Was passiert, wenn ein Poetry-Slammer ein Rap-Album aufnimmt? Das erste Album von Laurin Buser liefert die Antwort. Soviel vorweg: Auf das Konto des 23-Jährigen gehen zwei abendfüllende Programme, Theaterprojekte, diverse Auszeichnungen. Kein Wunder also, dass der Vielreimer nebenher auch noch an einem Rap-Album gewerkelt hat.

Dass er sich seinen Namen als Slam-Poet gemacht hat, hört man dem Album an. Nicht nur, weil Laurin Buser seine Lyrics auf Hochdeutsch vorträgt, was für Schweizer Rapper ja doch eher ungewöhnlich ist, und ihm die Ablehnung von 50.3% der Bevölkerung eintragen könnte. Sondern vor allem, weil er seiner Hörerschaft wirklich innovative Texte vor den Latz knallt. Hier werden keine Rap-Klischees bedient und keine aufgeblasenen Rapper-Egos befriedigt; stattdessen gewährt uns Laurin Buser Einlass in seine eigene, sympathisch chaotische Gedankenwelt und bleibt dabei bodenständig –  ganz gezielt, wie spätestens ab dem Track «Zwergenkönig» klar wird. Schliesslich muss es nicht immer ums ganz Grosse gehen, wenn man als König der Zwerge auch den eigenen Barhocker mal eben zum Thron erklären kann. Alltägliche Themen also. Dass alltäglich dabei nicht unbedingt mit normal gleichzusetzen ist, sollte inzwischen ja jedem klar sein, mit Blick auf das eigene Leben und so. Jedenfalls verpackt der Rapper seine Erfahrungen gekonnt so, dass man als Zuhörer immer wieder mal das Gefühl hat, vor einer Momentaufnahme aus dem eigenen Leben zu stehen.

Unterlegt wird das Ganze von einem Klangteppich aus Jazz- und Funk-Elementen. Eigens für das Album hat der Künstler zusammen mit dem Jungproduzenten und Drummer Sascha F. eine Band ins Leben gerufen, die alle Instrumentals live eingespielt hat: Keine Samples, keine Synthetik-Drums, dafür ein paar kurze musikalische Ausflüge in Richtung Punk/Rock auf dem (beinahe-)Liebeslied «Herzfickerschmerzscheiss». Das Zusammenspiel zwischen Band und Rapper funktioniert. Nur an ganz vereinzelten Stellen hat man das Gefühl, dass sich Band und Rapper eher aneinander abmühen statt zusammen auf ein gemeinsames Ziel hinzusteuern – Herzfickerschmerzscheiss, eben – aber diese Momente sind selten und auf einem Debütalbum wohl durchaus erlaubt.

Kurz: Kaufen, anhören, weglegen – und in ein paar Jahren wieder anhören. Denn Alben wie dieses speichern ein Lebensgefühl und werden mit den Jahren nur besser. Unterdessen freuen wir uns darauf, das Werk hoffentlich bald live zu hören – auch live mit Band, bitte.

Laurin Buser - «Nachtaktiv»

• Künstler: Laurin Buser
• Album: Nachtaktiv EP
• VÖ: ab 14. Februar im Handel.