Diana Krall liess in Zürich Träume wahr werden
Von wegen Mauerblümchen. Diana Krall war beim Auftritt im Zürcher Hallenstadion überragend – vom ersten bis zum letzten Ton. Ganz im Gegensatz zum Titel ihres letzten Songs «Boulevard of broken dreams» erfüllten sich im Hallenstadion so manche Träume. Angefangen bei der Tatsache, dass die 50-jährige Kanadierin die erste Künsterin seit Miles Davis ist, immerhin anno 1985, die im Hallenstadion den Jazz zu neuem Leben erweckt hat.
Diana Krall sorgte trotz der Grösse der Location für viel Intimität und schloss man die Augen, fand man sich in einer imaginären kleinen, verrauchten Jazz-Bar wieder. Nicht nur bekannte Jazz-Perlen wie «You Call It Madness, But I Call It Love» vom Nat-King-Cole-Trio wurden zelebriert. Auch Popsongs der 60er und 70er, die Krall in frühen Jahren geprägt haben und denen sie sich auf ihrer aktuellen Platte «Wallflower» widmet, wurden neu arrangiert verjazzt.
Versuchung & Improvisation
Das einst von Tom Waits komponierte und von Diana Krall ausladend gestaltete «Temptation» war eine Versuchung, der das Zürcher Publikum nicht widerstehen konnte. Kein Wunder: Krall selbst war mal am Keyboard, dann wieder am Flügel, während sie durch das ekstatische Gitarrenspiel von Gitarrist Anthony Wilson und das temperamentvolle Fiddeln von Stuart Duncan begleitet wurde.
Krall und ihre Band harmonierten perfekt – manchmal fast zu sehr. In jenen Momenten tauchte die Jazz-Sängerin so sehr in ihre instrumentalen Improvisationen am Flügel ein, dass sie gar vergass zu singen, wie sie selbst anmerkte. Doch vielleicht waren es eben jene Augenblicke, die das Konzert so einzigartig und authentisch machten. Schliesslich gehört Improvisation zum Jazz. “Wahnsinn, dass so eine zierliche Person eine solch grandiose Stimme hat”, hörte man eine Konzertbesucherin sagen, nachdem Diana Krall das begeisterte und herzerwärmte Publikum nach eineinhalb Stunden in die kalte Oktobernacht entliess.
Diana Krall hat in Zürich begeistert. Würden Jazz-Legenden wie Ella Fitzgerald, Billie Holiday oder Louis Armstrong noch leben – sie hätten sich wohl vor Diana Krall verneigt.