Als sie plötzlich Russisch sprach ...

Serien-Kritik: Intruders
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Ein Mädchen spielt am Strand mit Steinen. Plötzlich steht ein Mann in schwarzen Kleidern vor ihr und hält ihr eine Waffe ins Gesicht. Er tut ihr aber nichts, sondern übergibt ihr einen Gegenstand aus gipsähnlichem Material. Dann geht er wieder. Das Mädchen ist aber wie ausgewechselt. Es scheint, dass er Mann in ihr etwas ausgelöst hat. Ungefähr gleichzeitig bemerkt der Ex-Polizist Jack Whelan Veränderungen an seiner Frau. Sie spricht plötzlich Russisch und verschwindet tagelang unter Vorgabe falscher Tatsachen. Es scheint fast so, als ob etwas in ihr drin wäre. Jack gibt sich damit aber nicht zufrieden. Er beginnt zu ermitteln und stösst auf den Geheimbund Qui Reverti und ein uraltes Geheimnis. 

 

Unsterblichkeit und das Geheimnis des ewigen Lebens sind uralte Motive, die weit zurückgehen und schon oft in der Kultur verarbeitet wurden. Glen Morgen, der als Autor bei «Akte X» schon Erfahrung mit dem Thema Mystery machen konnte, kreiert aus dem Thema eine Serie, die schnell neugierig macht und einen packt. Das liegt einerseits an der nicht zu hastigen Erzählweise von «Intruders», die sich viel Zeit für die Entwicklung der Figuren nimmt, und andererseits an den Schauspielern. Besonders beeindruckend agiert Millie Bobbie Brown, die das 9-jährige Mädchen Madison spielt. Sie wechselt mühelos zwischen den Charakteränderungen, die ihre Figur begleiten. Dabei spielt sie nicht nur den Ex-Polizisten Jack, gespielt von John Simm («Prey – Die Beute»), und Oscar®-Preisträgerin Mira Sorvino an die Wand, sondern trägt die Serie in manchen Moment praktisch alleine. 

 

Überraschender Schluss-Twist

 

Je näher die Geschichte der Lösung kommt, desto neugieriger wird man als Zuschauer und das Drehuch manipuliert so geschickt, dass immer genug verraten wird, um beim Schauen der Episoden weder genervt noch gelangweilt zu sein. Dass sich die verschiedenen Handlungsstränge irgendwann treffen müssen, ist klar, aber der Schluss-Twist ist dann doch sehr überraschend und wird der geschickt konstruierten Serie durchaus gerecht. Dass die Serie nach nur einer Staffel abgesetzt wurde, ist daher nicht weiter schlimm, denn die acht Folgen funktionieren in sich geschlossen bestens.

 

In Zeiten, in denen Verschwörungstheorien Hochkonjunktur haben und Menschen glauben, dass vermeintliche Geheimbünde wie die Bilderberg-Konferenz die Geschicke der Welt in den Händen halten würden, trifft die Serie «Intruders» exakt den Zeitgeist. Aber daneben wirbeln die Ereignisse wohlbekannte Elemente wie Liebe, Eifersucht und Rache auf. Im Grunde ist «Intruders» ein klassischer Thriller in Serien-Form. Aber «Intruders» ist ausserdem eine Serie für Konsumenten, die sich aufmerksam auf eine Geschichte einlassen wollen. Eine Folge verschlafen wäre nicht so optimal, denn schnell ist hier eine Information verpasst, ein Mosaiksteinchen durch den Filter gefallen, das wichtig für das Verständnis gewesen wäre. 

 

Für Fans von leicht übernatürlichen Thrillern ist «Intruders» perfekt. Die Serie erzählt mit viel Gefühl und lässt sich Zeit, um das Geheimnis langsam auszubreiten. Dafür packt es einen. 

  • Intruders (USA 2014)
  • Regie: Daniel Stamm & Eduardo Sánchez
  • Creator: Glen Morgan
  • Autoren: Glen Morgan, Michael Marshall Smith, Kristen Cloke, Darin Morgan
  • Darsteller: James Fran, Millie Bobby Brown, Mira Sorvino, John Simm, Tory Kittles, Robert Forster
  • Laufzeit: 8 Episoden à ca. 42 Minuten
  • Verkaufstart: November 2015

 

 

Patrick Holenstein / So, 27. Dez 2015