Burning Witches: «Wir sind eine Familie geworden»
Zweifellos gehören die Burning Witches zur Zeit zu den erfolgreichsten Heavy-Metal-Bands der Schweiz. Drei Jahre nach der Gründung durch Gitarristin Romana haben die Brugger Musikerinnen unzählige Gigs im In- und Ausland hinter sich, einen Vertrag beim bekannten deutschen Metallabel Nuclear Blast in der Tasche und Männlein wie Weiblein bewiesen, dass Frauen mindestens so guten Heavy Metal machen können wie die männlichen Kollegen. Nun erscheint am 9. November ihr zweites Album «Hexenhammer». Damit haben sie einen mehr als würdigen Nachfolger ihres Debuts «Burning Witches» hingelegt und überzeugen mit abwechslungsreichen, starken Heavy-Metal-Stücken, einer mitreissenden Ballade und einem Cover. Mit Sängerin Seraina, Gitarristin Romana und Bassistin Jay haben wir in Zürich über das Album gesprochen.
Seid ihr rundum zufrieden mit eurem neusten Werk «Hexenhammer»?
Alle: Ja, sehr!
Habt ihr einen Lieblingssong auf der neuen Scheibe?
Jay: Ja, «Executed» ist mein Lieblingssong.
Romana: «Hexenhammer» und die Ballade «Don’t Cry My Tears».
Nur eineinhalb Jahre sind seit eurem Debutalbum «Burning Witches» vergangen. Habt ihr die Songs aus «Hexenhammer» alle in der Zwischenzeit geschrieben, oder existieren manche schon länger?
Seraina: Wir haben eigentlich direkt nach der CD-Taufe wieder begonnen zu schreiben. Das ist tatsächlich alles neu.
«Hexenhammer» handelt vom gleichnamigen Buch aus dem Mittelalter, welches die Hexenverfolgung leigitimierte. Würdet ihr von einem Konzeptalbum sprechen?
Seraina: Es ist kein Konzeptalbum. Wir hatten schon ein bisschen ein Konzept mit dem Buch, aber es handelt jetzt nicht jeder Song davon. Wir haben uns einfach davon inspirieren lassen und gehen auch auf die Auswirkungen ein, die es noch bis heute hat.
Wie wichtig war euch historische Korrektheit bei den Songs, die sich tatäschlich auf den «Hexenhammer» beziehen?
Seraina: In den Songtexten gibt es eigentlich keine historischen Passagen. Wir haben uns aber schon damit auseinandergesetzt, schon nur aus Interesse wann wie was passiert ist.
Warum überhaupt Hexen?
Romana: Als ich mir den Namen überlegt habe, war eigentlich noch nicht viel dahinter. Wir fünf Frauen sind einfach so verrückt, also dachten wir das passt ganz gut so.
Wollt ihr das thematisch auch weiterhin durchziehen?
Romana: Ja, schon. Also nicht dass es künftig nur noch Hexentexte geben würde, aber es wird weiterhin ein Thema sein.
Ihr seid noch eine relativ frische Band, habt aber sehr viel an Erfahrung sowohl eingebracht als nun auch zusammen gesammelt. Wie habt ihr euch seit 2015 entwickelt, sowohl als Band als auch persönlich?
Seraina: In den drei Jahren sind wir schon sehr zusammengewachsen, weil wir natürlich extrem viel Zeit zusammen verbringen, im Studio und vor allem auch auf Tour. Aber auch sonst sehen wir uns fast jeden Tag.
Romana: Ja, wir machen auch viel zusammen.
Seraina: Es ist wirklich auch eine Freundschaft entstanden. Dadurch haben wir uns auch musikalisch entwickelt, weil alles mehr zusammengewachsen ist.
Die Tatsache, dass ihr eine reine Frauen-Heavy-Metal-Band seid, hat euch besonders viel Aufmerksamkeit eingebracht. Hat euch diese Konstellation eher geholfen, oder wurden euch mehr Steine in den Weg gelegt?
Jay: Ein bisschen beides.
Seraina: Die Aufmerksamkeit hat man natürlich als Frauenband eher. Aber es wurde uns auch oft nicht geglaubt, dass wir das wirklich machen und können, die eigenen Songs schreiben und auch live zu spielen. Aber dafür kommen die Leute dann auch eher an die Konzerte, um sich selbst davon zu überzeugen.
Romana: Am Anfang war es nicht so einfach. Aber mittlerweile ist das viel besser geworden.
Gibt es auch Anfeindungen, vielleicht gerade wegen eurer Konstellation?
Romana: Ja, teilweise unter der Gürtellinie. Und auch viel Neid. Was man etwas verstehen könnte. Denn viele Schweizer Metalbands machen schon lange Musik und bekommen nicht so viel Aufmerksamkeit, obwohl sie teilweise auch sehr gut sind.
Wie entgegnet ihr dem?
Seraina: Es ist schwierig mit dem Entgegnen, weil meistens geschieht das online, anstatt dass sich jemand direkt getraut etwas zu sagen.
Romana: Obwohl das viel cooler wäre, dann könnte man darüber diskutieren.
Seraina: Wir wissen um unser Glück, dass wir diese Chance haben. Wir packen diese, arbeiten aber auch hart dafür und möchten, dass man das auch sieht. Dass es eben nicht nur Glück ist sondern wir auch sehr viel gemacht haben in den letzten drei Jahren.
Ist es anders, in einer Band nur mit Frauen zusammenzuarbeiten als mit Männern?
Romana: Ja, es ist schon anders.
Jay: Ich hatte vorher noch keine Band, ich kann es also nicht sagen.
Romana: Wenn es mal Probleme gibt, dann diskutieren wir einfach mehr darüber. Man bespricht auch sonst mehr, gerade natürlich über Frauenthemen. Wir sind eigentlich eine Familie geworden.
Ich habe kürzlich ein Interview mit Joan Jett gelesen, in dem sie sagt, dass viele Rockclubs noch immer nicht auf weibliche Künstler ausgerichtet sind. Da fehlten beispielsweise backstage die Toiletten für Frauen. Könnt ihr dieser Aussage zustimmen?
Alle: Ja, schon.
Romana: Aber wir sind es uns gewohnt, auch von unseren vorherigen Bands. Dann macht man sich halt vor Einlass auf der Gästetoilette fertig, oder schminkt sich zum Beispiel im Auto. Das haben wir vorher alles schon gelernt.
Seraina: Genau, da muss man eben etwas improvisieren.
Ihr seid international gefragt und tourt schon ziemlich in der Welt herum. Wo würdet ihr einmal besonders gerne spielen?
Alle (einstimmig): Wacken!
Und wenn ihr euch einen total ungewöhnlichen Ort aussuchen könntet?
Romana: Eigentlich war schon Mallorca total cool. Nur schon das rüberfliegen, abgeholt werden am Flughafen, das eigene Hotelzimmer und so … und dann auf dieser coolen Stage spielen, aussenrum der Pool, nebenan das Meer, das war sehr schön.
Und mit welcher Band oder welchem Künstler würdet ihr auf Tour gehen, wenn ihr frei wählen könntet?
Romana: Iron Maiden und Judas Priest hauptsächlich.
Wo wir gerade dabei sind: Ihr werdet of mit Judas Priest verglichen. Was sagt ihr dazu?
Seraina: Das ist natürlich cool, denn das sind unsere Vorbilder.
Jay: Das ist ein Kompliment für uns.
Welcher Song macht live am meisten Spass?
Romana: «Black Widow» für mich. Es kommt aber auch immer auf den Tag drauf an, manchmal ist es auch eine Ballade.
Seraina und Jay: Das ist für uns auch so.
Was mögt ihr lieber; live spielen oder der kreative Prozess vom Songs schreiben und Studio?
Romana: Beides, aber schon mehr live.
Seraina: Ich finde das Studio schon auch cool, weil man dort halt viel ausprobieren kann.
Wie entsteht bei euch typischerweise ein Song?
Seraina: Romana und ich schreiben meistens die Songs, und meistens ist es so dass jemand von uns eine Idee hat, ein Riff, eine Melodie oder auch ein Text und dann arbeiten wir damit. Manchmal schicken wir das dann auch herum und sammeln Ideen dazu, oder wir treffen und dann einfach und probieren aus. Und wenn der Song dann schon etwas steht beginnen wir mit dem Schlagzeug und dem ganzen Rest.
Was macht ihr, wenn ihr gerade nicht auf der Bühne oder im Studio steht?
Romana: Shoppen!
Jay: Kino, andere Konzerte besuchen …
Seraina: Wir basteln aber auch viel für die Band, wir machen unsere eigenen Kostüme. Das nimmt auch viel Zeit in Anspruch.
Romana: Und arbeiten natürlich. Oder auch mal abends zusammen in den Ausgang gehen.
Ihr habt noch andere Projekte und Arbeit. Wie bekommt ihr alles mit Burning Witches unter einen Hut?
Romana: Das ist immer unterschiedlich, je nach Job. Seraina und ich unterrichten Musik, da können wir die Schüler einfach so einteilen, dass es für uns aufgeht. Wir arbeiten aber auch nicht 100 Prozent, denn die Band ist schon auch viel Arbeit.
Wie geht es weiter für euch?
Seraina: Am 9. November ist die CD-Taufe in Brugg, am 10. in Mannheim. Am 30. November spielen wir am Konzertabend «8x15» von SRF, das ist auch noch etwas Spezielles, darauf freuen wir uns. Und nächstes Jahr dann die grosse Europa-Tour mit Gravedigger. Da kommen wir dann auch an Orte auf die wir uns sehr freuen, wie London oder Paris und noch ganz viel mehr. Und dann schauen wir mal weiter.
Romana: Ausserdem sind wir jetzt schon wieder dran, neue Songs für ein nächstes Album zu schreiben.
Burning Witches - «Hexenhammer»
- «Hexenhammer» erscheint am Freitag, 9. November 2018.
- Bunring Witches feiern Plattentaufe am 9.11. im Salzhaus Brugg.
- Infos zur Band