«Leider töten sich die Menschen trotzdem jeden Tag»
Am 19. August ist es erschienen, heute steht es schon in der Top 10 der Welt-Charts, in der Schweiz sogar auf Platz 1. «The Last Stand» – das neuste Werk von Sabaton. Auch darin geht es um Kriege und auf eine eigene Art könnte man es als Konzept-Album bezeichnen. Die Stücke spielen zwar in unterschiedlichsten Ländern, in weit auseinander liegenden Zeiten, aber alle haben sie etwas gemeinsam: Es geht um letzte Schlachten, Kampf und Verteidigung bis zum Schluss. Und um Menschen, die auf bereits verlorenem Posten standhaft blieben. Gewohnt bombastisch, mit grossen Melodien und epischen Klangeffekten. Der Titelsong selbst ist übrigens einigen Schweizern gewidmet, genauer den Schweizergardisten, die 1527 bei der Plünderung Roms den Heldentod starben.
Mit Bassist Pär Sundström, Gitarrist Chris Rörland und - ganz spontan - Gitarrist Thobbe Englund (der kürzlich seinen Ausstieg aus der Band bekannt gegeben hat), haben wir über Recherche, Geschichte und Zeitreisen gesprochen. Wobei die schwedischen Musiker bei letzterem besonders kreativ wurden.
Wie geht’s euch?
Alle: Gut, wirklich gut.
Pär: Wir waren die letzten drei Tage im «Nuclear Blast»-Büro in Donzdorf und machten das, was wir jetzt auch tun: mit Journalisten sprechen …
Thobbe: … Karten unterschreiben …
Müde?
Thobbe: … Nein, es war gut!
Pär: Es ist cool, die Reaktionen der Journalisten zu sehen, wenn sie das Album hören – wie findest du es?
Sehr gut, gefällt mir!
Pär: Das freut mich, zu hören!
Und mich erst! Pär, gleich eine Frage an dich als Schreiber der Songs: Wie viel Recherche steckt hinter deinen Texten?
Pär: Das kommt drauf an. Wir haben Songs, die nicht wahnsinnig viel Recherche brauchen. Zum Beispiel der Song «Sparta». Der wurde grundsätzlich geschrieben, als der Film «300» raus kam. Und der Film ist die ganze Inspiration dahinter. Wir recherchierten nur ein bisschen nach, um sicher zu gehen, dass das alles nicht kompletter Bullshit ist. Wir waren auch bei den Thermopylen – oder was davon übrig ist, die letzten zweieinhalbtausend Jahre haben zerstört, was ursprünglich da war, und der Wasserpegel hat sich auch verändert. Aber wir waren dort. Dieser Song war jedenfalls einfach zu recherchieren.
Aber es gibt natürlich andere, die komplizierter sind. Eingenommen der letzte auf dem neuen Album: «The Last Battle». Die Handlung ist aus einem Buch, welches ich vor ein paar Jahren von einem Fan aus Amerika erhalten habe. Er meinte, ich sollte es lesen, es sei ein aufregendes Buch, und vielleicht passt es, um einen Song darüber zu schreiben. Ich habe nicht das ganze gelesen, weil ich sehr schlecht bin im Lesen von Büchern. Man findet sonst aber sehr wenig über das Thema. Also musste ich die Seiten überfliegen und zwischen den Zeilen lesen, um das ganze zu verstehen. Es ist eine grossartige Geschichte. Und die Teile, die ich gelesen habe, waren genug, um den Song zu schreiben.
Aber es ist sehr unterschiedlich, wie viel Recherche ein Song braucht.
Chris: Ich würde auch ins Jahr 1912 auf die Titanic gehen und alle vor dem Eisberg warnen.
Möchtet ihr die Leute mit euren Songs dazu inspirieren, sich mehr für Geschichte zu interessieren?
Thobbe: Es gibt tatsächlich Lehrer, die auf uns zukommen und sagen, dass ihre Schüler sich mehr für Geschichte interessieren, wegen uns. Das ist wirklich cool.
Pär: Wenn die Menschen mehr über Geschichte wissen, ist die Chance kleiner, dass sie den gleichen Fehler nochmals machen. Aber unglücklicherweise töten sich die Menschen trotzdem jeden Tag und scheinen nicht damit aufzuhören. Ich denke nicht, dass unsere Musik ausschlaggebend ist, dass sich die Meinung der Menschen über das Töten ändert, aber wir können immer hoffen, und vielleicht ändert es eine Person oder macht einfach jemanden glücklicher. Das ist auch cool.
«Sabaton» ist ein Teil einer mittelalterlichen Rüstung. Die meisten eurer Songs spielen aber im 20. Jahrhundert.
Pär: Es ist jetzt 17 Jahre her, dass wir uns diesen Namen gegeben haben. Damals war es einfach ein cooler Name und ein nettes Logo. Am Anfang haben wir auch Songs über Fantasy und so geschrieben. Aber die Zeit vergeht und 2004 haben wir das Album «Primo Victoria» gemacht. Da haben wir begonnen, über Kriegsführung zu schreiben. Das Mittelalter-Ding hat da nicht wirklich reingepasst. Wie auch immer, auf dem neuen Album hat sich das eh geändert, weil wir da die letzten zweieinhalbtausend Jahre abgedeckt haben.
Wenn ihr eine Zeitmaschine hättet – in welches Jahr würdet ihr reisen?
Chris: Hmm … ich würde zurück in die Dinosaurier-Zeit. Warum nicht? Das wäre cool.
Thobbe: Ich würde in die 80er und all die grossartigen Bands erkunden. 1984 am besten.
Pär: Ich würde mit Thobbe gehen, ich würde auch gerne alles erleben, was in den 80ern Spass gemacht hat. Vielleicht 18 Jahre alt sein, wenn Iron Maiden «Number of the Beast» rausbringen.
Alle: Boah ja, das wäre super!
Pär: Dabei zu sein, wie die Geschichte des Heavy Metals geschaffen wird … klar wäre es auch cool, weiter zurück zu gehen und ein Pirat zu sein, aber die meiste Zeit hängst du dann da über der Reling und bist seekrank, und du wirst gehängt, gestreckt und gevierteilt … also ich würde bevorzugen, Heavy Metal zu hören.
Chris: Ich würde auch ins Jahr 1912 auf die Titanic gehen und alle vor dem Eisberg warnen.
Thobbe: Oder, zurück in die Zeit, um die besten und berühmtesten Songs zu schreiben, bevor sie die anderen schreiben können!
Die kommende Tour zu «The Last Stand» heisst «The Last Tour». Ich hoffe, das ist nur der Name, und eure Fans müssen euch nicht beim Wort nehmen?
Pär: Das ist der Name. Aber schlussendlich kann man nie wissen. Ich würde nie sagen, dass es uns ewig geben wird, oder etwas versprechen, das ich eventuell nicht halten kann. Es ist alles sehr cool, aber am Ende kann man nie wissen was passiert.
Wie steht’s um euer eigenes Sabaton-Open Air? Nächstes Jahr feiert es 10-jähriges Jubiläum.
Pär: Ehrlichgesagt hätten wir nie gedacht, dass das so lange und so gut laufen wird. Eigentlich ist es eine dumme Idee, so etwas in Falun zu veranstalten. Es ist unsere Heimatstadt und wunderschön, aber es leben halt nicht sehr viele Menschen dort. Deshalb macht es eigentlich keinen Sinn. Wir haben schon oft darüber diskutiert, das Festival irgendwo nach Deutschland zu verlegen. Wir hätten etwa drei mal so viel Publikum. Aber schlussendlich geht es um die Fans, auch um die in unserer Heimat. Und für diese tun wir das. Und es gibt ja auch noch die «Sabaton Cruise».
Für «The Last Tour» habt ihr die Heavy Metal-Legeden Accept als Special Guest gewonnen. Was verbindet euch mit Accept?
Pär: Wir sind sehr glücklich, dass Accept vor uns spielen wird. Einige von uns bezeichnen Accept als ihre Lieblingsband. Das wird überhaupt eine grossartige Tour!
Sabaton - «Blood of Bannockburn»
- Sabaton spielen am 3. Februar in der Basler St. Jakobshalle.
- Ticket gibt es beim Ticketcorner