«Kurt» von Jesse Frohman

Kultur aus New York:Kurt Cobain's Fotosession
Kurt Cobain fotografiert von Jesse Frohman
Bildquelle: 
©Jesse Frohman/courtesy of Morrison Hotel Gallery

Ich trug karierte Flanellhemden, Schnürstiefel, löchrige, zerfranste Jeans, einen gefakten Nasenring und meine Haare durchlebten die ganze Farbpalette von Rot über Grün bis zu Blau. Alle Hüllen meiner Schulhefte waren vollgeschrieben mit solch tiefgreifenden Zitaten wie: «I won‘t eat anything green.» oder «I bought a gun and chose drugs instead.»

 

Meine Englischkenntnisse waren damals noch ziemlich beschränkt, deshalb konnte ich mir die Bedeutung dieser Sätze nur halbwegs zusammen reimen. Aber das war von geringer Wichtigkeit, denn es waren die Worte meines Idols, Kurt Cobain, und nur das zählte. Mein Gesichtsausdruck war meist nicht zu offen oder fröhlich, denn das galt als uncool. Für meine Roxette hörenden Freunde empfand ich nur Mitleid.

 

Ach, das waren noch Zeiten… Als Grunge die Musikwelt eroberte und Nirvana die Leader einer ganzen Undergroundbewegung wurden. Nun, viele Jahre später, bietet die Morrison Hotel Gallery in New York die Ausstellung «Kurt».

 

«Kurt» zeigt Fotos von Kurt Cobain und seiner Band, die vom bekannten Fotografen Jesse Frohman für das London Observer Magazine geschossen wurden.

 

Er war erstaunlich einfach zu fotografieren.

 

Als ich mit Jesse spreche, erinnert er sich, dass der Fototermin auf den 15. November 1993 um 11 Uhr morgens angesetzt war. Dave Grohl und Krist Novoselic seien pünktlich gewesen, Kurt Cobain dagegen sei unauffindbar gewesen. «Drei Stunden später erschien er in einem Leopardenfell-Mantel, einer Jägermütze, einer weissen Frauensonnenbrille und mit rotem Lack an den Fingernägeln» erzählt Jesse Frohman und ergänzt: «Es blieben 15 Minuten um das Shooting durchzuführen.»

 

Jesse erzählt weiter, dass er Kurt‘s Aufmachung ziemlich interessant fand, doch in erster Linie einfach froh gewesen sei, dass der Sänger doch noch aufgetaucht war. Ruhig und nicht sehr lebhaft sei Kurt an diesem Tag gewesen. «Die Situation war eine Herausforderung», erklärt mir Jesse, denn normalerweise brauche es eine gewisse Zeit, damit das Modell sich entspannt, sich wohl fühlt und dem Fotografen vertraut. Mit Kurt war das anders. «Er war erstaunlich einfach zu fotografieren», sagt Jesse.

 

Nach dem eigentlichen Termin hatte der Fotograf die Möglichkeit, bei den Proben und dem legendären Unplugged-Konzert weitere Bilder zu schiessen. Jesse Frohman erzählt, dass er danach Kurt fragte, ob er noch mehr Fotos machen solle und Kurt mit einem simplen «No», ohne weitere Erklärungen, die Sache beendete. 

 

Kurt Cobain starb ungefähr fünf Monate später.

 

Nie hätte der Fotograf gedacht, dass diese Bilder einmal so berühmt werden würden. Er erklärt es sich damit, dass Kurt Cobain nach seinem Tod noch bekannter wurde und über die Jahre einen Ikonenstatus erreichte.

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 22. April zu sehen. Die eigentliche Morrison Hotel Gallery in Soho ist recht klein. Wenn man aber nett fragt, wird einem das Loft im ersten Stock gezeigt, in dem sogar noch mehr Fotos der Band an den Wänden hängen.

 

Morrison Hotel Gallery:

https://www.morrisonhotelgallery.com/

 

Jesse Frohman:

http://www.jessefrohman.com/

Noemi Di Gregorio / Mi, 11. Apr 2012