Im Zentrum steht das Klavier

Movie-Kritik: Hello I Am David
Bildquelle: 
Xenix Films

Das Wichtigste an einem Film über einen Pianisten ist die Musik. Sie wird im Film nicht nur an den richtigen Stellen im Hintergrund eingesetzt, die Konzertszenen, in denen man Helfgott in seinem Element sieht, sind sogar die besten des Films. Es ist also kein Zufall, dass der Film den Einstieg über eine solche Szene wählt. Als Zuschauer ist man sofort investiert in die Geschichte dieses während des Spielens aber auch sonst seltsam murmelnden buckligen Mannes. David und Gillian Helfgott sprechen einen beide emotional an, man versteht Gillian, und über sie auch David etwas besser. Durch seine unkomplizierte, verspielte, aber auch sehr verwirrte und verirrte Art hat man das Gefühl, einen authentischen Blick auf Davids Leben werfen zu können. Am beeindruckendsten ist diese mühelose Art, die ihn nie verlässt, auch nicht während des Klavierspielens. Es helfen die gut gefilmten Szenen von Autofahrten und Natur, die manchmal ästhetisch genug sind, um in dem Dokumentarfilm ein wenig fehl am Platz zu wirken.

 

David Helfgott ist ein sehr leidenschaftlicher Mensch.

 

Es gibt einige Elemente, beispielsweise ein Schriftzug zu Beginn des Films, die nicht ganz in das Gefüge passen. Dabei zeigt sich aber vor allem das grösste Problem des Projekts: Es gibt keine klare Struktur, theoretisch ist es egal, ob man nur einen Teil des Films oder den ganzen sieht. Man lernt den Pianisten durch die Einblicke in seinen Alltag immer besser kennen, aber die verschiedenen Szenen, die sich über einen nicht allzu grossen Zeitraum zu erstrecken scheinen, wirken mehr chronologisch als thematisch geordnet. Dadurch werden verschiedene Themen von Davids Vergangenheit mehrfach tangiert, aber nie tiefgründig besprochen. Dazu muss man wohl «Shine» sehen, den Oscar-gekrönten Film über Davids Geschichte. Teil dieses Problems ist selbstverständlich, dass man mit dem Star des Films selbst gar kein «normales» Gespräch führen kann.

 

Fels in der Brandung von Davids Leben: Ehefrau Gillian. 

 

«Hello I am David» handelt von einem ausserordentlichen Menschen mit einer beeindruckenden Begabung. Der Film porträtiert den 65-jährigen hervorragend in seiner alltäglichen Lebensweise, besonders am Klavier, zeigt jedoch strukturelle Schwächen auf. Zu empfehlen für Fans von klassischer Musik und Philanthropen, aber nicht unbedingt für Doku-Fans.

 

Über Einblicke in seinen Alltag und über seine Frau Gillian lernen wir David mit seinem Genie und seinen Manien kennen. Da ist ein Mann am Klavier in seinem Element. 

  • Hello, I Am David (Deutschland 2016)
  • Regie & Buch: Cosima Lange
  • Darsteller: David Helfgott, Gillian Helfgott
  • Laufzeit: 100 Minuten
  • Kinostart: 7. Januar 2016

 

 

 

Jonas Stetter / Do, 07. Jan 2016