Ein Cop in der Märchenwelt

Serien-Kritik: Grimm
Bildquelle: 
Universal Pictures

Die Märchenwelle bei den aktuellen Serien bringt mit «Once Upon A Time» klassische Märchenfiguren durch einen Fluch in unsere Welt und eben hat die Serie ein Spin-Off bekommen. Um einen Fluch der anderen Art geht es in der Fantasy-Cop-Serie «Grimm», um den Fluch der Familiengeschichte. Die Produzenten von «Buffy» und «Angel» wagen sich an den Stoff der Gebrüder Grimm und spinnen daraus unterhaltsames Gold. 

 

Bild 1: Nick und Hank ermitteln im Wald. / Bild 2: Nick ist mit Juliette glücklich, doch sie wird immer mehr zur Zielscheibe. (Mit Maus über Bild fahren)

 

Nick Burkhardt ist bei der Mordkommission von Portland. Er lebt mit Freundin Juliette in einem gemütlichen Haus und ist eigentlich zufrieden. Bis ihn seine Tante besucht und ihm offenbart, dass er ein Grimm sei. Grimms sind in der Märchenwelt gefürchtet und haben seit Jahrhunderten die Aufgabe, für ein Gleichgewicht unter den Fabelwesen zu sorgen. Erst tut Nick das alles als Aberglaube ab. Doch je mehr er sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr erkennt er die Wahrheit. Zudem kann Nick nicht mehr länger ignorieren, dass er die reale Gestalt der märchenhaften Wesen, die in der Bevölkerung unerkannt leben, sehen kann. Immer öfter sind in die Fälle, die er als Cop betreut, auch übernatürliche Wesen verwickelt. Das verschafft ihm zwar einen Wissensvorsprung, doch kann er diesen jedoch nicht immer plausibel erklären. Nick versucht seine beiden Leben strikt zu trennen und für Freundin Juliette und Partner Hank ganz normal zu tun. Doch das ist gar nicht so einfach. Zumal Hank sich mit einer Hexe einlässt und Juliette attackiert wird. Nick hat zudem keine Ahnung, dass der Polizeichef ebenfalls zur übernatürlichen Welt gehört. 

 

Ein untypischer Grimm 

 

Die Idee ist simpel, funktioniert aber bestens. Ein Cop jagt Verbrecher, wird dabei mit der Welt der Märchen konfrontiert und immer stärker hineingezogen. Die Serie braucht ein, zwei Folgen, bis einmal die Prämisse sauber aufgebaut ist und der Zuschauer sich zurecht findet. Aber dann beginnt sich das Doppelspiel des Nick Burkhardt zu entwickeln. Von Folge zu Folge findet er sich besser mit seinem Schicksal ab, liest sich in die Materie ein beziehungsweise studiert die Aufzeichnungen seiner Familie und nimmt dabei gleich den Zuschauer an der Hand. Das haben die Produzenten clever gelöst. Als Zuschauer weiss man meistens gleich viel wie Nick und taucht so langsam in die mystische Welt ein. Die Konflikte, die sich immer mehr ergeben, zum Beispiel das Erklären von Wissensvorsprüngen, die Nick durch seine Sichtweise bekommt, sind allesamt schlüssig. Doch so ganz kann Nick sich in die ihm zugedachte Rolle nicht einfügen. Da kommt der Cop in ihm zu stark durch und er schliesst sogar Freundschaft mit einigen der Fabelwesen. 

 

Bild 1: Hinter diesem hübschen Gesicht verbirgt sich ein Hexenweib. / Bild 2: Das ist der Beginn einer langen Freundschaft, die für Nick mehrmals sehr wertvoll ist. 

 

Die 22 Episoden der ersten Staffel funktionieren nach dem «Fall der Woche»-Prinzip, transportieren aber zudem den roten Faden der Geschichte. Die Folgen sind meist in sich geschlossen, sorgen aber dafür, dass das Mosaik der Mystik um die Grimms langsam klarer wird. Zudem beginnt jede Episode mit einem Zitat aus dem Märchen, das der jeweiligen Folge zugrunde liegt. Das Raten, um welches Märchen es sich handelt, ist ein zusätzliches Vergnügen. Die Schauspieler sind allesamt als Nebendarsteller aus verschiedenen Serien bekannt, wirken daher unverbraucht und passen gut in die Rollen. Die Idee, die Märchen der Gebrüder Grimm in einer Serie in der aktuellen Zeit anzulegen, funktioniert gut und der Erfolg spricht für die Macher. Eben wurde eine dritte Staffel bestellt. Bis dahin dauert es aber noch etwas. In der Zwischenzeit startet am 26. August bei VOX die zweite Staffel und ab dem 22. August ist die erste Staffel mit Deleted Scenes und weiterem Bonusmaterial erhältlich. 

  

  • Grimm - Staffel 1 (USA 2011)
  • Regie: verschiedene Regisseure
  • Darsteller: David Giuntoli, Russell Hornsby, Bitsie Tulloch, Silas Weir Mitchell, Sasha Roiz
  • Länge: ca. 15 Std 13 Min
  • : 22. August 2012
  • Medium: DVD und Blu-Ray

 

Patrick Holenstein / So, 18. Aug 2013