Buchkritik: Sommertöchter

Buchkritik: Sommertöchter
Sommertöchter
Bildquelle: 
http://www.dumont-buchverlag.de

Juno, die Protagonistin, erzählt ihre eigene Geschichte. Sie wechselt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, erzählt abwechselnd als junge Frau von heute und als kleines Mädchen von damals. Die Übergänge zwischen den Zeiten sind so schnell, dass sie fast ineinander fliessen. Der Leser wird gefordert und muss die Geschichte teils selbst in die richtige Reihenfolge bringen.

 

Juno erzählt abwechselnd als junge Frau von heute und als kleines Mädchen von damals


Das kleine Mädchen Juno lebt in einer namenlosen Stadt in Deutschland. In einem schönen, grossen Haus mit Garten und Kirschbaum, abseits der Stadt nahe Felder und Wald ohne direkten Nachbarn. In dieser Idylle verbringt sie viele schöne Stunden mit ihren Eltern.
Ihre Mutter aber spricht nicht mehr von dieser Zeit. Sie versucht, sie zu vergessen und Juno soll es ihr gleichtun. Es gibt nun ein neues Leben, eine neue Wohnung in derselben Stadt, einen neuen Mann an der Seite ihrer Mutter. Nichts erinnert mehr an das, was einmal war. Juno fühlt sich fremd in diesem neuen Leben. Nicht wirklich zugehörig. In ihren Gedanken ist sie oft bei dem schönen Haus mit Garten und ihrem Vater. Es gibt zu viel, was das Mädchen versucht zu verstehen.

 

Nichts erinnert mehr an das, was einmal war


Als junge Frau, acht Jahre nach dem Tod ihres Vater, erhält Juno einen Brief, der ihr Erbe offenbart: Ein kleines Haus in Coulard, Frankreich. Sie sucht bei ihrer Mutter nach einer Antwort und erntet Schweigen. Nach schlaflosen Nächten und vielen gedanklichen Achterbahnfahrten entschliesst sich Juno in die Vergangenheit einzutauchen und das Rätsel zu lösen. Kurzerhand fährt sie alleine nach Coulard und findet nicht nur das kleine Häuschen vor, sondern auch eine junge Frau, die weitere Fragen aufwirft. Sie trifft in dem französischen Städtchen auf verschiedene Menschen, die alle im Zusammenhang mit ihrem Vater stehen. Langsam, aber stetig, lüftet sich der Schleier. Nicht nur für Juno, sondern auch für den Leser. Mit jeder Figur, die zu erzählen beginnt, fügt sich ein weiteres Puzzleteil zusammen und bringt Licht in die Vergangenheit.

Sommertöchter ist der Debütroman der jungen, deutschen Autorin Lisa-Maria Seydlitz. Ihr junger, spritziger Schreibstil kommt ungewohnt ruckartig, fast etwas abgehackt daher, was einem anfangs ein wenig über die Sätze stolpern lässt. Mit dieser Schreibweise verleiht sie der Geschichte eine gewisse Kurzatmigkeit, welche den Leser unbewusst schnell und intensiv durch die Geschichte gleiten lässt. Viele Tatsachen nennt sie nicht direkt beim Namen, sondern lässt den Leser das Geschehene zwischen den Zeilen erahnen. Sie bietet dem Leser viele Möglichkeiten, selbst hinter des Rätsels Lösung zu kommen, welches sie gegen Ende immer weiter auflösen lässt.

  • Buch: Sommertöchter
  • Autor: Lisa-Maria Seydlitz
  • Verlag: DuMont Buchverlag, Köln
  • ISBN: 978-3-8321-6220-7
  • Veröffentlicht: März 2013
Carla Maria Cavazzutti / Fr, 31. Mai 2013