Ich habe nie behauptet, dass ich glücklich bin.

Interview mit Birgit Bidder
Birgit Bidder
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Facebook / Birgit Bidder

Birgit Bidder ist Schwedin und in ihrem Heimat bekannt für clever Singer/Songwriter-Kunst jenseits des Mainstreams. Sie besitzt ein eigenes Label und war schon im Vorprogramm von Katie Melua unterwegs. In Zermatt hat sie sich Zeit für Bäckstage genommen und über die Gründe gesprochen, wieso sie ein eigenes Label gegründet hat. 

 

Was gefällt dir hier in Zermatt am besten?

 

Die Landschaft und die Aussicht sind toll. Zermatt ist ja von Bergen umgeben. Wir waren sogar auf einem - von da oben sieht das Dorf sehr schön aus. Die Zugfahrt hierher hat mir auch gefallen und dass hier alles so gut funktioniert. Gut finde ich auch die kleinen Elektrotaxis und die engen Gässchen zwischen den alten Häusern aus Holz. Die erinneren mich sehr an das alte Viertel Gamla Stan in Stockholm.

 

 

Was erwartest du von deinem Konzert hier?

 

Mir wurde gesagt, dass etwa 300 Tickets verkauft wurden. Das ist toll für ein eher kleines Festival, wie dieses. Daher habe ich hohe Erwartungen. Ich hoffe, dass die Stimmung toll sein wird. Was mir das Konzert bezüglich meiner Berühmtheit in der Schweiz bringen könnte, habe ich mir bislang noch nicht überlegt. Aber ich hoffe natürlich schon, dass von jetzt an mehr Schweizer meine Musik hören werden.

 

 

Ist die Schweiz für dich auch so ein wichtiger Markt, wie für andere schwedische Bands?

 

Also ich denke es ist eher unüblich, dass schwedische Bands in der Schweiz spielen. Sie treten eher in Deutschland, Frankreich oder England auf. Daher ist so ein Auftritt wie meiner hier natürlich etwas Besonderes. Aber ich würde in der Schweiz sehr gerne noch bekannter werden.

 

 

Ich kann mich mit dem Mainstream-Musikmarkt nicht identifizieren.

 

 

Du hast ja dein eigenes Label «Kerstin Records» gegründet, weil die grossen Labels damals kein Geld hatten, um dein Album zu produzieren. Möchtest du jetzt gerne auch andere Bands unter Vertrag nehmen und ihnen helfen, berühmt zu werden?

 

Ja, das würde ich sehr gerne. Es würde Newcomer-Bands sehr viel Zeit und Aufwand ersparen, wenn ich ihnen auf diese Weise einen Zugang ins Musikbusiness ermöglichen könnte. Aber das Ganze ist ein ökomonisches Problem: Hätte ich das Geld und die Zeit, würde ich das sofort tun. Mir fehlt leider beides. Daher ist sowas im Moment nicht möglich für mich. Ausserdem wären die Künstler, mit denen ich zusammenarbeiten würde, vermutlich solche, die mir nicht viel Geld einbringen würden. Musik zu machen, die nicht für den Mainstream-Markt geschaffen ist, ist einfach nicht so lukrativ, das sehe ich ja bei mir selber. Jede Art von Musik wird von Anfang an für eine Zielgruppe geschrieben und mit der Mainstream-Zielgruppe kann ich mich einfach nicht identifizieren. 

 

 

Arbeitest du schon an einem neuen Album?

 

Ja, genau gesagt sogar an zwei: Eines auf Schwedisch und eines auf Englisch. Beide handeln von Dingen, die mir oder mir nahestehenden Leuten passiert sind. Aber es ist sehr interessant, wie verschieden die schwedische und die englische Sprache klingen. Schwedisch ist meine Muttersprache, dort kann ich viel direkter und klarer formulieren. Englisch hingegen ist meine Zweitsprache und scheint mir viel romantischer als Schwedisch. Ausserdem klingt die englische Sprache einfach viel atmosphärischer als das Schwedische.

 

 

Auf deinem letzten Album singst du vor allem über tragische Ereignisse aus deinem Leben. Werden die neuen zwei wieder so sein oder singst du über fröhliche Sachen, die dir passiert sind?

 

Das erste Album war sehr dramatisch. Die neuen werden ebenfalls dramatisch sein, aber auf eine neurotischere Art. Ich bin unterdessen viel enttäuschter vom Leben als ich es damals war. Damals hatte ich mehr Hoffnung. Meine neueren Lieder werden viel deprimierter sein.

 

 

Wieso?

 

Weil Dinge passiert sind, die mich dazu gebracht haben, je länger, desto weniger vom Leben zu halten. Beim Schreiben des ersten Albums hatte ich noch diesen jugendlichen Optimismus, der mir jetzt abhandengekommen ist.

 

 

Aber du kannst von dir immer noch sagen, dass du eine glückliche Person bist?

 

Ich habe nie behauptet, dass ich glücklich bin. Aber wenigstens bin ich eine Person.

 

Interview: Laura Zeller und Linda von Euw.

 

Laura Zeller / Sa, 13. Apr 2013