Fifty Shades of Machismus
Text von Thomas Hügli
Apéro Rich, Champagner a discretion und jede Menge Spielzeug zum Mitnehmen. Die Gäste an der Vorpremiere von «Fifty Shades of Freed» oder «Fifty Shades of Grey 3 - befreite Lust», wie der Streifen in Deutsch langweilig betitelt wurde, damit auch ja alle was verstehen, wurden regelrecht verwöhnt. Ziel ist möglichst viel positive Publicity für einen Kinofilm, der an Einfallslosigkeit nicht zu übertreffen ist.
Das Mascotte am Bellevue in ist in rotes Licht getaucht. Zum Eingang führt ein roter Teppich, der sich gleich bis zum angrenzenden Kino Corso erstreckt und später die geladenen Gäste ins Kino geleitet. Die glücklichen Teilnehmer am Premierenapéro im Mascotte haben der Einladung Folge geleistet. Alle kommen sie «all in black with a hint of glamour». Tiefe Ausschnitte und viel Glitter, Männer und Frauen perfekt aufgebretzelt zur finalen Show von Mr. Grey und Anastasia. Live Jazz Musik auf der Bühne, während der Saal sich füllt. Fröhliche Stimmung, sehen und gesehen werden, köstlicher Apéro Rich und Champagnerschwemme, hier ein Flirt, da ein Schwätzchen. Gut gelaunt, satt und leicht beschwipst geht es über den roten Teppich, durch den mit «Fifty Shades of Grey»-Spielzeug behangenen Redroom ins Kino Corso.
Man braucht keinen Teil 1 oder Teil 2 gesehen zu haben, um der Story des dritten Teils folgen zu können. Gut aussehender Milliardär, unsicher, eifersüchtig, possessiv und von seiner Kindheit psychologisch belastet, mit einem Hang zu BDSM, heiratet eine erfolgreiche Buchverlegerin aus der Mittelschicht, die er manipulieren will. Ana liebt einen Mann, der immer der Chef ist, in seinem Leben, im Bett und zu Hause. Er macht sie klein, will sie besitzen und hält nicht viel von Vorspiel, das höchstens eine halbe Minute dauert, eh er sich schon wieder auf sie stürzt und wie ein Tier penetriert.
Die ganze Trilogie ist nichts weiter als ein Marketing-Gag. Die Story ist von Anfang an fad, voraussehend, kindlich und kitschig bis zum Schluss. BDSM funktioniert anders, da hilft auch der aufgemotzte «Redroom» nicht, um etwas Spannung aufzubauen und auch nicht, dass Christian Grey Anastasia wie ein Stück Vieh behandelt. «Wenn du mir nicht gehorchst, dann muss ich dich dafür bestrafen!» Machismus zu bekämpfen funktioniert anders. Wo sind denn hier die Stimmen der vielen Frauen der «me-too»-Bewegung? Anscheinend sind diese Gesellschaften allzu sehr geprägt davon, dass der Mann immer das letzte Wort haben soll und seine Macht und Stärke auszuspielen vermag. Reichtum und Überheblichkeit zur Schau zu stellen, vernebelt wohl so einigen KinogängerInnen und RomanleserInnen die Sinne. Alles nicht real und jenseits einer normalen Welt. Das Beste am Film ist die Musik. Wenigstens kommen da etwas Gefühle auf und eine Spur von Romantik.
Nichtsdestotrotz, der Abend war ein Genuss. Vielen Dank liebe Leute von Universal Switzerland.