Dodos Odyssee

CD-Kritik: Dodo - Pass
Bildquelle: 
© Columbia / Sony Music Schweiz

Klassische Klänge empfangen am Anfang der Platte, bis ein Klanggewitter sie durchbricht und so den theatralischen Teppich für Dodos Odyssee ausrollt. Diese sollte eigentlich nach Afrika führen, strandete aber in den Schweizer Alpen. Der Plan war, ein Studio in einen Hochseecontainer zu bauen, das «Ministry of good Vibes», und über Basel, dem Rhein entlang und durch die Nordsee bis nach Afrika zu reisen, um sich vom langen Trip Inspirationen für die neue Platte zu holen. Doch alles kam anders. Dodo ist aber flexibel und kommentiert dies im Opener «Odyssee» direkt selbst: «Mini Träum sind too big to fail» oder «Nöt ganz wie plant, aber voll ok». Dodo zieht also das Positive aus der Tatsache, dass ihm eine Pandemie einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht hat.

 

Treiben lassen in den Alpen

 

Das Ergebnis der Reise liegt nun mit dem Namen «Pass» und mit elf Songs gefüllt vor. Im Song «Odyssee» erzählt Dodo die Geschichte des Umwegs in seinen Worten und vermittelt dabei die Ziellosigkeit - mal nicht ganz so geplant und mal sehr bewusst -, die damit umherging. Einerseits, weil die Auswirkungen der Pandemie eine Planung plötzlich schwieriger machten, andererseits weil Dodo sich in den Alpen bewusst so richtig treiben liess. Untermalt von den bekannten, poppig-rhythmischen Reggae-Sounds, die Dodo aka «Minster für guti Sounds» bekannt gemacht haben. Wer sein Projekt unterstützen will, kann das auf Dodos Website immer noch tun.

 

Dodo - «Curling Girlie»

 

 

«Curling Girlie» ist als Single bereits im Vorfeld veröffentlicht worden und erzählt vom rutschigen Weg in das Herz einer Curlerin. Dodo wandelt beim amüsanten Ansatz auf einem spiegelglatten Weg zwischen rutschigen Jokes und amüsanten Wortspielen, die rhythmisch durchaus Sinn ergeben. In «Weh Mama» - der beste Song der Platte - wird der Natur Tribut gezollt, das Gletschersterben angesprochen und quasi im gleichen Atemzug auf die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur hingewiesen. Dazu ein Schuss Spiritualität und fertig ist ein Song, der Melodie und Aussage wunderbar in Einklang bringt und locker das Potential zum Ohrwurm hat. Von Hüttengeschichten mit viel Schnaps in «Ballade für Annemarie» über einen «Tresor» voller Liebe bis zum Thema einer langjährigen Freundschaft, angesprochen in «Velofahre», findet Dodo nicht nur Ideen, sondern eben auch plastische Sprachbilder, etwa Zeilen wie «Ich fühl mich wie en Blitzchaschte, alles rast a mir verbi». Diese Wortmalerei unterstreicht Dodo in «Vogel im Chopf» und nimmt sich dabei gleich selbst auf die Schippe. Der Vogel im Kopf ist bei Dodo Synonym für einen Hit, aber er selbst bringt die Metaebene eines Menschen, der «chli spinnt», ins Spiel und zeigt damit einen guten Schuss Selbstironie. «Hol de Rum» ist abschliessend eine Nummer über das Abschiednehmen und damit bringt Dodo den Kreis zum Thema Reisen sauber zu Ende. Schliesslich ist eine Reise, ohne irgendwann wieder «Tschüss» zu sagen, nicht möglich.

 

Von «Robinsong» zu «Pass»

 

Vor über zwanzig Jahren setzte Dodo schon einmal zu einer grossen Reise an. 1999 war er Teilnehmer bei der TV-Show «Expedition Robinson» und lancierte kurz darauf die Single «Robinsong». Durch den Auftritt im Fernsehen war ihm die Aufmerksamkeit für seine Musik gewiss. Erst wurde Dodo etwas belächelt, hat aber mit der Zeit bewiesen, dass er sein Handwerk versteht. Ob für sich als Solokünstler oder als Produzent für Leute wie Steff La Cheffe, die er entdeckt und produziert hat. Inzwischen ist Dodo längst für Reggae-Rhythmen mit breiten Einflüssen bekannt. Und jetzt ist der ehemalige Robinson musikalisch in den Bergen, auf dem «Pass» angekommen. 

 

Mit «Pass» erfindet Dodo weder sich noch seinen Sound komplett neu, aber die Platte hat einen thematischen Bogen, der immer wieder mitschwingt und Platz für augenzwinkernden Spass bietet. Ein guter Schuss Freude am Spiel mit Sounds und Vibes ist immer dabei und relativ schnell ansteckend. Daher macht es gar nichts, dass Dodo seine Komfortzone nur wenig verlässt, schliesslich bringt er dafür eine herrlich positive Stimmung, strahlende Beats und ein gehörige Portion Sommerfeeling mit, was gleich doppelt willkommen ist. Einerseits, um die letzten kühlen Wochen zu überbrücken und andererseits, um als Teil des Soundtracks zur Pandemie vielleicht die Stimmung etwas zu heben.

 

Eine ungeplante Reise, die elf Klanggeschichten nach Hause bringt. Dodo bleibt sich musikalisch treu und versteckt in den Texten die eine oder andere schöne Metapher. Bei Dodo weiss man, was man bekommt.

 

  • Künstler: Dodo
  • Aktuelles Album: «Pass»
  • Gerne: Pop, Reggae, 
  • Im Handel: Ab 12. Februar 2021

 

Bäckstage Redaktion / Do, 11. Feb 2021