John Carter oder wie ich ein Marsmensch wurde

DVD-Kritik: John Carter
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©2011 Disney. JOHN CARTER™ ERB, Inc.

Nächste Woche erscheint «John Carter» für das Heimkino. Im Kino floppte der aufwändig produzierte Streifen leider. Vielleicht bekommt er als DVD/Bu-Ray noch etwas aufmerksamkeit, denn auch wenn er bei den Kritikern durchfiel, unterhaltsam ist «John Carter» auf alle Fälle. Auf der DVD sind zusätzlich ein Extra zu den Büchern zum Film sowie ein Audiokommentar von Regisseur Andrew Stanton und zwei Produzenten zu finden.

 

Die Geschichte des John Carter ist Kult. 15 Bände umfasst die Serie von Edgar Rice Burroughs, aus dessen Feder ebenfalls Tarzan stammt. 1912 taucht sein John Carter zum ersten Mal als Fortsetzungsgeschichte im Magazin «All Story» auf. Seither hat die Saga unzählige kreative Köpfe beeinflusst. James Cameron nutzte sie als eine von vielen Inspirationsquellen für seinen «Avatar» und auch auf die «Star Wars»-Filme hatte John Carter einen Einfluss. Und man fühlt sich auch bei der Verfilmung, die jetzt in den Kinos läuft, hin und wieder an «Star Wars» erinnert – zumindest optisch. 

 

 

Der Film erzählt die Geschichte des Kriegsveteranen John Carter (Taylor Kitsch, «X-Men: Wolverine») aus Virgina. Er ist auf der Suche nach einer Höhle, die voller Gold sein soll. Tatsächlich wird er fündig und trifft in der Höhle auf einen seltsamen Fremden, den er im Kampf tötet. Carter ergreift ein Amulett, das in der Hand des Fremden liegt, und findet sich Sekunden später in einer Wüste wieder. Plötzlich hat er immense Kräfte und ihm gelingen meterweite Sprünge ohne die kleinste Anstrengung. Sein Auftauchen bleibt aber nicht unbemerkt. Die Eingeborenen vom Stamm der Tharks finden Carter zuerst. Sie nehmen ihn gefangen, doch er kann das Vertrauen des Anführers gewinnen. Auf dem Mars – Carter weiss zu dem Zeitpunk noch nicht, wo er ist – tobt ein Krieg zwischen den Völkern der Zodangans, angeführt von Sab Than (Dominic West, «300»), und von Helium. John Carter rettet bei einem Angriff Dejah, die Prinzessin von Helium (Lynn Collins, «X-Men: Wolverine»), und findet dabei heraus, dass Sab Than vom einem geheimnisvollen Fremden (Mark Strong, «Sherlock Holmes») manipuliert wird. Carter geht der Sache nach und findet sich plötzlich mitten zwischen den Fronten.

 

Glaubhafte Lebensformen

 

Regisseur Andrew Stanton, der bisher als Regisseur von «Findet Nemo» oder «WALL-E» bekannt und für beide Filme mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, dirigiert seine Figuren durch ein Universum, das spektakulär bebildert ist. Der Mars wird in weiten Landschaften aus Fels und Wasser gezeigt, bevölkert von verschiedensten Lebewesen. Wenn es um Animationen geht, kennt sich Stanton offensichtlich aus. Sowohl die Settings als auch die verschiedenen Lebensformen wirken allesamt glaubhaft. Allen voran die Tharks, die John Carter zuerst entdecken. Wenn sie Tränen vergiessen fühlt man mit ihnen, über die Marsversion des irdischen Vierbeiners amüsiert man sich und ab den Machtkämpfen innerhalb des Stamms schüttelt man nur den Kopf. Der Figur des Anführers Tars Tarkas verleiht Willem Dafoe («Spiderman») ausserirdisches Leben. 

 

 

Ganz anders die Schauspieler, die reale Figuren besetzen. Sie bleiben fast ausnahmslos blass. Taylor Kitsch gelingt es nicht, dem Zuschauer John Carter näher zu bringen. Was vielleicht daran liegen mag, dass er zu oft an Felsen klatscht und aus extremen Höhen auf den Boden knallt, sodass man sich gar nicht erst Sorgen um ihn machen muss, da er eh unverletzbar scheint, oder aber auch nur am immer gleichen Gesichtsausdruck. Genauso ergeht es einem mit Lynn Collins. Ihre Dejah soll zwar selbstständig und stark wirken, aber beim geringsten Widerstand fällt dieser Eindruck in sich zusammen. Nur Bryan Cranston («Breaking Bad»), der eine kleine Rolle spielt, und Mark Strong, als geheimnisvoller Anführer der Thens, schaffen es, ihr Können unter Beweis zu stellen. 

 

Weniger hüpfen - mehr Hintergrund

 

Das grösste Manko des Films hängt dann auch mit den Thens zusammen. Viele Dinge bleiben unerklärt. Wer sich mit dem Universum von Burroughs’ John Carter nicht auskennt, wird etwas alleine gelassen. Was für Beweggründe haben etwa die manipulativen Thens beziehungsweise woher stammt ihr Auftrag? Steckt dahinter eine gottähnliche Macht? Schicksal beziehungsweise die Manipulation dessen? Man wünscht sich zudem einige Szenen weniger, in denen John Carter – zugegeben, optisch beeindruckend - über den Mars hüpft, und dafür einige zusätzliche Hintergrundinformationen zu den Völkern auf dem Mars. So bleibt «John Carter» unter dem Strich zwar gut gemachtes und amüsantes Popcorn-Kino, aber auch nicht mehr. 

 

  • John Carter (USA 2012)
  • Regie: Andrew Stanton
  • Darsteller: Taylor Kitsch, Lynn Collins, Mark Strong, Willem Dafoe
  • Laufzeit: 132 min
  • DVD-Start: 5. Juli 2012

 

 

 

Sämtliche Bildcredits: ©2011 Disney. JOHN CARTERERB, Inc.

Patrick Holenstein / Do, 08. Mär 2012