang. Es wird gesungen, rumgehüpft und geweint. «Er ist so toll, danke Mami, dass du mich her gebracht hast.» Martina eine acht-Jährige Belieberin sitzt auf den Schultern ihrer Mutter und singt den Refrain mit. Und jetzt, am hellen Himmel über dem Stade de Suisse, ein echtes Feuerwerk. Durch das Tageslicht, hält sich die Wirkung allerdings in Grenzen, trotzdem begeistert diese Showeinlage vor allem die «Grossen» im Publikum. «Wie geil ist das denn, super, dass mich mein Sohn mitgebracht hat», sagt einer der Väter, der seinen neun-Jährigen Sohn ans Konzert begleitet hat. Für die Meisten steht das Feuerwerk sowieso schon auf der Bühne. In einem weissen Shirt, orangen Shorts und weissen Adidas.

 

Im Publikum sind nicht nur Kinder und deren Eltern. Eine Gruppe junger Männer, im Alter zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahren, in «Purpose»-T-Shirts, wartet auf einen besonderen Song. «We wan’t sorry.» Zwei 26-Jährige Frauen aus dem Tessin glauben, dass dieser Song bald gesungen wird. «Sorry läuft auf jedem Kanal, Bieber wird diesen Song auf jeden Fall performen.»

 

Emotionen sind relativ

 

Mit den Tanzeinlagen, der coolen Bühnenpräsenz und seinen Songs lenkt Justin von seiner emotionslosen Miene ab. Seine Fans haben kein Bedürfnis nach einer Begrüssung oder einem Lächeln vom Kanadier. «Warum soll er uns begrüssen? Ich würde ihn sowieso nicht verstehen. Ich bin hier, weil ich ihn singen hören will», sagt jemand stellvertretend.

 

Bis zum Song «live ist worth living» bleibt Biebers Gesichtsausdruck emotionslos. Jetzt schliesst er seine Augen, mit beiden Händen umklammert der Superstar das Mikrofon. Diesen Song performt er nicht nur live, sondern auch mit echten Gefühlen. Bis zum letzten Klang hält er die Augen geschlossen. Dass Justin live singen kann ist spätestens jetzt klar. Dies beweist er weiter mit Akustik-Versionen von «cold water» und «love yourself». Auf der Bühne steht gerade nur Justin - mit seiner Gitarre. Für ein Lächeln, seinerseits reicht es aber immer noch nicht.

 

Im Rampenlicht steht ebenfalls Lorenzo. Wie viele, die mit Justin  auf der Bühne stehen, ist auch er ein Tänzer. Doch anders als die andern, bringen Lorenzo und seine Crew, im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren, Justin zum Lachen. Vielleicht erinnert die junge Crew, Justin an seine kleinen Halbgeschwister Jaxon, acht Jahre, und Jazmyn, neun Jahre. «Whats your name?» Immer noch mit einem Lächeln im Gesicht fragt Justin die kleinsten der Crew nach ihren Namen.

 

Etwas für die Fussball-Fans

 

Bieber hat sich wenig später umgezogen. Gekreische von allen Seiten. Zu den orangen Shorts hat Justin ein Fussball-Shirt angezogen. Das Fussball-Shirt der Young Boys, die im Stade de Suisse zuhause sind. «Ich fand Justin ja immer unsympathisch, doch jetzt gefällt er mir langsam.» Ein Elternpaar, das ihre Kinder und deren Freunde ans  Konzert begleitet hat, pfeift, als es Justin mit dem YB-Shirt auf der Bühne sieht. «Dieser junge Mann ist toll, meine Tochter hat einen guten Geschmack. Super Show.» Eine andere Mutter, ist nicht nur vom T-Shirt begeistert.

 

Die Stimmung ist grossartig, auf den Sitzplätzen sitzt keiner, auf den Stehplätzen wird zum Song «Children» mitgesungen und gejumpt. Der Gesang aus dem Publikum ist live, Justins Stimme, bei diesem Song jedenfalls, eher Playback. Auf den letzten Song haben viele gewartet. «Endlich!», die Männergruppe mit den «Purpose»-Shirts kriegt ihren lang ersehnten Song. «We Wan’t Sorry.»

 

Das Feuerwerk ist überall. Justin selber, seine Beliebers und ein echtes über dem Stade de Suisse. In der Dunkelheit ist die Wirkung hervorragend.

 

Die Show war grossartig. Die wenigen live performten Song hat Justin ebenfalls sehr schön gesungen. Leider lässt die Motivation von Justin zu wünschen übrig, daran könnte er sicher noch arbeiten. Ansonsten war es wirklich ein Konzert, dass für verschieden Altersgruppen tauglich war. 

Titelbild: mit freundlicher Genehmigung von usgang.ch. Die gesamte Galerie gibt es hier: Justin Bieber.

 

Valeria Piediscalzi / Di, 20. Jun 2017