Jasmin Honegger am Zurich Film Festival
Nirgendwo:
- Regie: Matthias Starte
- Darsteller: Ludwig Trepte, Saskia Rosendahl, Amelie Kiefer, Jella Haase
- Kinostart: noch nicht bekannt
Er ist jung und mit einem BWL-Studium könnte Danny (Ludwig Trepte) eine goldene Zukunft vor sich haben. Doch so ganz glücklich ist er nicht mit seinem Leben, in welchem er sich immer mehr von sich selbst entfernt. Eines Tages erreicht ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters und so kehrt er nur widerwillig nach langer Zeit in sein Heimatdorf irgendwo im Nirgendwo zurück. Zu seiner Überraschung findet er dort das Paradies seiner längst vergessenen Jugend und seine alten Freunde wieder. Mit Vergangenheitsbewältigung will er sich aber nicht beschäftigen. Stattdessen flammt die Liebe zu seiner Jugendfreundin Susu (Saskia Rosendahl) wieder auf. Doch Danny muss lernen, dass er irgendwann loslassen muss, um endlich sein eigenes Leben und seine Träume verwirklichen zu können.
Mit seinem Langspielfilmdebüt widmet sich Mathias Starte der viel diskutierten «Generation Y». Das Leben der Mittzwanziger ist nach Ansicht von Experten von einer treibenden Kraft geprägt, ohne sich dem Erwachsenwerden hinzugeben und den Beginn der eigenen Zukunft auf unbestimmte Zeit ruhen zu lassen. Doch manchmal muss man, ob man will oder nicht, eigene Entscheidungen treffen. Ohne Wenn und Aber.
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Me éstas matando, Susana (You’re killing me, Susana):
- Regie: Roberto Schneider
- Darsteller: Gael García Bernal, Verónica Echegui, Ashley Hinshaw, Daniel Giménez Cacho
- Kinostart: noch nicht bekannt
Eligios (Gael Garcia Bernal, „Babel“) Frau Susana (Veronica Echegui) ist von einem Tag auf den anderen plötzlich verschwunden, ohne ein Wort des Abschieds. Als Eligio in seiner Verzweiflung nach langem Suchen herausfindet, dass Susana in die USA zu einem Autorenworkshop gereist ist, fällt er eine Entscheidung: er verlässt das warme Mexiko City und macht sich auf den Weg ins kalte Iowa. Schon allein die Reise gestaltet sich sehr viel komplizierter als gedacht und als er endlich vor Susana steht, ist die alles andere als begeistert…
Gael Garcia Bernal und Veronica Echegui überzeugen in dieser unkonventionellen und doch romantischen Komödie von Roberto Sneider, die vor allem von unfreiwilliger Situationskomik getragen wird, mit ihrem schauspielerischem Talent. Leider bietet die Figur der Susana nur wenige Entfaltungsmöglichkeiten, so verliert „Me éstas matando, Susana“ durch Plot-Wiederholungen etwas an Spannung. Dank des Humors und einigem Stoff zum Nachdenken vermag der Film die Zuschauer dennoch abzuholen und amüsiert in die Nacht zu entlassen.
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Good Fortune:
- Regie: Josh Tickell, Rebecca Harrell Tickell
- Darsteller: John Paul DeJoria, Dan Aykroyd, Danny Trejo
- Kinostart: noch nicht bekannt
Das Leben auf dem Motorrad. (Quelle: Big Picture Ranch, Green Planet Productions, Rhino Films)
Als Kind einer griechischen Einwandererfamilie gründete John Paul DeJoria 1980 gemeinsam mit Paul Mitchell das innovative Haarpflegeunternehmen «John Paul Mitchell Systems», womit er zum milliardenschweren Firmeninhaber wurde. In «Good Fortune» wird sein steiniger Weg dorthin porträtiert.
Das Regie-Ehepaar Joshua und Rebecca Tickell zeichnen in ihrer Dokumentation ein Porträt eines Mannes, der den amerikanischen Traum für sich wahr gemacht hat. Es ist eine klassische, etwas glatte «Vom Tellerwäscher zum Millionär»-Storyline, welche aber durchaus ihren Charme hat. Leider werden zu wenige kritische Fragen aufgeworfen und man kann durchaus sagen, dass J.P. nicht nur Philanthrop, sondern auch ein knallharter Geschäftsmann (geworden) ist. Der Film ist aber kurzweilig inszeniert und mit der lässigen musikalischen Untermalung zu einem inspirierenden Biopic geworden.
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Jean of the Joneses:
- Regie: Stella Meghie
- Darsteller: Taylour Paige, Erica Ash, Sherri Shepherd, Gloria Reuben, Michelle Hurst
- Kinostart: noch nicht bekannt
Ein Todesfall führt die Familie in die Vergangenheit. (© Cinetic Media)
Jean (Taylour Paige) ist 25 Jahre alt und wächst in einer grossen Familie auf, in der es zwar viele Mitglieder gibt, aber genau so viele Missverständnisse. Als es eines Tages zu einem unerwarteten Todesfall in der Familie kommt, wird dies für einige Angehörige zu einer Reise in ihre Vergangenheit, woraufhin alte Wunden aufreissen und dunkle Familiengeheimnisse ans Tageslicht kommen…
Die Regisseurin Stella Meghie hat einen schlichten, dramatisch-komischen Film inszeniert, in welchem eine dysfunktionale jamaikanisch-amerikanische Grossfamilie porträtiert wird. Trotz (oder genau wegen) der unzähligen Differenzen in dieser nur aus Frauen bestehenden Familie, sind sie doch immer das Wichtigste füreinander und helfen sich, wo sie nur können. Das Kernelement der Geschichte ist die Absenz einer Vaterfigur, in vielerlei Hinsicht. Doch Meghie gelingt es, daraus nicht nur tragische, sondern auch versöhnliche Momente zu schaffen.
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