Sonne, Stimmen, Soundabout

Soundabout: Ein Rundgang
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Titelbild: Mo Blanc im La Catrina

Zugegeben: Fürs Auge ist das Soundabout-Programmblatt etwas verwirrend (siehe hier). Trotzdem kann ich mir problemlos eine für mich geeignete Route zusammenstellen. Mein Augenmerk: Kurze Wege, damit ich die von mir auserwählten sechs Bands sehen bzw. hören kann.

 

Jimi Hendrix lässt grüssen

 

Bei warmen Temperaturen und Sonnenschein begebe ich mich am Samstagnachmittag ins Niederdorf. Genauer gesagt: in die Tank-Bar. Eigentlich fast ein wenig schade, einen so schönen Nachmittag in Bars und Bandraums zu verbringen. Aber bei der Tank-Bar angekommen, höre ich schon von draussen Musik, die an Jimi Hendrix erinnert. Auch einige Passanten bleiben stehen und versuchen einen Blick ins Innere der kleinen Kneipe zu erhaschen. Aber man muss schon reingehen, um Asep Stone Experience zu sehen. Das sind drei Männer, die mit viel Leidenschaft musizieren.

 

ASEP Stone Experience sind nach ihrem Frontmann benannt.

 

Das Schlagzeug sieht etwas mitgenommen aus, hält aber tapfer dem energiegeladenen Spiel von Drummer Lukas Meier stand. Der aus Indonesien stammende Asep Stone (Gitarre & Vocals) und Bassist Ivo Bucher müssen eng beisammen stehen. Die freie Ecke, die heute als Bühne dient, ist nicht geräumig, der Sound dafür überraschend gut eingestellt. Zwei Vertreter des Soundabout haben ihren Platz am Tisch direkt neben der Tür bezogen. Sie verteilen Programmblätter und sammeln Kollekte für die Band. Nach rund 30 Minuten ist das erste Set beendet und ich mache mich auf den Weg zum Talacker 21 am Paradeplatz.

 

April Calls rufen auch im März

 

Hier spielen April Calls in ihrem Bandraum. Überhaupt scheint Talacker 21 DIE Bandraum-Adresse zu sein. Im Keller proben nicht nur April Calls, sondern auch Signori Misteriosi und – wie man munkelt – The Clowns. Die Gewinner des Acoustic Song Contest 2011 haben sich Mühe gegeben: Teelichter weisen den Weg die Treppen hinunter und die verwinkelten Gänge entlang zum Bandraum von April Calls. Zwei Sofas bieten Sitzgelegenheiten. Doch schon kurz vor Konzertbeginn um 17 Uhr drängen sich die Zuhörer dicht an dicht. Ich zähle mehr als 20 Personen. Ganz schön viele für so einen kleinen Raum.

 

Sarah singt bei April Calls.

 

Humane drei Franken kostet ein Getränk. Auf dem Whiteboard sind die nächsten Auftritte vermerkt: Am 23. März spielen April Calls als Support für Aura Dione (!) im Mascotte und am 6. April taufen sie ihre EP und das Musikvideo (Uptown) im Zürcher Club Gonzo. April Calls ist eine echte Entdeckung. Sie präsentieren ihren neusten Song, der sich schon nach dem ersten Hören als Ohrwurm entpuppt. Das Lied trägt den Arbeitstitel «Tutu», was lautmalerisch für den Refrain steht, aber zum Glück sonst gar nicht nach Ballett klingt. Auch hier ist ein Helfer des Soundabout im Einsatz. Der junge Mann sammelt nicht nur Kollekte, sondern verkauft auch vergünstigte Tickets für die Party am Abend im Revier. So gemütlich es im April Calls-Keller auch ist - ich muss wieder los.

 

Keine Zeit für Melancholie

 

Weiter geht’s in Richtung Langstrasse. Mo Blanc spielen im «La Catrina». Je später der Tag, desto grösser das Publikum: Die Bar ist sehr gut besucht. Die Band spielt eine Mischung aus Pop, Folk und Indie. Die Stimme des Sängers Moritz Wyss erinnert wage an Country und findet offensichtlich nicht nur bei mir Anklang. Bis zum Schluss kann ich leider nicht bleiben, denn die «Bagatelle 93» ruft. Dort treten um 19 Uhr Stereobaby auf.

 


                Der Bassist von Stereobaby.

 

 

Dass ihr prominentes Vorbild Nirwana heisst, hört man schnell. Auch ihr Konzert ist gut besucht. Bevor die Band zu Ende gespielt hat, muss ich aber schon wieder zurück ins «La Catrina». Die Acapulco Stage Divers sind nicht zum ersten Mal zu Gast in der kleinen Bar. Die Band um Bassist Ian Constable präsentiert saubere, ruhige Musik mit deutschen Texten. Für Melancholie bleibt mir aber keine Zeit.

 

Keiner hat Geburtstag - trotzdem volles Haus bei den Birthday Girls

 

Denn um 21 Uhr spielen die Gewinner des Waldbühne-Voting namens The Birthday Girls in ihrem Bandraum an der Feldstrasse. Wobei der Name etwas irreführend ist. Der Grossteil der Gruppe hat zwar längere Haare, weiblich sind sie aber eindeutig nicht. Nach den Bars bietet der wiederum im Keller gelegene Bandraum eine willkommene Abwechslung. Und ich finde kaum Platz. The Birthday Girls sind beliebt - und haben dafür auch die passende Location. Mindestens 40 Leute versammeln sich im überdimensional grossen Raum. Das internationale Quartett (Österreich, Deutschland, Türkei und England) legt bzw. rockt dann auch gleich richtig los. Sie bringen unter anderem eine gelungene Coverversion von Better Man (Pearl Jam). Gitarrist und Sänger Thomas überzeugt mit Wahnsinnsstimme, perfekt unterstützt durch den Rest der «Mädels» (die alle T-Shirts mit der Aufschrift TRUST THE GIRLS tragen). Auch sie haben sich für ihre Zuhörer ins Zeug gelegt: Die gut eingerichtete Bar wird zwischen den Sets von den Musikern höchst persönlich bedient.

 

                Gitarrist und Sänger Thomas von The Birthday Girls

 

Pünktlich um 22 Uhr komme ich im Revier an. Leichte Erschöpfung macht sich breit, die der letzte Live Act dieses Tages aber schnell wieder vertreibt: Signori Misteriosi sorgen für einen gelungenen Start in die Party-Nacht. Wer wissen will, wie sie klingen, klickt hier.

 

Die Organisatoren des Soundabout haben ihre Arbeit gut gemacht. Das Programm ist vielfältig, die Bands überzeugen alle mit einem soliden musikalischen Niveau. Dass sich darunter echte Glanzstücke finden, ist natürlich das Sahnehäubchen. Dafür tauscht man die Sonnenstrahlen auch gerne gegen dunkle Kellerräume bzw. Bars. Das Festival erntet viel Lob: Die Musiker und Zuhörer sind begeistert - «gerne wieder», so das allgemeine Fazit.

 

 

Bilder: Bäckstage.ch / © Patrick Holenstein

Linda von Euw / Mo, 12. Mär 2012