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Konzertbericht: m4music in Zürich
Bildquelle: 
m4music.ch

Als Zuhörer hat man die Qual der Wahl: Das Line-Up ist gross. Über 40 Konzerte verteilt auf drei Bühnen im «Schiffbau» plus auf den Club «Exil» bieten ein breitgefächertes Programm. So lässt es sich nicht vermeiden, dass einige Shows gleichzeitig stattfinden. Ich höre als Erstes die Schweizer Band Christopher Christopher. Wie die Jungs mir nach ihrem Auftritt erzählen, haben sie «mit dem ersten Slot um 20 Uhr sicherlich nicht die beste Zeit erwischt.» Trotzdem ist das «Exil» während ihres Konzertes schon mindestens zur Hälfte voll. Die aus Baden (AG) stammenden Christopher Christopher präsentieren dabei unter anderem Songs ihrer neu erschienen EP «Kawaaam». Der Sound: Frisch-fröhlicher Indierock.  


Christopher Christopher: «Wir sind besser geworden»

 

Die heute 22- bis 24-jährigen Schweizer kennen sich hauptsächlich aus der Schule. Sie betonen aber, dass sie nie «eine richtige Schulband» waren. Obwohl zu ihren ersten Konzerten dann «trotzdem fast das gesamte Schulhaus erschien.» Der Weg der Band verlief bislang relativ problemlos: «Es ging recht lange, bis die ersten Dämpfer kamen. Wir hatten eigentlich immer viel los: coole Konzerte, dann 2010 unsere erste CD «Budgerigars». Wir waren selber immer wieder überrascht, dass wir das alles überhaupt erreicht haben.»  Nach erscheinen des Debut-Albums wurde es zum ersten Mal schwierig: «Wir musste uns überlegen, was am Album gut ist und was nicht, bzw. wie das nächste werden sollte. Das hat viel Zeit gekostet. Jetzt sind wir aber um so glücklicher, dass wir wieder eine Weg gefunden haben, wo für uns alle stimmt und wo wir Spass haben.»

 

An was das liegt: «Wir schreiben unsere Songs heute auf eine ganz andere Art als noch vor zwei oder drei Jahren.  Der Sound klingt anders, die Songs und wir als Musiker sind besser geworden. Früher konnten wir unsere Instrumente nicht wirklich gut spielen. Wir waren halt einfach noch sehr jung. Dafür hatten wir damals schon viel Energie – da war es nicht so tragisch, ob wir technisch speziell gut oder schlecht waren.» Mittlerweile hat sich ihre Musik aber entwickelt. Auf die Frage, ob sie ihren Sound gefunden haben, antworten sie fast ein wenig empört: «Nein, das hat man nie. Wenn man das hat, kann man aufhören. Du rennst deinem Sound immer hinterher. Aber wir haben einen Schritt gewagt, sind weiter gekommen.»

 

Was das m4music für sie bedeutet sei «schwierig zu sagen. Mal schauen, ob es etwas bringt. In erster Linie war es einfach eine Show in Zürich und es waren super Leute da und der Club war cool.» Nach dem mit Konzerten gespickten März heisst es wieder: Songs schreiben und evtl. nochmals in Studio. Geld verdienen sie mit ihrer Musik bislang keins. Was sie nicht tragisch finden, denn: «Wir machen gerne Musik. Wir waren nie eine Band, die gesagt hat, wir setzen alles auf eine Karte. Trotzdem schauen wir, dass wir vorwärts kommen.» Ihre neue EP heisst «Kawaaam». «Der Name kam einfach so aus uns heraus. Wir finden es doof, wenn man ständig überall nach einer tieferen Bedeutung sucht.» Mit den fünf Songs auf der EP sind Christopher Christopher vollauf zufrieden: «Das Ergebnis ist super. Wir können viel mehr dahinter stehen als hinter unserem letzten Album.»

 

Schweizer Mädchenschwarm vor Mark Lanegan

 

Nach dem Interview schaffe ich es gerade noch in die «Box» zum Konzert von Schwellheim. Die Basler Grossband (immerhin rund 10 Leute) sorgen mit Bläsern und gekonntem Reggae-Sound gepaart mit Mundart-Texten für gute Stimmung. Je später der Abend desto zahlreicher das Publikum. Für mich geht es weiter ins «Moods». Den dortigen Konzertabend eröffnet der authentische und gut klingende amerikanische Singer/Songwriter Rocky Votolato. In den kommenden Stunden füllt sich der Raum erwartungsgemäss immer mehr. Als nächstes spielt der aus der Westschweiz stammende Bastian Baker. In den ersten Reihen stehen hauptsächlich junge Mädchen. Die einen oder andern mögen den Welschen deshalb belächeln, musikalisch überzeugt der erst 21-Jährige Bastian aber voll und ganz. Er schreibt seine Songs selber und seinen bekanntesten bringt er dann auch zum Schluss: Den aktuellen Top 10 Hit «I’d Sing For You». Der Grund warum immer mehr Leute ins Moods strömen, ist (offiziell) aber nicht der Mädchenschwarm, sondern Mark Lanegan - auf jeden Fall ein Highlight des Abends. Der Amerikaner hält sich schon lange im internationalen Musikgeschäft und scheint einfach nicht müde zu werden. Durch seine zig Engagements bei musikalischen Grössen wie z.B. Queens of the Stone Age ist er vielen ein Begriff.  Aber auch – wie am heutigen Abend - solo mit Band ist Mark Lanegan ein Genuss.


Dispatch begeistern auch Casper

 

Zugpferd am Samstag in der «Halle» ist die amerikanische Band Dispatch. Hierzulande zwar (noch) unbekannt, können sie den grossen Saal problemlos füllen. Ihr Sound: Eine gelungene Mischung aus Rock und Pop. Nebst eigenen Liedern spielen sie auch bekannte Covers wie «Mrs. Robinson». Obwohl das Publikum lauthals nach einer Zugabe verlangt, kommen Dispatch nicht mehr zurück. Was sicherlich am engen Zeitplan liegt, den es einzuhalten gilt. Die Konzerte fangen alle auf die Minute pünktlich an. Der nach Dispatch kommende Deutsche Hip-Hop-Künstler Casper scheint selber ein Fan seiner Bühnen-Vorgänger zu sein. „Waren die nicht geil?“, fragt er die verbliebenen Zuhörer. Das sind in der Tat nicht mehr ganz so viele wie bei Dispatch, aber die Halle ist trotzdem gut besucht. Caspers aktuelles Album «XOXO» wurde kurz zuvor mit einem Echo belohnt. Der Saal – immerhin die geräumigste Konzert-Location des Events - schien für seinen Auftritt aber dennoch fast etwas zu gross. Der Deutsche bewies aber einmal mehr seine Live-Qualitäten und lieferte vielleicht nicht seine beste, aber zumindest eine solide Performance. 

 

Die Nacht war lang, die Zuhörer wurden nicht müde. Auch morgens um 2 Uhr konnten sich die deutschen Fuck Art, Lets Dance! dank den von ihnen erzeugten elektronischen Beats gemischt mit coolem Gitarrensound über ein gut besuchtes Haus freuen. Fazit: Wer das m4music bislang nicht kannte, sollte sich den Event auf jeden Fall fürs nächste Jahr vormerken. Wo die Musik-Insider netzwerken, geniessen Musikliebhaber vielseitigen Sound nationaler und internationaler Künstler.

 

Linda von Euw / Di, 27. Mär 2012