Patric Scott öffnet seine funkig-soulige Welt

CD-Kritik: Patric Scott - Back In The Day
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Gleich der Opener, der den Titel des Albums trägt, macht zweifellos klar, wohin Patric Scott mit dem 6. Studioalbum möchte. Der Schweizer Musiker nimmt einen auf eine kleine Zeitreise mit, begleitet durch eine Galerie aus grossen Musikerinnen und Musiker, die teils hörbar seinen Sound beeinflusst haben. Der Sänger streckt rhythmisch die Hand aus und lädt in seine grosszügige Welt aus Funk, RnB und Soul ein und gerne nimmt man die Einladung an. Dann ist der packende Start in die Platte – mit 1:39 fast etwas kurz - aber schon vorbei Patric Scott hat die volle Aufmerksamkeit und man ist gespannt, was er sonst noch zaubert.

 

Eklektische Momente, aber nie eine Kopie

 

Patric Scott gelingt das Kunststück, auf so subtile Art und Weise Assoziationen zu grossen Namen der Musikgeschichte zu wecken, dass man selbst an Momente und Songs erinnert wird, die einen in der Vergangenheit begleitet haben. Trotzdem tritt er nicht in die Falle, sich zu sehr auf seine Einflüsse zu verlassen. Klar, Michael Jackson und Prince sind stellenweise klar zu erkennen, aber diese eklektischen Momente sind nie schlichte Kopien, sondern kurze und vor allem ehrliche Verneigungen vor wichtigen Impulsen für sein Genre. Dagegen zeigen die Songs auf «Back In The Day», wie elegant der Schweizer Musiker auf der Basis, die ihn vermutlich seit früher Kindheit geprägt hat, eigene Songs aufbauen kann.

 

Patric Scott - «Hurricane» feat. Skulduggz

 

«Finally I» entfaltet im Zusammenspielt mit der voluminösen Stimme von Caroline Chevin eine poppige Soulnummer, die einerseits von den beiden Stimmen profitiert, aber auch vom lockeren Aufbau des Songs. «We Need To Talk» bildet als leise Popballade eine Insel und gleichzeitig der Stimme von Patric Scott eine würdige Plattform, um so richtig zu zeigen, wie viel der Künstler aus seinem Organ zu holen versteht. «To Much To Ask» zelebriert am anderen Ende des Spektums leidenschaftlich den Funk, mischt aber - ähnlich wie es Prince verstanden hat -, die richtige Dosis verspielten Pop in den Song. «I’ll Be On My Way» klingt immer wieder klar und vermutlich bewusst nach Michael Jackson. So bringt Patric Scott mit diesen vier Songs eine enorm breite Palette an Stilen auf den Punkt und unterstricht diese mit den weiteren Tracks auf dem Album.

 

Richtige Entscheidungen bei Klang und Qualität

 

Für das Songwriting bei manchen Songs hat er sich neben dem bewährten Produktionsteam hochkarätige Hilfe geholt und viele Namen zählen zur globalen Elite. Für «I´m not ready» kam Aleena Gibson (u.a. Jason Derulo, Vanessa Amorosi, Nick Carter) als Co-Writerin ins Boot, bei «Bodytalk» unterstützte Pam Sheyne (u.a. Christina Aguilera) und bei «That´s What Love Can Do» gleich Christina Aguilera persönlich. Das Album inklusive Songwriting entstand mit einem Produktionsteam, das mit Massimo Bunonanno (u.a. Lucky Tiger Records, Seven), Rose Ann Dimalanta (u.a. Prince, Seven) und Raymond McKinley (u.a. Destiny´s Child, Sheila E.) mit viel Know-how auftrumpfen kann. Produziert wurde in den Balik und Power Play Studios, zwei der wichtigen Adressen in der Schweiz, wenn nicht sogar über die Landesgrenzen hinaus. Das fertige Album belegt mit dem Klang und der Qualität der Songs, dass die Entscheidungen richtig waren.

 

Musikalisch klingt die Platte federleicht und als ob so ein Album bzw. die Songs darauf locker zu schreiben und produzieren wäre. Letztlich ist natürlich genau dieser Eindruck das Ziel. Musik soll leicht klingt, man soll nicht erkennen, wie viel harte Arbeit dahintersteckt, wie intensiv experimentiert wurde und was nicht funktioniert hat. Wie präzise jeder Akkord, jeder Ton sitzt, hört man beispielsweise bei «Hurricane» gut, wo die Orgel sehr zurückhalten, aber exakt im richtigen Moment aufheult und dem Song so einen feinen Retro-Charme verleiht, der die Rap-Parts von Skulduggz wunderbar flankiert. Solche Beispiele finden sich auf «Back In The Day» an jeder Ecke und sie zeigen, dass Patric Scott mit seinem Team sehr fokussiert auf ein Ziel hingearbeitet hat.

 

Die musikalischen Wurzeln verbirgt Patric Scott auf «Back In The Day» nicht. Aber er beweist viel Gespür für Songs und den Mix aus Vergangenheit und Aktualität. Schön ihm dabei zuzuhören.

 

 

Bäckstage Redaktion / Mi, 24. Aug 2022