Eine Platte zwischen Tiefenentspannung und SETI

CD-Kritik: The Dandy Warhols - This Machine
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www.thedandywarhols.com

Mit «This Machine» gelingt den Dandy Warhols ein fast schon tiefenentspanntes Album, das bei jedem Hören noch besser gefällt, weil es voller kleiner Tonspielereien ist, die sich nicht sofort offenbaren, jedoch das Tüpfelchen auf dem I sind. «Don’t Shoot She Cried» ist ein schönes Beispiel dafür. Die Harmonika wieselt summend zwischen den stoischen Paukenschlägen umher während sparsam eingesetzte Gitarren das Geschehen flankieren und Courtney Taylor-Taylors Stimme an Mantragesänge erinnert. 

 

Mit «Bohemian Like You» gelang der Band aus Portland, Oregon, zur Jahrtausendwende der grosse Durchbruch. Ihre vordergründig roh wirkenden Songs, die aber bei genauem Hinhören durchaus ein Gespür für feine Melodien offenbarten, trafen den Zeitgeist und sind bis heute das Markenzeichen der Dandy Warhols. Auf der neuen Platte fehlt zwar ein klar erkennbarer Hit wie «We Used To Be Friends» oder ein «Not If You Were The Last Junkie On Earth», dafür zeigen sich The Dandy Warhols auf dem achten Studio von der ruhigen Seite. «Well They’re Gone» nölt gelassen aus den Boxen, beinahe hypnotisch. Die Struktur, voller repetitiver Melodiebögen, der Gesang so einschläfernd, dass man am liebsten nachsehen möchte, ob die Beteiligten noch einen Puls haben. Und doch entfacht die Fokussierung auf die komplette Entkrampfung eine tiefe Ausgeglichenheit in der Musik der Dandy Warhols. 

 

Der verzerrte Basslauf beim Opener «Sad Vacation» deutet zwar noch in eine komplett andere Richtung, kotzen sich die Musiker doch via ihrer Instrumente im Mittelteil förmlich aus, fast als ob sie jeglichen Ballast abwerfen wollten. Tabula Rasa quasi, gleich zu Beginn des aktuellen Albums? Und ja, wirklich viel Garagenrock steckt in «This Machine» nicht mehr. Eher scheint es, dass The Dandy Warhols ihrer Inspirationen freien Lauf gelassen haben. Sind die Dandy Warhols jetzt einfach chilliger geworden oder als Musiker einen konsequenten Schritt weitergegangen? Das offenbart das Album nicht abschliessend. Aber ein Signal gibt die Band ab. Ob es bis ins All reicht, wie der zweitletzte Titel «SETI vs The WOW! Signal» unterschwellig andeuten könnte, wird vielleicht erst die nächste Generation erfahren – oder ausserirdisches Leben, so es denn welches gibt.

 

Patrick Holenstein / Di, 08. Mai 2012