The Voice of Switzerland: live und ein bisschen lahm
Vergangenen Samstag lud das Schweizer Fernsehen SRF zur ersten Liveshow des Castingformats «The Voice of Switzerland». Nach den Blind Auditions, in denen die Coaches ihre Kandidaten ins Team holten, und den Battles, in denen sich die Teams der Coaches auf je drei Mitstreiter verkleinerten, geht’s nun ins grosse Finale der Show.
Mit «The Voice of Switzerland» realisiert das SRF nach dem Musicstar-Versuch erstmals wieder ein Castingformat, das sich ganz um die Musik dreht. Und das Sendekonzept von «The Voice of Switzerland» stellt genau das in den Vordergrund, was eiserne Kritiker an Castingshows wie «DSDS» (Deutschland sucht den Superstar) und Co. immer angeprangert haben: bei «The Voice of Switzerland» geht es um wahres Gesangstalent, nicht um pure Unterhaltung und publikumsträchtige Geschichten rund um die Kandidaten. Das Konzept von «The Voice of Switzerland», das bereits in vielen Ländern erfolgreich umgesetzt wurde, verzichtet tatsächlich auf Leider-Nein-Kandidaten und erklimmt damit klar schon ein niveauvolleres Level als Sendeformate wie «DSDS». Die Coaches sind erfolgreiche Musiker, welche sich mit ihrem Know-how ein Urteil über die Gesangsleistungen der Kandidaten erlauben dürfen. Alles perfekt, oder?
Die Deko in der Bodensee Arena in Kreuzlingen. (Bild: SRF)
Lässt man die zum Teil grossartigen Stimmen der Kandidaten weg, so bleibt jedoch eines: «The Voice of Switzerland» ist eine Unterhaltungskiste wie jedes andere Casting-Sendeformat auch. Sie verkauft sich aber prächtig, fast wie ein Wolf im Schafspelz. Kein böser Wolf indes. Es geht um Emotionen, es geht um die Gunst der Zuschauer – und im Endeffekt landen wir auch hier wieder beim Vom-Tellerwäscher-zum-Superstar-Phänomen. Viele träumen davon, wenige schaffen es – vor allem hier in der Schweiz. Mit dem auserkorenen Kandidaten mitfiebern auf dem Weg zur Krone – zum Titel «The Voice»! –, mit ihm mitleiden und mitjubeln und auch da und dort ein Tränchen verdrücken, das tut den Menschen gut. Den Traum mitleben.
In der ersten Finalsendung traten die je drei Kandidaten der Coaches mit einem vom Coach ausgewählten Song auf. Danach erhielt jeweils einer der drei Sänger von seinem Coach eine «Wildcard», das Direkt-Ticket in die nächste Show. Für die anderen zwei Kandidaten verteilte der Coach 40% und 60% seiner «Stimmen» als Polster für’s Publikumsvoting. Dann war das Publikum gefordert. Man sah etliche Fans im Saal, die eifrig die Nummer ihres Lieblings wählten – wieder und wieder und wieder. Eine hohe Handyrechnung wird für den (möglichen) Halbfinaleinzug des Kandidaten gerne in Kauf genommen.
Solide Show - begeistertes Publikum
Die Hürde der ersten Liveshow geschafft haben Angie und Gabriela aus Team Heinzmann, Iris und Ricardo aus Team Fankhauser, Simona und Sarah aus Team Sway und Nicole und Leslie aus Team Stress. Singen können und konnten sie alle, das muss gesagt sein. Und wie immer sind auch hier die Geschmäcker verschieden und die Fans mit den Coaches nicht immer einverstanden, wie auf der Facebook-Seite von «The Voice of Switzerland» am Folgetag zu lesen ist. Die Liveshow als solches war eine solide SRF-Produktion ohne Überraschungen, wenn auch zwischenzeitlich ein wenig lahm. Das Publikum im Saal liess sich aber mitreissen. Aussagen wie «Supergeile Show» oder «hat richtig Spass gemacht» konnte man beim Verlassen der Bodensee Arena in Kreuzlingen vielerorts hören. Alles richtig gemacht, SRF. Einzig die Sache mit dem Red Room … nein, lassen wir das und schauen, ob es nächste Woche ein wenig interessanter wird.
Dass es bei «The Voice» eben um die Musik geht und nicht um die bestmögliche Vermarktung eines Pop-Sternchens, darüber kann man sicher diskutieren. In der ersten Liveshow jedenfalls blieb – wohl aus Zeitgründen – nicht viel Platz für mehr Show als die Gesangsbeiträge der Kandidaten. Ob das nun das eigentlich Gute oder ein Schwachpunkt der Sendung ist, werden wir nächste Woche sehen.