Belebung für das Amphitheater
Am 12. und 13. Juli 2013 fand zum dritten Mal das Sound Circle Festival in Hüntwangen statt. Neben talentierten Nachwuchsbands aus der Region konnte das Openair auch mit grossen Namen aus dem In- und Ausland auftrumpfen.
Die Stimmung war angenehm und friedlich, als sich das Festgelände ab 18.00 Uhr langsam füllte. Die ersten Besucher hatten bereits ihre Zelte aufgeschlagen und konnten nun die idyllische Umgebung rund um das Amphitheater bewundern. Um 19.00 Uhr wurde das Festival musikalisch von Journey to Sunset eröffnet. Die Nachwuchsband meisterte die schwierige Aufgabe, der erste Act zu sein, gut und begleitete das Publikum im Festzelt beim ersten Bier, beim ersten Snack oder beim ersten gemütlichen Reinhören des Abends.
Auf der Hauptbühne ging es weiter mit Michael Wespi. Der Gewinner des „DRS3 Best Talent 2011“ konnte zeitbedingt leider noch kein grosses Publikum anlocken, obwohl er nicht nur am Mikrophon, sondern auch an der Gitarre brillierte. Sein Auftritt war einfach zu früh am Tag.
Beim anschliessenden Auftritt von Signori Misteriosi im Festzelt sah es schon voller aus, und das hat die Rockband aus Zürich auch verdient – für mich waren sie die Überraschung des Abends. Die vier Musiker, zu Beginn standesgemäss mit Karnevalsmasken auf dem Gesicht, überzeugten mit grossartigen Stimmen und ebenso guten Instrumentals.Wenig später fand für viele das Highlight des Abends statt – das Konzert von Crazy Diamond. Die Pink Floyd Tribute Band war der erste grosse Publikumsmagnet auf der Hauptbühne, lieferte eine tolle Show ab und liess viele Pink Floyd Fans in der Vergangenheit schwelgen.
Ob wegen der Umstellung vom sehr professionell abgemischten Sounds von Crazy Diamond, oder ob es die junge Künstlerin so wollte, sei dahingestellt, aber Evelinn Trouble wirkte leider viel zu laut und konnte dadurch im Festzelt nicht vollends überzeugen. Trotzdem schaffte sie es, das Publikum gut gelaunt weiter feiern zu lassen, bevor eine halbe Stunde nach Mitternacht alle wieder vor die Hauptbühne strömten, um die Show von FM Belfast mitzuerleben. Und der Begriff Show ist in diesem Zusammenhang wohl eher eine Untertreibung, denn die isländische Elektro-Fun-Pop-Band tanzte, hüpfte und musizierte was das Zeug hielt. Kein Wunder versammelte sich bereits nach kurzer Zeit eine partyhungrige und warmgetrunkene Menge vor der Bühne und tanzte ausgelassen mit. FM Belfast war wahrlich kein musikalisches, dafür aber umso mehr ein Stimmungshighlight. Skurrile Tanzeinlagen, Umsichwerfen mit Lametta und spielen mit heruntergelassener Hose sind nur ein paar der Aktionen, die dazu beigetragen haben. „(You Gotta) Fight For Your Right (To Party)“ von den Beastie Boys war als Zugabe eine perfekte Einstimmung in den Rest der Nacht, in der die Party im Festzelt weiterging.
Der Samstag wurde von der Rockband Andorphin eröffnet, die vor einem sehr kleinen Publikum spielen musste, da um 14.00 Uhr die meisten noch nicht eingetroffen waren, oder noch auf dem Campingplatz ihren Rausch ausschliefen. Dazu kam, dass es im Festzelt um diese Zeit beinahe unerträglich heiss war. Bei der Hauptbühne im Amphitheater versammelten sich um 15.00 Uhr aber schon etwas mehr Leute. Es spielten Run oft the Kill, eine sehr junge Band, die ihre Sache für ihr junges Alter wirklich gut meisterten.
Die Überraschung des Tages war für viele die anschliessend im Festzelt spielende Band Powder for Pigeons. Der Sänger aus Australien und die Schlagzeugerin aus Deutschland brauchen nicht mehr als ein Mikrophon, eine Gitarre und ein Schlagzeug, um eine musikalisch vollständig überzeugende Show abzuliefern. Dabei schaffen es die Musiker, trotz anfänglicher und automatischer Vergleiche mit The White Stripes, absolut einzigartig zu klingen. So hatte das Duo bereits nach kurzer Zeit das Publikum im Griff, besonders für Zeltverhältnisse.
Mit Excrutiation kam schliesslich das erste grosse Metal-Anzeichen auf die Hauptbühne. Es war der Moment, als die massenhaft vertretenen Metal-Heads endgültig den Campingplatz verliessen und das Festivalgelände bevölkerten. Als Einstimmung in den Abend spielten um 18.00 Uhr Tim Freitag im Festzelt. Nein, Tim Freitag ist nicht der Sänger, sondern die ganze Band. Trotzdem, ein Name, den man sich merken sollte. Die Musiker waren absolute Sympathieträger und spielten gute Rockstücke, die für noch bessere Laune sorgten.
Danach hatten auf der Hauptbühne Hathors ihren Auftritt. Die dreiköpfige Band präsentierte eine Mischung aus ruhigen, hypnotischen Instrumentals und ganz viel Metal. Reding Street wiederum im Festzelt war für einmal eine Nachwuchsband nicht aus der Region, sondern aus Basel. Nichtsdestotrotz sehr gute Rockmusik, besonders für das junge Alter der Bandmitglieder.
Nach 20.00 Uhr spielten schliesslich De Staat auf der Hauptbühne. Leider konnten die Holländer das Publikum zu Unrecht nicht komplett überzeugen, oder zumindest spiegelte sich ihre Leistung nicht gänzlich im Applaus wieder. Dafür war die Stimmung bei den Leuten, die sich vor der Bühne eingefunden hatte, umso besser, denn die Bandmitglieder waren echte Showmen. So spielen sie beispielsweise ganze Soli mit der Autohupe auf einem echten Lenkrad. Mit Suns of Saturn spielten im Festzelt im Anschluss drei Männer mit tollen Instrumentals und hielten die Stimmung beim Publikum bis zum Headliner hoch.
Um ca. 22.30 Uhr betrat schliesslich die Band die Hauptbühne, auf die viele gewartet haben – Eluveitie. Die weltberühmte Schweizer Folk-Metal-Band freute sich, nach einer Welttournee wieder in ihrer Heimat zu spielen, und die Fans dankten es ihnen mit Headbanging und Moshpits in Metalmanier.
D’Anglerz, anschliessend im Festzelt, war wahrscheinlich vielen als Cataract-Ersatz im Kopf, welche sich zuvor aufgelöst und deshalb alle Konzerte abgesagt hatten. Trotzdem konnten die vier Musiker das Publikum mit Hardrock auf die baldige Party im Zelt vorbereiten.
Zum Abschluss spielte Dub Trio auf der Hauptbühne. Die Amerikaner betrieben zwar keinerlei Interaktion mit dem Publikum, was aber dadurch entschuldigt wurde, dass sie beinahe am Stück spielten, um dem aufgeheizten und mitgehenden Publikum keine Pause zu gönnen, und ihm eine geballte Ladung Energie zu verschaffen.
Sound Circle Festival 2013, das waren zwei Tage beste Live-Musik auf einem idealen Festgelände. Die Stimmung war durchwegs friedlich, was wahrscheinlich auch daran lag, dass das Festival ein verhältnismässig kleines Publikum hat. Genau das ist es aber auch, was das Ganze so attraktiv und gemütlich macht. Das Openair wirkte sehr gut organisiert, und hat es definitiv verdient, auch nächstes Jahr wieder stattzufinden, um dann vielleicht sogar noch etwas mehr Besucher anzulocken.
Alle Bilder: © Isabelle Lindner