«Schwierig ist es, die Leute nach Hüntwangen zu locken»
Hüntwangen ist auf der musikalischen Landkarte erst ein Begriff, seit eine Gruppe engagierter und musikliebender Menschen ein Festival im malerischen Amphitheater der Gemeinde auf die Beine gestellt hat. Wie entstand die Idee? Wie hat die Gemeinde Hüntwangen auf den Vorschlag reagiert? Und wie kommt ein kleines Festival an international zugkräftige Namen? Alles Fragen, die wir mit Simon Fasnacht, der seit Beginn im OK des Sound Circle Festivals ist, besprochen haben.
Wie entstand die Idee, ein Festival zu organisieren?
Da spielten lustige Zufälle zusammen. Ausschlaggebend war das heutige Festivalgelände. Ich sass per Zufall im Kino, das früher im Ampitheater stattfand. Die Location kannte ich aber nicht, die Tickets habe ich damals irgendwo gewonnen. Ich dachte mir: «Da hat es so eine geile Location in der Region, in der nichts passiert und von der viele Leute gar nicht wissen, dass es sie gibt.» Zuerst war es nur ein Gedankenspiel, wurde aber immer konkreter. Also hat man sich ein Team gesucht und 2008 wurde erstmals eine Art Festival für Nachwuchsbands durchgeführt. So konnten wir erste Erfahrungen sammeln, mussten aber schnell erkennen, dass das Amphitheater für die Veranstaltung zu gross ist. Also haben wir uns umorganisiert und eine neue Ausrichtung gesucht.
Wie gut hat sich denn das Amphitheater für das Sound Circle Festival bewährt?
Es hat sich sehr gut bewährt. Anfangs ist es für viele wohl abschreckend, Hüntwangen zu lesen. Einerseits sagt der Ort vielen nichts und andererseits will man nicht unbedingt weit reisen. Dabei liegt das Festivalgelände zentral im Dreieck Winterthur – Schaffhausen – Zürich. Was sich sehr bewährt hat, ist die Unterlage. Wir hatten bisher immer Regen, aber durch den Kiesboden trotzdem nie Schlamm. Das Amphitheater ist ebenfalls für die Besucher super. Man kann leicht bis direkt vor die Bühne gelangen oder man kann es sich auf den Treppen im hinteren Teil gemütlich machen. Uns kommen mit der Location viele Dinge entgegen und trotzdem liegt es idyllisch im Grünen und man hat seinen Frieden.
Wir hatten bisher immer Regen, aber nie Schlamm.
Wie hat die Gemeinde Hüntwangen auf eure Idee reagiert?
Wir hatten schon immer einen guten Draht zu Hüntwangen, weil wir uns langsam herangetastet haben und stets proaktiv den Kontakt gesucht haben. Anfangs gab es leichte Schwierigkeiten, weil damals noch eine grössere Goa-Party existierte, die eher in den Clinch mit der Gemeinde geraten ist. Das strahlte zum Teil aus der Öffentlichkeit auf uns zurück, weil man das Gefühl hatte, wieso wir einen Anlass geben dürfen und die anderen nicht. Wir pflegten aber immer einen konstruktiven Dialog und zum Glück sitzt jemand im Gemeinderat, der sehr an solchen Veranstaltungen interessiert ist.
Gab es Hürden zu überwinden?
Das Ganze ist ein wenig im jugendlichen Leichtsinn zustande gekommen. Ich glaube, wir waren uns am Anfang der Tragweite gar nicht richtig bewusst. Das erste Jahr war natürlich ein Experiment, nach dem wir einfach froh waren, dass wir nochmals mit einem blauen Auge davon gekommen sind. Trotzdem wurde entschieden, die Idee weiter zu ziehen. Weil wir, böse gesagt, alles Musikliebhaber, aber Amateure sind, war die Entwicklung halt Learning By Doing. Wirklich massive Hürden hatten wir aber nie. Es gab schon immer wieder Kleinigkeiten, aber die grosse Schwierigkeit ist schon, die Leute zu mobilisieren, nach Hüntwangen zu kommen. Die Leute schreckt das im ersten Moment offenbar ziemlich ab.
Ihr habt aber im Line-up jeweils einige Acts, die schon Leute anlocken. Wie kommt man als kleines Festival an die internationalen Acts heran?
Das war schlussendlich die Konsequenz aus dem ersten Sound Circle. Wir haben gemerkt, dass man Zugpferde haben muss, damit die Leute interessiert werden. Wir haben mit der Agentur S.O.F.A.-Agency einen Kontakt gefunden, der uns eine super Band empfohlen hat, nämlich Royal Republic. So hat sich das entwickelt und trotzdem darf man sich nicht auf jemanden komplett verlassen, sondern muss auch aktiv selbst Kontakte suchen.
Das Line-up. Alle Infos in unserer Vorschau.
Wie wird denn das Festival finanziert?
Wir sind als Verein organisiert. Schlussendlich wird das Defizit im Moment noch von den Vereinsmitgliedern getragen. Längerfristig muss da natürlich eine Lösung her. Wir haben wahrscheinlich etwas blauäugig auf mehr Sponsoren gehofft. Nun steht das dritte Jahr vor der Türe und das Ziel ist dabei vor allem, über den Hügel zu kommen. Danach muss eine Auswertung erfolgen und das Projekt je nach Resultat angepasst oder aufgelöst werden.
Wie viele Helfer sind denn total am Sound Circle engagiert?
Wenn man die freiwilligen Helfer inklusive Auf- und Abbau mitrechnet, sind es ungefähr 220 Leute. Dadurch, dass wir so organisiert sind und wir immer etwas auf das Geld achten müssen, sind wir auf ehrenamtliche Helfer angewiesen. Es schlägt sich sofort im Budget nieder, wenn ein Elektriker benötigt wird und man jemanden aus dem Freundeskreis holen kann anstatt eines Profis. Wir sind in dem Punkt schon sensibilisiert und versuchen die Leute zu motivieren mitzuwirken.
Und doch habt ihr in diesem Jahr eine Festival-App.
Das ist eine Premiere in diesem Jahr. War aber auch eine spontane Entscheidung. Längerfristig, in der Zeit, in der alle mit Smartphone herumlaufen, muss man fast eine App haben. Letztes Jahr hatten wir einen Kollegen, der eher spontan etwas gemacht hat, aber nur für Android. Und für dieses Jahr haben wir eine Lösung gesucht, die für alle zugängig ist. Abwarten, ob sich das auch für kommende Jahre lohnt.
Nutzt ihr die App als reines Informations-Tool für die Besucher oder fügt ihr auch Inhalte während des Festivals hinzu?
Wenn es technisch möglich ist, möchten wir schon up-to-date sein. Das ist gerade die Möglichkeit, die solche Apps bieten, weil man die Leute viel direkter erreichen kann. Zusätzlich kann man die Leute auf dem Laufenden halten, wenn es dann auf die nächste Runde im 2014 zugeht.
Natürlich auch als Ergänzung zu den Social-Media-Kanälen.
Absolut. Irgendwo muss man dabei bleiben. Wir können natürlich noch nicht abschätzen, wie stark der Bedarf ist, aber trotzdem versuchen wir eine praktische und informative App zu generieren. Bisher scheint es ziemlich positiv.
Dieses Jahr freue ich mich auf den Freitag mit Crazy Diamond.
Du bist seit Anfang an dabei. Hast du ein persönliches Erlebnis, das dir speziell geblieben ist?
Da gibt es natürlich viele. Für mich war das letzte Jahr speziell, weil ich einige meiner Lieblingsbands verpflichten konnte. Das freut natürlich.
Was ist für dich denn das Highlight in diesem Jahr?
Im Line-up sind das sicher mehrere Highlights. Ich freue mich sehr auf den Freitag mit Crazy Diamond. Am Samstag, finde ich, sind Powder For Pigeons ein heisser Tipp. Oder auch Dub Trio, das sind alles Studiomusiker, die 1A-Musik machen und live einfach der Hammer sind. Es hat schon ein paar Rosinen drin, auf die ich mich freue.
- Sound Circle Festival
- 12. & 13. Juli 2013
- Amphitheater Hüntwangen
- mit FM Belfast, Eluveitie, Crazy Diamond, Tim Freitag und vielen mehr.
- Tickets gibt es bei Starticket.