Sieg für Ben Affleck, Spielberg geht ziemlich leer aus
24. Februar 2013: Die 85. Verleihung der Academy Awards, auch Oscar’s genannt, ging zum ersten Mal im Dolby Theatre von Los Angeles (bis Februar 2012 hiess es Kodak Theatre) über die Bühne. Die diesjährige Ausgabe wurde vom Regisseur («Ted») und Comedian Seth McFarlane, der für seinen schwarzen und derben Humor bekannt ist, moderiert. Damit trat er die Nachfolge des letztjährigen Moderators Billy Crystal («When Harry Met Sally») an. Seine Moderation wurde mit Spannung erwartet.
Steven Spielbergs Historiendrama «Lincoln» ging mit 12 Nominierungen als Favorit ins Rennen. Grosse Favoriten des Abends waren ausserdem Daniel Day-Lewis für seine Darstellung im eben genannten Film sowie Christoph Waltz für seine Nebenrolle in «Django Unchained» von Kultregisseur Quentin Tarantino («Pulp Fiction»). Ang Lee durfte auf einen Oscar für seine Regiearbeit in «Life of Pi» (bei uns besser bekannt als «Schiffbruch mit Tiger») hoffen. Ebenfalls für ein Goldmännchen nominiert war Jennifer Lawrence als beste Hauptdarstellerin in «Silver Linings Playbook». Der neue James Bond «Skyfall» ging dank seiner Filmmusik mit fünf Nominierungen ins Rennen.
Seth McFarlane wurde mit seiner pointenreichen und charmanten Moderation den hohen Erwartungen mehr als gerecht. Er ist ein Sympathieträger, der das Publikum mitzureissen versteht. Ein Kurzauftritt von Captain Kirk aus «Star Trek» (er kam per Video-Schaltung aus der Zukunft, um die Show zu retten) sorgte für zusätzliche Lacher.
Charlize Theron tanzte mit Channing Tatum über das Parkett zu Seth McFarlane’s Gesang und ein Ausschnitt von «Flight» mit Denzel Washington wurde total überzeichnet und zum Schreien komisch mit Handpuppen nachgestellt. Später gaben Daniel Radcliffe und Joseph Gordon-Levitt eine kurze Tanzeinlage.
Die erste Kategorie war Bester Nebendarsteller. Gewonnen hat, in höchstem Masse verdient, der Österreicher Christoph Waltz für seine grandiose Darstellung des Kopfgeldjägers Dr. King Schultz in Tarantino’s «Django Unchained».
Zum 50. Jubiläum der James-Bond-Reihe wurde eine Retrospektive inklusive der legendären Filmmusik gezeigt. Shirley Bassey sang ihren Hit «Goldfinger» aus dem Jahr 1964. Dafür gab es vom Publikum Standing Ovations.
«Amour» von Michael Haneke gewann den Oscar für den besten fremdsprachigen Film – nach dem Sieg von «Die Fälscher» 2008 ist das ein weiterer Auslands-Oscar für Österreich.
Oscar-Verleihung im Zeichen der Musik
John Travolta hielt die Laudatio für «Les Misérables». Sekunden später liess Catherine Zeta-Jones mit ihrer Performance das Musical «Chicago» nochmals aufleben. Auch Standing Ovations für Jennifer Hudson’s Gesangseinlage.
Die diesjährigen Oscar’s standen im Zeichen der Musicals und des Gesangs. Später fand sich das ganze Ensemble von «Les Misérables» auf der Bühne zusammen (inklusive Helena Bonham Carter und Sacha Baron Cohen) und lieferte eine kraftvolle Performance ab.
Mark Wahlberg und sein derber Teddybär aus dem Film «Ted» hatten einen Kurzauftritt und verliehen gemeinsam die Sound-Oscar’s.
Hollywood-Legende Christopher Plummer hielt die Laudatio für die beste Nebendarstellerin: Anne Hathaway, für ihre zu Tränen rührende Rolle im Musical «Les Misérables».
Oscar-Gewinnerin Sandra Bullock verzog beim mühsamen Öffnen des Couverts das Gesicht zu einer Grimasse und verkündete «Argo» als Gewinner für den besten Filmschnitt.
Adele sang live ihren Riesenhit «Skyfall». Gänsehaut pur.
George Clooney erinnerte «in Memoriam» an all die Filmschaffenden, die während des letzten Jahres von uns gegangen sind. Die Ikone Barbra Streisand knüpfte mit dem Welthit «Memories» aus dem Film «The Way We Were» an die Retrospektive an und erinnerte an den verstorbenen Komponisten Marvin Hamlisch.
Richard Gere, Queen Latifah, Renee Zellweger und Catherine Zeta-Jones verkündeten, dass «Life of Pi» das Goldmännchen für «Best Original Score» gewonnen hat.
Der Oscar für den besten Filmsong ging dieses Jahr an «Skyfall» von Adele.
Charlize Theron und Dustin Hoffman verliehen den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch an Chris Terrio für «Argo».
Quentin Tarantino’s «Django Unchained» konnte den Oscar für das beste originale Drehbuch in Empfang nehmen.
Keine Überraschung bei Bester Film
Die Filmlegenden Jane Fonda und Michael Douglas vergaben den Oscar für die beste Regie an Ang Lee für «Life of Pi».
Jean Dujardin, letztjähriger Gewinner des Oscar’s als bester Hauptdarsteller, verkündete Jennifer Lawrence als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle in «Silver Linings Playbook». Sie wirkte so nervös, dass sie auf dem Weg zur Bühne prompt über ihr langes Kleid stolperte.
Meryl Streep hielt die Laudatio auf den besten Hauptdarsteller dieses Jahres: Daniel Day-Lewis. Er gewann den Preis für seine herausragend charismatisch gespielte Rolle als Präsident Lincoln im gleichnamigen Film. Nach «My Left Foot» und «There Will Be Blood» ist dies sein dritter Oscar.
Hollywood-Urgestein Jack Nicholson schaltete First Lady Michelle Obama per Video rein, um den Oscar für die Hauptkategorie, den besten Film, zu verkünden.
And the Oscar goes to… «Argo»! Der Regisseur Ben Affleck war total perplex.
Wow, was für eine Nacht!
Bäckstage war für die ganze Nacht live am Tickern. Hier ist der Link zum Protokoll.