Mahmood: «Ich habe es geschafft. Es war der Hammer!»

Interview: Mahmood
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Pressebild / © Mahmood

Auf einem grauen Sofa im Interviewzimmer von Universal Music sitzt Mahmood. Der 27-jährige Mailänder trägt einen schwarzen Jogginganzug und umklammert eine warme Teetasse. Am gleichen Abend wird der diesjährige Sanremo Gewinner (italienisches Festival) das erste Mal auf einer Bühne in Zürich spielen. Er nippt an seinem warmen Tee, welcher Ihm gegen die Halsschmerzen helfen soll und erzählt mit vollster Gelassenheit wie schön es sei, international geschätzt zu werden.

 

Diesen internationalen Sprung verdankt der gebürtige Italiener mit ägyptischen Wurzeln wahrscheinlich auch seinem zweiten Platz beim Eurovision Song Contest 2019. Mit dem Eurovision-Song «Soldi» landete Mahmood in der Schweizer-Hitparade auf Platz fünf und verweilte ganze 33 Wochen in den Charts. Auch andere Songs seines Debütalbums werden in den europäischen Ländern auf und ab gespielt. Alessandro Mahmoud, wie er bürgerlich heisst, meint: «Dieser Erfolg steht weit über meinen Erwartungen.»

 

 

«Ich erwarte ein reflektiertes Publikum, aber hmm … ich kann es dir gar nicht so recht sagen.»

 

 

Dieser Erfolg fällt aber nicht vom Himmel, Mahmood arbeitet schon lange an einer musikalischen Karriere. Vor sieben Jahren nahm er bei «X-Factor Italy» teil. Ausserdem schrieb er verschiedene Songs für Musiker wie Marco Mengoni. Und dieses Jahr geriet Mahmood selbst in den Vordergrund und in die europäischen Charts.

 

Die beiden grossen Bühnen beim Eurovision Song Contest und am renommierten Musikfestival von Sanremo brachten ihm diese Aufmerksamkeit. Auf welcher der grossen Bühnen er mehr Emotionen verspürte, kann er nicht sagen: «Sanremo habe ich schon als kleiner Junge mit meinen Eltern geschaut und jetzt stand ich selber da. Beim Eurovision Song Contest hatte ich vor allem sehr viel Adrenalin, denn ich wusste, es ist ein sehr umfangreiches Publikum und das erwartet von mir noch mehr Konzentration und noch mehr Engagement. Aber ich habe es geschafft. Es war der Hammer!»

 

Mahmood - «Soldi»

 

 

Der junge Musiker ist nie viel gereist. Auf seiner Tour wird er durch Städte reisen, welche er noch nie gesehen hat. Immer noch an seinem Tee nippend, überlegt sich Mahmood auf welches Konzert er sich am meisten freut: «Ich habe London und Spanien gesehen und als ich sehr klein war, fuhren wir nach Paris. Reisen war nie ein grosses Thema in meinem Leben. Und jetzt steige ich in fünf Flugzeuge die Woche. Aber schon London. In dieser Stadt sind etliche Musiker geboren, welche mich in meinem Stil geprägt haben, wie beispielsweise Amy Winehouse. Und dort zu singen, wo das Zuhause meiner Ikone war, bedeutet mir viel.» Seine Stimme verändert sich etwas, wird leiser, emotionaler und in seinem Blick ist zu erkennen, dass er reflektiert.

 

Einigen Stunden nach dem Treffen spielt der gebürtige Italiener im Mascotte. Darauf angesprochen, denkt er lange nach, was er von Zürcher Publikum erwartet: «Ich erwarte ein reflektiertes Publikum, aber hmm … ich kann es dir gar nicht so recht sagen.»

 

Fast vier Stunden später steht Mahmood mit dem Song «Milano good vibes» auf der Bühne des Mascotte. «Dieser Song ist in meinem Studio entstanden als ich alleine in Mailand war», erzählt Mahmood. «Es war ein heisser Sommer, alle meine Freunde waren verreist und da war ich, ich und die Stadt, in der ich lebe.» Sein Lieblingssong ist aber ein anderer: «Ich glaube wirklich «gioventù bruciata». Ich habe das Lied auch nach dem Album benannt, weil es meine ganze Wehmut, meine Erinnerungen und meine Visionen, die ich als Kind hatte, umfasst.» Im Mascotte ist bei diesem Lied genau dieser Trübsinn zu spüren, das Publikum singt ganz leise vor sich hin. Damit hat Mahmood sein nachdenkliches Publikum in Zürich wohl gefunden.

 

Mahmood ist ein junger Mann mit grossen Träumen, der sich im Gespräch sehr nachdenklich und tiefgründig zeigt. Mit seiner warmen und orientalischen Stimme lässt er die Zeit auf der Bühne stillstehen. Er ist aber auch ein guter Entertainer und hat das Tanzen im Blut.

 

Valeria Piediscalzi / Sa, 26. Okt 2019