Einmal Abbey Roads und zurück

Plattenkritik: The Bianca Story - Coming Home
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Soso, in den Abbey Road Studios haben The Bianca Story also ihr neues Album aufgenommen. Auf den Spuren von Pink Floyd oder den Beatles gelingt den Baslern eine vielseitige Platte – inklusive Orchester – die schon beim ersten Hören gefällt und danach nur noch besser wird. 

 

Der Titel der Platte ist Programm. «Coming Home». The Bianca Story sind einerseits zurück in der Schweiz. Für die Arbeiten am neuen Album ist die Band bekanntlich nach London gereist und hat in den legendären Abbey Road Studios aufgenommen. Der Geist der Musikgeschichte, die in diesen Räumen entstanden ist, hat offenbar auf das Album abgefärbt, so entspannt klingt die Platte. Aber «Coming Home» lässt sich genau so gut auf die Rückkehr in ihr Element, die Musik, auslegen.

 

Und die Musik funktioniert bestens. Auffällig ist das Bläser- und Streicherorchester, das sich angenehm im Hintergrund hält und so dennoch den Stimmen von Anna und Elia unterstützend die Hand reicht. Das ist auch gut so, denn das neue Songmaterial besitzt durchgehend Ohrwurmpotenzial, was nicht zuletzt am Einsatz der Stimmen liegt. Etwa der Titeltrack, «Coming Home», der durch folkigen Gesang besticht oder «Dancing People Are Never Wrong», die nicht ganz ernst gemeinte Kaugummi-Pop-Hymne auf das Tanzen. Aber auch «Friends Bar» in dem Elias Gesang stellenweise an Paul McCartney erinnert, wobei an dieser Assoziation leicht das Wissen um die Sessions in den Abbey Road Studios schuld sein könnte. Mit Marschtrommeln erstaunt schliesslich «Lion Is Awake Now» und mausert sich in seiner Kombination aus den treibenden Trommelwirbeln und den beiden Stimmen von Anna und Elia zum vielleicht stärksten Song der Platte. Wäre da nicht eine Vision?

 

«Brand New Vision» ist für mich das Highlight der Platte. Nicht brandneu, nein, sondern schon leicht ausgelutscht, stimmt natürlich, trotzdem war es eine goldrichtige Entscheidung, das Stück gemeinsam mit dem Orchester neu aufzunehmen. Die leicht polierten Arrangements geben dem Song zwar ein neues Gesicht, nehmen ihm aber nicht seine Seele, die klare und eingängige Melodie. Es sind nur Nuancen, mal eine Abweichung von der bekannten Originalmelodie in Annas Parts oder eine Kunstpause am richtigen Ort, die dem zu neuem Glanz verhelfen.

 

Mit Coming Home schaffen The Bianca Story 39 Minuten Musik, die zwar den gewohnten Stil aufgreift, gleichzeitig aber noch mehr Wert auf Songwriting legt. Hin und wieder entsteht gar der Eindruck, dass The Bianca Story ihre nachdenkliche Seite entdeckt haben. Die steht ihnen allerdings sehr gut.  

 

 

 


Patrick Holenstein / Mo, 30. Jan 2012