Gipsypolkadisco mit dem Herz im Osten und Wohnort in Zürich

CD-Kritik: Palko!Muski - Panik
Bildquelle: 
Coverbild

«Panik». So tauft die Band Palko!Muski ihr aktuellstes Album. Was für Songs einen auf der neuen EP erwartet, lässt deren Name und vor allem ihr Cover schon scheu erahnen. Eine clownähnliche Fratze mit weitgeöffnetem Mund und Augen springt beinahe aus dem Bild. Nichts für schwache Nerven. Nichts für Leute, die sich nach Schweizer Poprock sehnen. Aber durchaus etwas für Leute mit Energie. Nämlich nicht nur auf der Bühne explodiert Palko!Muski und garantiert eine energiegeladene Show, bei der ihr Publikum alles rauslassen kann, was sich an Emotionen angestaut hat, sondern auch mit dem Album «Panik» gelingt es der Band, eine grosse Portion Energie in ihren Sound zu packen. Und genau das macht sie so aussergewöhnlich und erfolgreich. Was sich nicht gleich erahnen lässt, ist, dass das das Quintett aus der Schweiz stammt, genauer aus Zürich. Matthias Honegger (Bass & Klarinette), Dominic Damonte (Schlagzeug), Baptiste Beleffi (Keyboards), Luca Ramella (Gitarre) und Mario Scarton (Akkordeon) spielten jahrelang in einer Hip-Hop Formation. Jetzt sorgen sie für unverkennbar östliche Klangfarben, zu denen Polka getanzt werden kann. 

 

Schon beim ersten Song «Control» fühlt man sich nämlich weit weg in eine alte Taverne katapultiert, umhüllt von dicken Zigarrenrauchschwaden, irgendwo im Osten. Folklore vom Balkan über Ungarn bis Russland bildet den musikalischen Teppich. Die Stimme des Sängers ist rau. Anfangs nur von wenigen Klaviertönen begleitet, baut Palko!Muski eine Spannung auf und lässt nicht lange auf den Höhepunkt warten. Mit ihrem Polka-Sound, der durchaus auch Ska-Beats enthält, und dem Gypsy-Einfluss, ist das Motto auf ihren Konzerten sowie auch auf ihrer neuen EP klar: Tanzen wirkt befreiend. Dasselbe gilt für Singen und Schreien. Ob vor Freude, Panik oder Glück ist jedem selbst überlassen. 

Die Songs handeln von Eigen- und Fremdbestimmung und vom schmalen Grad zwischen Autonomie und Abhängigkeit. Das Album bietet einen kritischen Blick auf die Gesellschaft und regt den Zuhörer zum Nachdenken an. Beim Refrain des Songs «Friendmaker» ertönt die Stimme mal verzerrt, mal in einen Wirrwarr verlierend, mal unterstützt mit bizarren Klängen aus einem alten Synthesizer: «Money makes friends, money makes friends end.»

 

Nach der letztjährigen Veröffentlichung des ersten Studioalbums «Street Desire» und einer Serie von Konzerten in der Schweiz und Europa hat sich Palko!Muski Anfang letztes Jahres im Studio vergraben. Dort hat die Band intensiv an ihrem neuen Konzeptalbum gearbeitet. Eine erste Sequenz dieses Schaffens ist nun auf der neuen EP «Panik» zu hören, welche im Dezember 2013 erschienen ist.

 

Palko!Muski - «Katharsis»

 

  • Band: Palko!Muski
  • Album: Panik
  • : Ab sofort im Handel erhältlich
Bettina Hediger / Di, 18. Feb 2014