Tina Dico bleibt sich mit Album #11 treu

CD-Kritik: Tina Dico - Fastland
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© CNTCT Recordings / Irascible

Tina Dico ist seit 17 Jahren als Künstlerin, Songwriterin und Sängerin unterwegs. Die Dänin lebt inzwischen im isländischen Reykjavik und das passt irgendwie auch zur sehr feinfühligen Musik. Wer sie schon live erlebt hat, kennt ihre dynamischen Spielereien zwischen wuchtig und elegant, lasziv und verträumt. Etwas lockerer startet sie mit «Not Even Close» in ihr neues Album «Fastland» und zeigt gleich, dass sie auch beim Texten keine halben Sachen macht. Plattitüden sind bei ihr wenige zu finden, in Zeilen wie «It’s hard to play with open cards when you losing to the King of Hearts – again» bleibt sie verständlich und metaphorisch zugleich. Der Catcher ist und bleibt aber die Stimme der Dänin, denn die funktioniert auf Platte so gut wie live und lässt aufhorchen, ist sie doch leicht rau und doch honigweich. 

 

Als sich Tina Dico an die Arbeit zum elften Album machte, passierte ihr der Horror schlechthin: Schreibblockade. «Die Gitarre sprach nicht mehr zu mir», sagt sie über diese Zeit. Dazu muss man wissen, dass Tina und ihre Gitarre eine langjährige «Beziehung» haben. In der Regel klimpert Tina auf der Gitarre, lässt sich treiben, schaut, was sich ergibt und so entstehen die Songs. Bisher. Bei «Fastland» hat das nicht funktioniert. Tina schrieb Songfragmente, die solide waren, aber ihrem künstlerischen Anspruch nicht genügten. Was macht man also in so einem Moment? Man ändert langsam. Tina hat sich ans Schlagzeug gesetzt und alte Keyboards aus dem Schrank gekramt und traf damit ins Schwarze. Plötzlich lief der Motor auf Touren und es entstanden langsam Songs, die der anspruchsvollen Dänin gefielen. «Ich schrieb neue Lieder, arrangierte ein paar ältere Ideen komplett neu – und so ist Schritt für Schritt das neue Album entstanden.» Aber bevor jetzt Fans von Tina Dico erschrecken, das Album ist nicht voller Keyboard-Teppichen und endlosen Schlagzeug-Passagen. Die Seele von Dico ist klar zu erkennen, da ist sich die charismatische Dänin treu geblieben. 

 

«Fancy»

  

Bei «Fancy» lässt Tina ihr Stimme dunkler klingen bzw. in tiefere Lagen gleiten, entlockt ihr so neue Facetten. «People Are Stranger» zeigt die klassische Songwriterin in Dico, pendelt zwischen Folk und Indie-Pop. «Parked Car» ist gesanglich und melodiös ein Highlight in der Platte, weil die Ballade süffisant locker und doch melancholisch klingt. Schliesslich stimmen die sanften Gitarren von «Something You Can Keep» beim abschliessenden Song ein letztes Mal für Tina Dico ein, um ein Album zu runden, das eine etwas schwierige Entstehung hatte, jedoch nahtlos in das Schaffen von Dico passt, aber trotzdem nicht auf der Stelle tritt. Sowohl musikalisch als auch gesanglich hat Tina Dico sich vorwärtsbewegt, was natürlich die Geschichte mit der Schreibblockade erkärt. «It’s a song for every age» singt sie im Abschlusssong und bringt damit auf den Punkt, was sie möchte, nämlich Generationen verbinden. 

 

Tina Dico steht auf «Fastland» für variantenreichen Pop, der Tiefgang mit Lebenslust vereint. Dico war noch nie für qualitative Kompromisse bekannt und macht bewusst ihr Ding. Bisher ist sie damit gut gefahren. 

 

  • Künstlerin: Tina Dico
  • Album: «Fastland»
  • Im Handel: bereits erhältlich

 

Bäckstage Redaktion / So, 11. Nov 2018