Berner Mundart mal ganz anders

CD-Kritik: Jeans for Jesus - Jeans for Jesus
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Denkt man an Berner Mundart-Musik, stellt man sich wohl eher schöne Rockballaden und emotional tränenreiche Klänge vor, zu der schon unsere Eltern das Tanzbein schwangen. Wie etwa vom Berner Urgestein Polo Hofer. Dem unverwechselbaren-Liedermacher Mani Matter, der die regionale Berner-Sprachvariante wie kein anderer ironisch zu verhexen vermochte. Oder vielleicht doch eher an Patent Ochsner und Züri-West, die in keinem Open Air Sommer fehlen dürfen.

 

ABER: Jeans for Jesus sind auf der ganzen Linie andersartig. Sie halten sich nicht an den kommerziellen schon ewig lang durchgekauten Stil des Berner Mundart-Musikgenres. Wer nach wieder aufgewärmten Berner Mundart Pop/Rock sucht, wird bei Jeans for Jesus garantiert nicht fündig.

 

Die vier Berner Jungs beschreiten neue Wege und brechen aus altbewährtem aus. Sie experimentieren gekonnt mit vielen verschiedenen Stilen auf einmal. Fernab der üblichen Ästhetisierung des Berner Mundarts porträtieren die vier Jungs gekonnt Techno-Indie-Pop und melancholische träge Welten. Kombiniert mit einer Prise Berner Gemütlichkeit, gepaart mit einem Schuss doppeldeutig-ironischen Texten.

 

Nach einem gekonnten Start im letzten Open-Air Sommer landeten die vier mit dem Ohrwurm «Estavayeah» ihren ersten Hit. Die zweite Single «Nie Meh», die passend zur Jahreszeit den Herbstblues einläutete, liess auch nicht lange auf sich warten. Und nun ist es auch endlich da, ihr erstes Album, das den gleichen Namen wie die Band selbst trägt.

 

Eine gelungene Geburt

 

Entstanden ist ein Mix aus romantisch-düsteren und auch mal sperrigen Songs, aber auch ziemlich experimentelle Momente mit skurrilen Lyrics und Liedern mit einem bitter-süssen Anstrich in der musikalischen Vielfalt. Und das alles findet man auf einem Album konzentriert. Songs für frisch verliebte Romantiker wie «Isleworth Mona Lisa». Melancholisch schwermütig hört sich der Titelsong «Hollywood Was Tallking About» an. Das wird jedoch wieder wett gemacht mit Songs wie «Kapitalismus Kolleg», der Ukulele und Rave miteinander vereint. Allerdings könnte man ab und an auch denken, Falco habe seine Inspirationen an die vier Berner Jungs weitergegeben. Oder vielleicht auch Stephan Eicher, der sich gleich selbst als Fan der Band outet.

 

Und mit «I flüge gern - i bi gent gärn gfloge - nur knapp überm Bode», bekommt «Toucher», im Original von Züriwest, einen neuen Anstrich verpasst. So ist ein Album entstanden, das nur so von Vielfältigkeit strotzt. Genau wie die vier Berner Jungs selbst, die mit ihren spannenden Storys durchaus ein Buch füllen könnten.

 

Am besten hört man einfach mal selbst ins Album «Jeans for Jesus» rein, oder man sieht sich die vier Berner Jungs gleich mal live an. Unter anderem spielen sie am 28. März auf der neuen Showcase Stage am m4music. 

 

Die weiteren Konzertdaten findet ihr auf der Band-Website.

 

Jeans For Jesus - «L.A. (Radio Edit)»

Rahel Kohler / Fr, 14. Feb 2014