Das vierte Jahr ... ein persönlicher Jahresrückblick

Das Jahr 2015
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Bäckstage / © Patrick Holenstein

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Da sei es erlaubt, nochmals zurückzublicken, zu sinnieren, die schönen Momente in Erinnerung zu rufen, die nicht ganz so guten Sekunden abzuhaken und ein wenig zu reflektieren. Was sich klar sagen lässt: das auslaufende Jahr war für Bäckstage das bisher erfolgreichste. Noch nie hatten wir so viele Leser.

 

Ich leite die Redaktion inzwischen seit fast vier Jahren. Für mich war 2015 ein vielseitiges und manchmal unglaubliches Jahr. Immer wieder passieren mit Bäckstage Dinge, mit denen ich nie gerechnet hätte. Bevor ich aber auf meine Highlights eingehe, möchte ich den Fokus auf unser Team legen. Aktuell besteht die Bäckstage-Redaktion aus gut 30 sehr aktiven Autorinnen und Autoren sowie einem kleinen Pool von ungefähr 15 Menschen, die gelegentlich gerne etwas schreiben, wenn es die Zeit erlaubt. Allen diesen tollen Menschen möchte ich herzlich Dankeschön sagen. Ich freue mich bereits auf die Zusammenarbeit im kommenden Jahr. 

 

Mein Jahr

 

Mit dem Team hat bereits das erste Highlight zu tun. Am 21. Februar feierten wir den dritten Geburtstag von Bäckstage. Dazu haben wir den Kulturkeller in Höngg gemietet und das Team zum Apéro eingeladen. Als Überraschung hat sich die junge Band No Jazz’ Land aus der Region Zürich bereit erklärt, ihren allerersten Gig überhaut an unserem Geburtstag zu geben. Das Konzert fand im Anschluss an den Apéro statt und war öffentlich. Mit viel gutem Bluesrock und einer Prise Psycedelic-Sound haben Danny, Ivan und Xheraldina abgeräumt. Jedenfalls waren die Reaktionen von vielen Besuchern sehr positiv und auch die Mitglieder der Redaktion hatten viel Spass. Und auch für mich war das ein gelungener Abend. Bäckstage wird No Jazz’ Land auch 2016 immer mal wieder begleiten. 

 

Seit ich vor 16 Jahren das erste Mal in den USA war, begleitet mich ein Song. Wenn man auf dem Highway #1 dem Meer entlang fährt, der Fahrtwind und der herbe Duft des Meeres um die Nase weht und das Radio «It never rains in Southern California» spielt,  dann stimmt einfach alles. Der Song ist ein Klassiker und stammt von Albert Hammond. Der Mann hat Riesenhits für andere Künstler geschrieben. «One Moment in Time» für Whitney Houston oder «I don’t wanna lose you» für Tina Turner. Aber auch Songs, die er für sich selbst behalten hat, sind heute Klassiker. «Free Electric Band» ist so ein Hit. Leider ist der Mann lange Zeit nicht so aktiv auf Tour gewesen. 2014 war er zwar in der Schweiz, aber mir kam etwas dazwischen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass er am 1. November im Kaufleuten gespielt hat. Hammond ist irgendwo Anfang 70, steht mit roter Lederjacke und süffisant-charmantem Lächeln auf der Bühne und versteht es meisterhaft, das Publikum vom ersten Ton an zu packen. Bis hin zum Bad in der Menge gibt der Engländer alles. Ein «unbekannter» Superstar für die Fans. Für mich war Hammond das Konzert des Jahres. Die Kritik gibt es HIER

 

Lo & Leduc (fast) ohne Worte

 

Ein etwas anderes Erlebnis waren die Swiss Music Awards im Hallenstadion oder anders gesagt, die Nacht, in der Lo & Leduc (fast) die Worte ausgingen. Wie sie mir später im Jahr in einem Interview verraten haben, waren sie so überhaupt nicht auf drei Preise vorbereitet. (Hier nachzulesen) So blieb es bei einem charmanten «Merci» bei der Übergabe des dritten Steins. Währendessen sassen Redaktionskollegin Claudia und ich im Presseraum und tickerten fleissig und live, was zwanzig Meter neben uns im Saal passierte. Preisverleihungen sind meist ähnlich und nicht unbedingt sehr überraschend, so konnten wir den Ticker ein erstes Mal auf Herz und Nieren testen. Sehr schön ist bei solchen Anlässen immer, dass man viele bekannte Gesichter sieht. So unterhält man sich mit vielen netten Kollegen wie Energy Gossip Girl Nives während sich die Presseleute eifrig für den jeweiligen Einsatz bereit machen. Die Verleihung war dann besonders interessant, weil mit Lo & Leduc sowie James Gruntz zwei Acts sauber abgeräumt haben, die nicht bei Major Labels sind. Ach ja, dann war da noch die missratene Coverversion von «Aber bitte mit Sahne» zu Ehren von Udo Jürgens. Bonaparte sind ja eigentlich eine sichere Bank, das haben sie aber gepflegt in den Sand gesetzt. 

 

Wir hatten im vergangenen Jahr viele Interviews mit bekannten und weniger bekannten Acts. Nicht neu ist, dass oft die unbekannten Künstler und Bands sehr spannende Interviews liefern. Einfach, weil sie sich erlauben können, etwas mehr Zeit zu nehmen. Mein Highlight im 2015 war aber das Gespräch mit Silbermond. Ich habe Stefanie und Andreas getroffen und eine halbe Stunde lang mit ihnen Musik gehört. Alles Songs, die Silbermond irgendwann in ihrer Karriere gestreift oder mit voller Wucht getroffen haben. Natürlich nur im besten Sinne. Daraus ist ein schönes Blind Date entstanden. Diese Interview-Form macht mir sehr viel Spass. Sie wird 2016 ganz sicher weitergeführt. Das Blind Date mit Silbermond findet ihr HIER

 

Im Fotograben von Zürich bis Budapest

 

Meine Reunion des Jahres war die Versöhnung von Pete Doherty und Carl Barat. Neue Platte der Libertines? Nice. Als sie dann aber für das Zurich Openair als Headliner bestätigt wurden und auch noch exklusiv, war die Musikschweiz vorsichtig gespannt. Waren doch erste Meldungen, gerade von der Hyde Park Show, sehr enthusiastisch. Enttäuscht wurde ich nicht. Die beiden ehemaligen Streithähne funktionieren live noch immer sehr gut, auch wenn sie ein wenig zu sehr zeigen wollten, wie gut man sich doch wieder versteht, und sich mehrfach fast geknutscht hätten. Für mich war das Konzert der Libertines aus zwei Perspektiven spannend. Erstens natürlich als Musikfan, der plötzlich die Chance hat, eine der wichtigsten Bands der 2000er-Jahre auf der Bühne erleben konnte. Was nicht unbedingt zu erwarten war. Wer macht die nächste Reunion? Gallaghers? Aktuell deuten die Zeichen ja klar auf Guns N Roses. Aber zweitens war die Show auch aus professioneller Sicht prickelnd. Ich hatte einen Fotopass und damit das Vergnügen, in den Fotograben zu dürfen. Also galt es, in wenigen Minuten möglichst gute Bilder einzufangen. Immer wieder spannend und im Fall der Libertines habe ich viel Freude am Ergebnis. Wenn es interessiert, findet die Galerie auf unserer Flickr-Page.

 

Ein besonderes Highlight war die Reise ans Sziget Festival in Budapest. Nicht nur, da Budapest eine zauberhafte Stadt ist und sehr viel – auch geschichtliche – Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, auch das Sziget ist eine Nummer für sich. Auf einer Donauinsel, die «Island of Freedom» genannt wird, kamen in sieben Tagen ca. 440‘000 Menschen zusammen und feierten mit Robbie Williams, Ellie Goulding, den Kings of Leon oder den Beatsteaks eine heisse Party. Heiss ist dann auch das Stichwort, denn es herrschten Temperaturen von weit über 30 Grad, wirklich weit darüber! Dafür waren die Nächte auf der Insel angenehme und irgendwie magisch. Es leuchtete in jedem Winkel des Waldes und viele der Kunstinstallationen wurden liebevoll erhellt. Das muss man erlebt haben. Für mich war es zudem sehr spannend, einmal auf einem internationalen Festival als Journalist unterwegs zu sein. Plötzlich steht man im Bühnengraben mit geschätzt 40 anderen Fotografen, spürt die Energie, die mehrere zehntausend Menschen bei Konzerten entfesseln können und trifft Kollegen aus halb Europa. Meine Eindrücke vom Sziget gibt es HIER

 

Ich möchte zum Schluss allen Lesern danken. Ihr bleibt uns seit fast vier Jahren treu, macht fleissig bei den Verlosungen mit und das gibt uns sehr viel Elan, um weiter über Konzerte, Filme, Musicals, Comedy und natürlich, getreu unserem Namen, über die Sachen, die rund um die Events herum ablaufen, zu schreiben. Im Namen der gesamten Bäckstage-Redaktion wünsche ich euch einen guten Rutsch und ein tolles 2016. Von unserer Seite ist bereits einiges geplant. Aber verraten kann ich jetzt noch nichts. Wenn ihr wollt, schaut mal wieder vorbei. Mich würde es freuen. 

 

Patrick Holenstein / Di, 29. Dez 2015