Drei Stunden im Paralleluniversum

Konzertkritik: Motorpsycho @ Fri-Son Fribourg
Bildquelle: 
www.fri-son.ch

Fribourg ist nicht Zürich. Es ist nicht selbstverständlich, dass Konzertgänger aus der ganzen Schweiz ins Fri-Son pilgern. Schon das VW-Büssli mit Aargauernummer am Strassenrand deute darauf hin, dass es sich eingefleischte Fans nicht nehmen lassen ihre Idole zu sehen. Für Motorpsycho reisen sie durchs Universum. 

 

Puts Marie 

Wer stilistische Ähnlichkeiten zum Hauptact erwartete, dürfte enttäuscht gewesen sein. Puts Marie aus Biel eröffneten den Konzertabend mit traurigen, schweren Gitarrenriffs. Tiefst depressiv und ungemein faszinierend. Musikalisch haben die Jungs echt was drauf und es ist nahezu unmüglich, dieser melancholischen Stimmung zu entommen. Gegen Ende des Sets scheute Sänger Max Usata nicht vor Rap-Einlagen zurück. Dies verlieh der Musik von Puts Marie einen ganz anderen Charme. Definitiv ein grossartiger Auftritt - und ein Weckruf für alle, welche Puts Marie nicht kennen. 

 

Motorpsycho

 

Einen stärkeren Opener hätten sich Motorpsycho kaum auswählen können. «Big Black Dog», der letzte Song vom neuen Album, besticht durch eine gewaltige Dynamik und einem unvergesslichen Giarrenriff. Von Anfang an machten die Norweger klar, dass sie keines Falls zum alten Eisen gehören. Es folgte eine Odyssee durch ihr ganzes musikalisches Spektrum. Mal Metal, mal Hippie, mal Punk. Alles in allem ein perfekt abgestimmtes Set. Durchaus traf Frontmann Bent Sæther nicht jeden Ton. Vielleicht hört sich «Spin, Spin, Spin» akkustisch besser an als die überladene Liveversion. Nur sucht eine Band wie Motorpsycho seines gleichen. Und wieviele Bands spielen heutzutage noch geschlagene drei Stunden? Da bekommt etwas fürs Geld, quantitativ wie auch qualitativ.

 

Motorpsycho haben eine ziemliche Fanbase in der Schweiz und diese wurde im Fri-Son nicht enttäuscht. 

 

 

Matthias Niederberger / Mi, 18. Mai 2016